DER NEUE "EWIGE BRUNNEN": 1.200 GEDICHTE ZU ALLEN LEBENSLAGEN
Die Gedichtsammlung "Der ewige Brunnen" ist seit vielen Jahrzehnten ein Klassiker. Millionen von Leserinnen und Lesern haben hier die Welt der deutschen Lyrik entdeckt und erkundet. In diesem schier unerschöpflichen Lesebuch spiegeln sich die Lebenserfahrungen von Jahrhunderten. Jetzt erscheint es in einer Neuausgabe, in der Dirk von Petersdorff berühmte und kanonische Gedichte mit frischen Stimmen aus der Vergangenheit wie aus der Gegenwart vereinigt hat.
Von Brentano bis Bachmann, von Goethe bis Gernhardt, von Luther bis Udo Lindenberg reicht die Bandbreite der Autorinnen und Autoren, deren schönste und beste Gedichte im "Ewigen Brunnen" versammelt sind. Dirk von Petersdorff hat die Anthologie bis in die Gegenwart fortgeführt. Er hat mehr Gedichte von Frauen als je zuvor aufgenommen und das kulturelle Spektrum der Auswahl erweitert. Erstmals stehen im neuen "Ewigen Brunnen" auch einige erstklassigeSongtexte. Die Gedichte sind nach Lebenssituationen und Themen gruppiert. So finden sich hier Gedichte über die Jugend und über das Alter, über die Höhen und Tiefen der Liebe, über Aufbrüche und Umbrüche, Ermutigung und Trost. Die Natur wird besungen und die Lebenskunst, es gibt Gedichte zum Lachen und politische Lyrik, Gedichte von Heimweh und Fernweh, von Glaube und Zweifel. Der "Ewige Brunnen" ist ein einzigartiger Quell des Vergnügens, der Klugheit und der Weisheit
Der Klassiker - grundlegend erneuert für die Gegenwart Eine wundervolle Mischung aus kanonischen Gedichten und frischen Stimmen Vielfältiger, weiblicher, moderner Ein Spiegel der Lebenserfahrungen aus zwölf Jahrhunderten Seit Erscheinen 800.000 verkaufte Exemplare Neu dabei: Marlene Dietrich, Element of Crime, Nico Bleutge, Ursula Krechel, Marion Poschmann, Lutz Seiler, Tocotronic, Udo Lindenberg, Judith Holofernes und viele andere
Die Gedichtsammlung "Der ewige Brunnen" ist seit vielen Jahrzehnten ein Klassiker. Millionen von Leserinnen und Lesern haben hier die Welt der deutschen Lyrik entdeckt und erkundet. In diesem schier unerschöpflichen Lesebuch spiegeln sich die Lebenserfahrungen von Jahrhunderten. Jetzt erscheint es in einer Neuausgabe, in der Dirk von Petersdorff berühmte und kanonische Gedichte mit frischen Stimmen aus der Vergangenheit wie aus der Gegenwart vereinigt hat.
