Der Fall Colonia Dignidad ist eines der dunkelsten Kapitel der bundesdeutschen Geschichte und bis heute in großen Teilen nicht aufgearbeitet. In der von deutschen Staatsbürgern in Chile gegründeten Siedlung wurde zwischen 1961 und 2005 missbraucht, misshandelt, gefoltert und gemordet. Medien und Menschenrechtsorganisationen berichteten früh darüber, das Auswärtige Amt und die bundesdeutsche Justiz schritten jedoch nicht ein. Jan Stehle hat hierzu in umfangreichen Recherchen Primärquellen aus Behörden- und Privatarchiven erschlossen. Er rekonstruiert detailliert die Verbrechen sowie das respektive Behördenverhalten und legt die Mitverantwortung von Bundesbehörden für die schweren Menschenrechtsverletzungen der Colonia Dignidad offen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Peter Burghardt kann es nicht fassen. Was Jan Stehle in seiner Dissertation akribisch und kenntnisreich, unnachgiebig und mutig aufdeckt, verschlägt ihm den Atem. Nicht nur das menschenverachtende Treiben der Verbrecherorganisation Colonia Dignidad unter dem Kinderschänder Paul Schäfer, das der Autor rekapituliert, schockiert den Rezensenten. Die Tatenlosigkeit deutscher Behörden, die Stehle beklagt, erscheint ihm skandalös. Stehles sachliche, gut strukturierte Dokumentation ist für Burghardt leuchtendes Beispiel und Aufruf zur Aufklärung und die Aufforderung, endlich die Opfer zu entschädigen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Jan Stehle hat [...] ein fundiert recherchiertes und zugleich äußerst politisches Buch vorgelegt. Dank seiner über 12-jährigen hartnäckigen Recherche ist er ein zentraler Akteur jener Aufarbeitungsgeschichte, die er beschreibt, und dürfte damit selbst in spätere Geschichtsbücher eingehen.«
Frank Bösch, H-Soz-u-Kult, 24.02.2022 20220224
Frank Bösch, H-Soz-u-Kult, 24.02.2022 20220224