Die Schulhistoriographie über die Zwischenkriegszeit Österreichs ist bis heute stark dominiert vom Schaffen des sozialdemokratischen Bildungspolitikers Otto Glöckel und der mit ihm verbundenen Wiener Schulreform. Diese wurde gegen den zunehmenden Widerstand des christlich-konservativen Lagers vorangetrieben und teilweise durchgesetzt, bis sie unter der Herrschaft Dollfuß' in weiten Teilen wieder umgekehrt wurde. Die Autorin hat es sich zur Aufgabe, die "andere Seite" - die Konservativen, die Widerständigen - als Protagonist in den Fokus zu rücken und zur Sprache kommen zu lassen. Untersucht wurde, wie christliche LehrerInnen über Erziehung sprachen, welche Werte, Problemfelder, Vorstellungen und Interessen ihren Diskurs strukturierten und welche politischen Forderungen daraus abgeleitet wurden. Im Ergebnis ist die christlich-konservative Perspektive auf Erziehung und Unterricht beschrieben, deren Kenntnis eine differenziertere Betrachtung auf damalige politische und gesellschaftliche Konflikte ermöglicht.