Von Brentano bis Bachmann, von Goethe bis Gernhardt, von Luther bis Udo Lindenberg reicht die Bandbreite der Autorinnen und Autoren, deren schönste und beste Gedichte im "Ewigen Brunnen" versammelt sind. Dirk von Petersdorff hat die Anthologie bis in die Gegenwart fortgeführt. Er hat mehr Gedichte von Frauen als je zuvor aufgenommen und das kulturelle Spektrum der Auswahl erweitert. Erstmals stehen im neuen "Ewigen Brunnen" auch einige erstklassigeSongtexte. Die Gedichte sind nach Lebenssituationen und Themen gruppiert. So finden sich hier Gedichte über die Jugend und über das Alter, über die Höhen und Tiefen der Liebe, über Aufbrüche und Umbrüche, Ermutigung und Trost. Die Natur wird besungen und die Lebenskunst, es gibt Gedichte zum Lachen und politische Lyrik, Gedichte von Heimweh und Fernweh, von Glaube und Zweifel. Der "Ewige Brunnen" ist ein einzigartiger Quell des Vergnügens, der Klugheit und der Weisheit
Der Klassiker - grundlegend erneuert für die Gegenwart Eine wundervolle Mischung aus kanonischen Gedichten und frischen Stimmen Vielfältiger, weiblicher, moderner Ein Spiegel der Lebenserfahrungen aus zwölf Jahrhunderten Seit Erscheinen 800.000 verkaufte Exemplare Neu dabei: Marlene Dietrich, Element of Crime, Nico Bleutge, Ursula Krechel, Marion Poschmann, Lutz Seiler, Tocotronic, Udo Lindenberg, Judith Holofernes und viele andere
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Alexander Kosenina freut sich, dass Dirk von Petersdorff den "lyrischen Hausschatz", ursprünglich 1955 von Ludwig Reiners zusammengestellt, vertieft und erweitert hat. In einem historischen und thematischen Querschnitt versammelt der Band Gedichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, gebündelt in Kategorien wie "Kindheit, Alter und Tod" oder "Liebe, Ehe und Glaube", die der Herausgeber vom Reiners übernommen habe, die aber sinnnigerweise um einige aktuellere Kategorien ergänzt würden: So liest Kosenina auch von "Krieg, Flucht, Vernichtung" (wobei auch hier eher Gryphius und Celan vorkommen als die Fluchtbewegungen seit 2015, wie der Kritiker anmerkt), und begrüßt auch die Einbeziehung jüngerer und populärerer Stimmen wie etwa in den Lyrics von Udo Lindenberg oder Herbert Grönemeyer. Auch das von Petersdorff neu eingeführte Kapitel zur "Reflexionslyrik" findet Kosenina spannend. Insgesamt eine reichhaltige und "kluge" Zusammenstellung, lobt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2023Lyrisch betreutes Leben
Klassiker ganz frisch: Dirk von Petersdorff hat den "Ewigen Brunnen" deutschsprachiger Gedichte von 1955 gründlich vertieft und neu zum Sprudeln gebracht
Eine Sammlung deutscher Gedichte aus zwölf Jahrhunderten mit dem Kinderreim "Heile, heile Segen" zu eröffnen, ist ein starker erster Aufschlag. Denn mit nur vier Zeilen, die schon der Volkslieder-Simrock verzeichnete, wird bewiesen, was Lyrik alles kann: trösten, verzaubern, melodisch ergreifen, vom Schmerz ablenken, psychosomatisch heilen. Der Dichter und Literaturwissenschaftler Dirk von Petersdorff verneigt sich mit diesem Beginn zugleich vor Ludwig Reiners. Der hatte 1955 unter dem Titel "Der ewige Brunnen" ein "Volksbuch deutscher Dichtung" begründet, das bis zu einer ersten Revision durch Albert von Schirnding 2005 einen lyrischen Hausschatz für viele darstellte. Reiners versuchte mit seinen knapp tausend Seiten mehr als ein Buch an die Hand zu geben, er wollte, dass die Sammlung "ein Teil des gelebten Lebens" werde. Gewidmet hatte er sie seiner "neunzigjährigen Mutter, als Dank für die vielen Gedichte, die sie mich von Kind an gelehrt hat". Mit Sicherheit war da "Heile, heile Segen" dabei.
Reiners griff eine Idee von Goethe auf. Der wurde 1808 von dem Jenaer Philosophen Friedrich Immanuel Niethammer zu einer großen Textsammlung aufgefordert. Aus Karlsbad ließ der Geheimrat wissen, dass er einen solchen Plan schon lange verfolge. Er bitte diesen aber geheim zu halten, damit er nicht "durch geschäftige Hände auf eine ungeschickte Weise zu Tag gefördert" werde. Außerdem dachte Goethe gleich selbst geschäftstüchtig an ein Generalprivileg, um unerlaubte Nachdrucke zu verhindern. Doch aus all dem wurde nichts, lediglich "Acta die Verfassung eines lyrischen Volcksbuches betr." sind als Faszikel erhalten. Was zählt, ist aber der Einfall, den Reiners dann nach lebensweltlichen Rubriken wie "Kindheit, Alter und Tod", "Liebe, Ehe und Glaube", "Natur, Lebenskunst und Kulinarisches", "Schicksal, Schwermut und Heiterkeit" mit Gedichten aus allen Epochen füllte. Diese Struktur übernimmt Petersdorff weitgehend, überschreibt die Kapitel aber mit etwas moderneren Begriffen.
