Arthur Gottlein (1895-1977) stand meist in der zweiten Reihe, hatte aber dennoch alle Fäden in der Hand. Als Hilfsregisseur bei dutzenden Großproduktionen, als Aufnahme- und Produktionsleiter, später als Leiter der Shanghaier Puppenspiele. Von den Nationalsozialisten ins Exil getrieben, verhalf er später selbst vielen Menschen zur Weiterwanderung nach Übersee. Nach seiner Rückkehr engagierte er sich in der österreichischen Filmgewerkschaft. Er war gläubiger Jude und ein leidenschaftlicher Sammler. In penibel geführten Taschenkalendern, die aus den Jahren 1928 bis 1974 erhalten geblieben sind, notierte Gottlein neben jüdischen Festund Feiertagen jedes Telefonat, jedes Treffen, selbst erforderliche Einkäufe oder Lotto-Zahlen. Von ihm verfasste Artikel sowie hunderte Fotografien geben Einblick in das Leben dieses Überlebenskünstlers, Fädenziehers und Multitalents. Die Gründung der Shanghaier Puppenspiele, eines Marionettentheaters, in dem Stücke von Nestroy und Raimund auf Deutsch, Englisch und Chinesisch gezeigt wurden, ist eine der vielen Facetten seines kreativen Schaffens. Sein umfangreicher Nachlass, den er dem Filmarchiv Austria vermachte, ist eine reiche Quelle für die Erforschung des frühen österreichischen Films.
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