Da ist etwa das zu bedrückender Aktualität gelangte Thema "Krieg, Flucht, Vernichtung". Auf Gryphius' bittere "Tränen des Vaterlands Anno 1636" antwortet Johannes R. Becher mit dem gleichen Titel, "Anno 1937". Und Theodor Körners Schlacht-Hurra in den Befreiungskriegen tritt Chamissos "Invalid im Irrenhaus" entgegen, der mit gespaltenem Haupt all die Freiheitsrufe als böse Illusion durchschaut. Trakls "Grodek" und Celans "Todesfuge" fehlen natürlich nicht, der Genozid in Jugoslawien oder die Fluchtbewegungen seit 2015 bleiben aber ohne poetische Antwort.
Aktueller geht es in anderen Rubriken zu, etwa zur Jugend, die Petersdorff mit einer eigenen längeren Anrede "An eine Dreizehnjährige" eröffnet. Der sich stets jung gebende Udo Lindenberg kommt gleich hinzu, rockt "Gegen die Strömung" und die "Spießer". Im nächsten Abschnitt über die Liebe unterstützt ihn Sven Regner, wie überhaupt mit dem Nobelpreis an Bob Dylan der Mut gestiegen ist, Songtexte als Lyrik aufzuwerten. Aus dem neuen "Brunnen" tönen auch Herbert Grönemeyer, die Comedian Harmonists oder die Bands Ideal und Tocotronic. Überhaupt ist die Sammlung viel jünger geworden, zwei Dutzend aller Beitragenden wurde erst nach Reiners Fassung von 1955 geboren.
Das Bekenntnis zur Beliebtheit und Popularität teilt Petersdorff mit seinen Vorgängern, nicht zuletzt - so das Vorwort -, um "in jüngeren Generationen" für das "Verständnis lyrischer Formen" zu werben. "Zauberworte" wie in Hofmannsthals "Weltgeheimnis", die schon der "tiefe Brunnen" dunkel verheißt und über die man länger nachdenken muss, schließt das nicht aus. Christian Metz hat mit seinem Buch "Poetisch Denken" (2018) die These entwickelt, dass Gedichte der Gegenwart nach der Jahrtausendwende ein völlig neues Niveau erreicht haben. Die Erlebnislyrik haben Monika Rinck, Jan Wagner, Ann Cotten, Steffen Popp und andere weit hinter sich gelassen, um zu einer neuen Denkraum- und Unschärfepoesie fortzuschreiten. Auch sie sind im neuen "Brunnen" fast alle vertreten. Hinter dem lustigen Robert Gernhardt mit elf Texten stehen sie aber weit zurück.
Reflexionslyrik in einem metapoetischen Sinne findet sich in der gegenüber Reiners' völlig neuen Rubrik "Über die Dichter". Da kann es einfach zugehen wie mit Morgensterns ästhetischem Wiesel, das nur um des Reimes willen "saß auf einem Kiesel / inmitten Bachgeriesel". Oder in Horst Bieneks Figurengedicht "Wörter" in Form eines sich öffnenden Wörter-Fallschirms, denn "wer euch richtig / öffnet / schwebt". Schiller fasst in einem Distichon über "Sprache" deren Verhältnis zum Denken schon raffinierter: "Spricht die Seele, so spricht ach! schon die Seele nicht mehr." Mehr als gerecht ist, dass in diesem Kapitel zwei Autorinnen des Barocks, Sibylla Schwarz und Susanna Elisabeth Zeidler, das letzte Wort haben, das sie den Männern entgegenhalten: "Wenn man uns so wie euch, die Künste gösse ein, / So wollten wir euch auch hierinnen gleicher sein."
Walther von der Vogelweides "Ich saz ûf eime steine", das bei Reiners erstaunlicherweise fehlte, hätte man der literarischen Selbstbesinnung zuordnen können. Petersdorff eröffnet damit lieber eine weitere neue Abteilung zur Politik. Zu Recht, denn Walter erkennt in diesen vielleicht bekanntesten Versen des Mittelalters, warum Besitz, Ehre und Gnade nicht in ein Gefäß passen wollen, schon gar nicht in ein Herz. Denn "untriuwe ist in der sâze, / gewalt vert ûf der strâze, / fride unde reht sint sêre wunt", in der Übersetzung von Peter Wapnewski: "Verrat lauert im Hinterhalt, / Gewalttat zieht auf der Straße, / Friede und Recht sind todwund". In diesem alten Sinne von "prudentia politica" ist noch in anderen Gedichten die Rede, dann aber auch von staatlichen Mächten. Etwa als der Paris-Exilant Heine im "Wintermärchen" die deutsche Grenze erreicht, wenn Mascha Kaléko diesem "Refugee" im "Emigranten-Monolog" antwortet oder Brecht dieses letzte Wort ersetzen will durch Fliehende, Verbannte, Vertriebene, weil ein solcher Schritt eben nie "nach freiem Entschluß" erfolgt. Schließlich ist Sprache auch politisch, wie Ernst Jandl in "Lichtung" deutlich belegt: "manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht / velwechsern. / werch ein illtum!"
Dank dem Herausgeber für diese klug zusammengestellte Sammlung, die einen breiten historischen und thematischen Querschnitt bietet. Und dass im Abschnitt "Stadt, Land, Fluss" neben etlichen Berlin-Gedichten auch Friedrich Stoltzes "Mei Frankfort" vorkommt, mag manche freuen: "Es ist kää Stadt uff der weite Welt, / die so mer wie mei Frankfort gefällt, / un es will mer net in mei Kopp enei: / Wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!" ALEXANDER KOSENINA
"Der ewige Brunnen". Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten.
Gesammelt und hrsg. von Dirk von Petersdorff. Verlag C. H. Beck, München 2023. 1167 S., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Klassiker ganz frisch: Dirk von Petersdorff hat den "Ewigen Brunnen" deutschsprachiger Gedichte von 1955 gründlich vertieft und neu zum Sprudeln gebracht
Eine Sammlung deutscher Gedichte aus zwölf Jahrhunderten mit dem Kinderreim "Heile, heile Segen" zu eröffnen, ist ein starker erster Aufschlag. Denn mit nur vier Zeilen, die schon der Volkslieder-Simrock verzeichnete, wird bewiesen, was Lyrik alles kann: trösten, verzaubern, melodisch ergreifen, vom Schmerz ablenken, psychosomatisch heilen. Der Dichter und Literaturwissenschaftler Dirk von Petersdorff verneigt sich mit diesem Beginn zugleich vor Ludwig Reiners. Der hatte 1955 unter dem Titel "Der ewige Brunnen" ein "Volksbuch deutscher Dichtung" begründet, das bis zu einer ersten Revision durch Albert von Schirnding 2005 einen lyrischen Hausschatz für viele darstellte. Reiners versuchte mit seinen knapp tausend Seiten mehr als ein Buch an die Hand zu geben, er wollte, dass die Sammlung "ein Teil des gelebten Lebens" werde. Gewidmet hatte er sie seiner "neunzigjährigen Mutter, als Dank für die vielen Gedichte, die sie mich von Kind an gelehrt hat". Mit Sicherheit war da "Heile, heile Segen" dabei.
Reiners griff eine Idee von Goethe auf. Der wurde 1808 von dem Jenaer Philosophen Friedrich Immanuel Niethammer zu einer großen Textsammlung aufgefordert. Aus Karlsbad ließ der Geheimrat wissen, dass er einen solchen Plan schon lange verfolge. Er bitte diesen aber geheim zu halten, damit er nicht "durch geschäftige Hände auf eine ungeschickte Weise zu Tag gefördert" werde. Außerdem dachte Goethe gleich selbst geschäftstüchtig an ein Generalprivileg, um unerlaubte Nachdrucke zu verhindern. Doch aus all dem wurde nichts, lediglich "Acta die Verfassung eines lyrischen Volcksbuches betr." sind als Faszikel erhalten. Was zählt, ist aber der Einfall, den Reiners dann nach lebensweltlichen Rubriken wie "Kindheit, Alter und Tod", "Liebe, Ehe und Glaube", "Natur, Lebenskunst und Kulinarisches", "Schicksal, Schwermut und Heiterkeit" mit Gedichten aus allen Epochen füllte. Diese Struktur übernimmt Petersdorff weitgehend, überschreibt die Kapitel aber mit etwas moderneren Begriffen.
Da ist etwa das zu bedrückender Aktualität gelangte Thema "Krieg, Flucht, Vernichtung". Auf Gryphius' bittere "Tränen des Vaterlands Anno 1636" antwortet Johannes R. Becher mit dem gleichen Titel, "Anno 1937". Und Theodor Körners Schlacht-Hurra in den Befreiungskriegen tritt Chamissos "Invalid im Irrenhaus" entgegen, der mit gespaltenem Haupt all die Freiheitsrufe als böse Illusion durchschaut. Trakls "Grodek" und Celans "Todesfuge" fehlen natürlich nicht, der Genozid in Jugoslawien oder die Fluchtbewegungen seit 2015 bleiben aber ohne poetische Antwort.
Aktueller geht es in anderen Rubriken zu, etwa zur Jugend, die Petersdorff mit einer eigenen längeren Anrede "An eine Dreizehnjährige" eröffnet. Der sich stets jung gebende Udo Lindenberg kommt gleich hinzu, rockt "Gegen die Strömung" und die "Spießer". Im nächsten Abschnitt über die Liebe unterstützt ihn Sven Regner, wie überhaupt mit dem Nobelpreis an Bob Dylan der Mut gestiegen ist, Songtexte als Lyrik aufzuwerten. Aus dem neuen "Brunnen" tönen auch Herbert Grönemeyer, die Comedian Harmonists oder die Bands Ideal und Tocotronic. Überhaupt ist die Sammlung viel jünger geworden, zwei Dutzend aller Beitragenden wurde erst nach Reiners Fassung von 1955 geboren.
Das Bekenntnis zur Beliebtheit und Popularität teilt Petersdorff mit seinen Vorgängern, nicht zuletzt - so das Vorwort -, um "in jüngeren Generationen" für das "Verständnis lyrischer Formen" zu werben. "Zauberworte" wie in Hofmannsthals "Weltgeheimnis", die schon der "tiefe Brunnen" dunkel verheißt und über die man länger nachdenken muss, schließt das nicht aus. Christian Metz hat mit seinem Buch "Poetisch Denken" (2018) die These entwickelt, dass Gedichte der Gegenwart nach der Jahrtausendwende ein völlig neues Niveau erreicht haben. Die Erlebnislyrik haben Monika Rinck, Jan Wagner, Ann Cotten, Steffen Popp und andere weit hinter sich gelassen, um zu einer neuen Denkraum- und Unschärfepoesie fortzuschreiten. Auch sie sind im neuen "Brunnen" fast alle vertreten. Hinter dem lustigen Robert Gernhardt mit elf Texten stehen sie aber weit zurück.
Reflexionslyrik in einem metapoetischen Sinne findet sich in der gegenüber Reiners' völlig neuen Rubrik "Über die Dichter". Da kann es einfach zugehen wie mit Morgensterns ästhetischem Wiesel, das nur um des Reimes willen "saß auf einem Kiesel / inmitten Bachgeriesel". Oder in Horst Bieneks Figurengedicht "Wörter" in Form eines sich öffnenden Wörter-Fallschirms, denn "wer euch richtig / öffnet / schwebt". Schiller fasst in einem Distichon über "Sprache" deren Verhältnis zum Denken schon raffinierter: "Spricht die Seele, so spricht ach! schon die Seele nicht mehr." Mehr als gerecht ist, dass in diesem Kapitel zwei Autorinnen des Barocks, Sibylla Schwarz und Susanna Elisabeth Zeidler, das letzte Wort haben, das sie den Männern entgegenhalten: "Wenn man uns so wie euch, die Künste gösse ein, / So wollten wir euch auch hierinnen gleicher sein."
Walther von der Vogelweides "Ich saz ûf eime steine", das bei Reiners erstaunlicherweise fehlte, hätte man der literarischen Selbstbesinnung zuordnen können. Petersdorff eröffnet damit lieber eine weitere neue Abteilung zur Politik. Zu Recht, denn Walter erkennt in diesen vielleicht bekanntesten Versen des Mittelalters, warum Besitz, Ehre und Gnade nicht in ein Gefäß passen wollen, schon gar nicht in ein Herz. Denn "untriuwe ist in der sâze, / gewalt vert ûf der strâze, / fride unde reht sint sêre wunt", in der Übersetzung von Peter Wapnewski: "Verrat lauert im Hinterhalt, / Gewalttat zieht auf der Straße, / Friede und Recht sind todwund". In diesem alten Sinne von "prudentia politica" ist noch in anderen Gedichten die Rede, dann aber auch von staatlichen Mächten. Etwa als der Paris-Exilant Heine im "Wintermärchen" die deutsche Grenze erreicht, wenn Mascha Kaléko diesem "Refugee" im "Emigranten-Monolog" antwortet oder Brecht dieses letzte Wort ersetzen will durch Fliehende, Verbannte, Vertriebene, weil ein solcher Schritt eben nie "nach freiem Entschluß" erfolgt. Schließlich ist Sprache auch politisch, wie Ernst Jandl in "Lichtung" deutlich belegt: "manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht / velwechsern. / werch ein illtum!"
Dank dem Herausgeber für diese klug zusammengestellte Sammlung, die einen breiten historischen und thematischen Querschnitt bietet. Und dass im Abschnitt "Stadt, Land, Fluss" neben etlichen Berlin-Gedichten auch Friedrich Stoltzes "Mei Frankfort" vorkommt, mag manche freuen: "Es ist kää Stadt uff der weite Welt, / die so mer wie mei Frankfort gefällt, / un es will mer net in mei Kopp enei: / Wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!" ALEXANDER KOSENINA
"Der ewige Brunnen". Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten.
Gesammelt und hrsg. von Dirk von Petersdorff. Verlag C. H. Beck, München 2023. 1167 S., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Der große Klassiker, runderneuert: von Minnesang bis Kurt Schwitters, von Sibylla Schwarz bis Judith Holofernes."
DIE ZEIT, Peter Neumann
"Jeden Tag ein Gedicht laut für sich lesen - und die Seele wird nie heimatlos."
DIE ZEIT, Ijoma Mangold
"Nach 70 Jahren von Dirk von Petersdorff neu bearbeitet. ... Es sind [nun] viele Frauen drin: Else Lasker-Schüler, Ingeborg Bachmann, Mascha Kaléko, Christine Lavant. Der Ewige Brunnen ist jetzt ein hochaktuelles Hausbuch. Alles, was wir suchen, ist in diesem Buch."
SRF Literaturclub, Elke Heidenreich
"Die erfolgreichste Gedichtanthologie der deutschen Literatur ... abgestaubt, durchgeschüttelt und neu sortiert - mit neuen Themenfeldern, vielen frischen Stimmen, darunter auch Songtexte, Gelegenheitsverse und wunderbarer Blödsinn."
FAZ Bücher-Podcast, Paul Ingendaay
"Eine Schatztruhe voll mit Gedichten von den Anfängen der deutschen Sprache bis in die Jetztzeit."
Augsburger Allgemeine, Stefan Dosch
"Klug zusammengestellte Sammlung, die einen breiten historischen und thematischen Querschnitt bietet."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Alexander Kosenina
"Die für den "Ewigen Brunnen" ausgewählten Gedichte können auf vielen Ebenen ehrliche Freude bringen."
Lübecker Nachrichten, Kristian Teetz
"Von alten Kinderabzählreimen bis zu Songtexten von Tocotronic und Lindenberg ist einfach alles drin, was glücklich macht und zu unserer Kultur gehört"
WDR4, Elke Heidenreich
"Der Verlag präsentiert die Sammlung nun mit einem neuen Herausgeber und Kurator: dem in Jena lehrenden Literaturwissenschaftler und Lyriker Dirk von Petersdorff. Er hat nicht nur die bisherige Auswahl komplett durchgesehen und den Bestand um rund die Hälfte durch neue Gedichte ersetzt, sondern die Sammlung auch bis ins 21. Jahrhundert weitergeführt."
Börsenblatt, Michael Roesler-Graichen
"Dirk von Petersdorff hat nun den Band als Herausgeber noch einmal und aufs Schönste aktualisiert: mit vielen Dichterinnen (von Louise Aston über Ann Cotten bis Unica Zürn) und Songtexten von den Comedian Harmonists bis Judith Holofernes."
Münchner Feuilleton, Thomas Betz
"Zu Petersdorffs weiteren Verdiensten gehört, das geschlechtliche Verhältnis der repräsentierten Autor/ innen verbessert zu haben ... Petersdorff gelingt die Runderneuerung, und zwar, indem er sich auf die Etymologie des Wortes 'Anthologie' besinnt. Es meint nichts anderes als 'Blütenlese.'"
Buchkultur, Alexandru Bulucz
"Ein Schatz"
WELT AM SONNTAG, Daniela Zinser
"Einfach mal blättern, entdecken, sich von Inhalt, Form und Klang ansprechen lassen."
Wiesbadener Kurier, Viola Bolduan
"Dieses Buch vereint wirklich alles, was in den Jahrhunderten Kostbares entstanden ist. ... Dirk von Petersdorff hat mit großer Liebe und Mühe und Genauigkeit das zusammengestellt, was uns wirklich im Moment erreicht."
Hessischer Rundfunk, Elke Heidenreich
"Seelentrost in den Wechselfällen eines Zeitalters der erlebten Unzuverlässigkeit."
Neue Osnabrücker Zeitung, Stefan Lüddemann
"Ein Buch, in dem sich festliest, wer es einmal aufgeschlagen hat."
Dresdner Morgenpost
"So ist das Buch, so ist die Poesie: Man findet zum Glück kein Ende."
Süddeutsche Zeitung Bücher des Sommers, Hilmar Klute
"Was kostet das? 28 Euro? Super!"
Anke Engelke
"Für alle, die Gedichte lieben, sich verschmökern möchten, und es spannend findet, dass ein modernes Gedicht neben einem 500 Jahre alten steht und sich trotzdem aufeinander beziehen."
SWR3, Matthias Kröner
"Berühmte und kanonische Gedichte mit frischen Stimmen aus der Vergangenheit aus der Gegenwart vereinigt."
Freunde der ZEIT Newsletter
DIE ZEIT, Peter Neumann
"Jeden Tag ein Gedicht laut für sich lesen - und die Seele wird nie heimatlos."
DIE ZEIT, Ijoma Mangold
"Nach 70 Jahren von Dirk von Petersdorff neu bearbeitet. ... Es sind [nun] viele Frauen drin: Else Lasker-Schüler, Ingeborg Bachmann, Mascha Kaléko, Christine Lavant. Der Ewige Brunnen ist jetzt ein hochaktuelles Hausbuch. Alles, was wir suchen, ist in diesem Buch."
SRF Literaturclub, Elke Heidenreich
"Die erfolgreichste Gedichtanthologie der deutschen Literatur ... abgestaubt, durchgeschüttelt und neu sortiert - mit neuen Themenfeldern, vielen frischen Stimmen, darunter auch Songtexte, Gelegenheitsverse und wunderbarer Blödsinn."
FAZ Bücher-Podcast, Paul Ingendaay
"Eine Schatztruhe voll mit Gedichten von den Anfängen der deutschen Sprache bis in die Jetztzeit."
Augsburger Allgemeine, Stefan Dosch
"Klug zusammengestellte Sammlung, die einen breiten historischen und thematischen Querschnitt bietet."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Alexander Kosenina
"Die für den "Ewigen Brunnen" ausgewählten Gedichte können auf vielen Ebenen ehrliche Freude bringen."
Lübecker Nachrichten, Kristian Teetz
"Von alten Kinderabzählreimen bis zu Songtexten von Tocotronic und Lindenberg ist einfach alles drin, was glücklich macht und zu unserer Kultur gehört"
WDR4, Elke Heidenreich
"Der Verlag präsentiert die Sammlung nun mit einem neuen Herausgeber und Kurator: dem in Jena lehrenden Literaturwissenschaftler und Lyriker Dirk von Petersdorff. Er hat nicht nur die bisherige Auswahl komplett durchgesehen und den Bestand um rund die Hälfte durch neue Gedichte ersetzt, sondern die Sammlung auch bis ins 21. Jahrhundert weitergeführt."
Börsenblatt, Michael Roesler-Graichen
"Dirk von Petersdorff hat nun den Band als Herausgeber noch einmal und aufs Schönste aktualisiert: mit vielen Dichterinnen (von Louise Aston über Ann Cotten bis Unica Zürn) und Songtexten von den Comedian Harmonists bis Judith Holofernes."
Münchner Feuilleton, Thomas Betz
"Zu Petersdorffs weiteren Verdiensten gehört, das geschlechtliche Verhältnis der repräsentierten Autor/ innen verbessert zu haben ... Petersdorff gelingt die Runderneuerung, und zwar, indem er sich auf die Etymologie des Wortes 'Anthologie' besinnt. Es meint nichts anderes als 'Blütenlese.'"
Buchkultur, Alexandru Bulucz
"Ein Schatz"
WELT AM SONNTAG, Daniela Zinser
"Einfach mal blättern, entdecken, sich von Inhalt, Form und Klang ansprechen lassen."
Wiesbadener Kurier, Viola Bolduan
"Dieses Buch vereint wirklich alles, was in den Jahrhunderten Kostbares entstanden ist. ... Dirk von Petersdorff hat mit großer Liebe und Mühe und Genauigkeit das zusammengestellt, was uns wirklich im Moment erreicht."
Hessischer Rundfunk, Elke Heidenreich
"Seelentrost in den Wechselfällen eines Zeitalters der erlebten Unzuverlässigkeit."
Neue Osnabrücker Zeitung, Stefan Lüddemann
"Ein Buch, in dem sich festliest, wer es einmal aufgeschlagen hat."
Dresdner Morgenpost
"So ist das Buch, so ist die Poesie: Man findet zum Glück kein Ende."
Süddeutsche Zeitung Bücher des Sommers, Hilmar Klute
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Anke Engelke
"Für alle, die Gedichte lieben, sich verschmökern möchten, und es spannend findet, dass ein modernes Gedicht neben einem 500 Jahre alten steht und sich trotzdem aufeinander beziehen."
SWR3, Matthias Kröner
"Berühmte und kanonische Gedichte mit frischen Stimmen aus der Vergangenheit aus der Gegenwart vereinigt."
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