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Berlin, Hauptstadt der DDR, 1987. Die Stadt ist von einer Unruhe erfasst, die sich kaum noch kontrollieren lässt. Da werden an einem Tag zwei Leichen gefunden, und nur die tote Frau war Republikbürgerin. Oberleutnant Otto Castorp bekommt es daher gleich mit den Kollegen von der Staatssicherheit zu tun. Der Tod des Westbesuchers verweist auf politische Hintergründe. Und auf fremde Geheimdienste. Die Spur führt nach Südafrika.
Und dann ist da noch Erika Fichte. Ihr Chef, verantwortlich für die Unterstützung des ANC durch die DDR: spurlos verschwunden. Erika macht sich auf die Suche.
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Produktbeschreibung
Berlin, Hauptstadt der DDR, 1987. Die Stadt ist von einer Unruhe erfasst, die sich kaum noch kontrollieren lässt. Da werden an einem Tag zwei Leichen gefunden, und nur die tote Frau war Republikbürgerin. Oberleutnant Otto Castorp bekommt es daher gleich mit den Kollegen von der Staatssicherheit zu tun. Der Tod des Westbesuchers verweist auf politische Hintergründe. Und auf fremde Geheimdienste. Die Spur führt nach Südafrika.

Und dann ist da noch Erika Fichte. Ihr Chef, verantwortlich für die Unterstützung des ANC durch die DDR: spurlos verschwunden. Erika macht sich auf die Suche.

In diesem Roman geht es um Verrat, um das Ende der Systeme - den Ostblock, den Westen, die Apartheid - und um Freiheit. Wobei Freiheit für jeden etwas anderes bedeutet.
Autorenporträt
Max Annas, geboren 1963, arbeitete lange als Journalist, lebte in Südafrika und wurde für seine Romane Die Farm (2014), Die Mauer (2016), Finsterwalde (2018) und Morduntersuchungskommission (2019) sowie zuletzt Morduntersuchungskommission: Der Fall Melchior Nikoleit(2020) fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Bei Rowohlt erschienen außerdem Illegal (2017), Der Hochsitz (2021) und Morduntersuchungskommission: Der Fall Daniela Nitschke(2022)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2022

Stahl und Diebstahl
Krimis in Kürze: Dorothy B. Hughes und Max Annas

Auch wer sich noch immer gut erinnern kann an Nicholas Rays Film "In A Lonely Place", in dem Humphrey Bogart einen seiner stärksten Auftritte hat, wird wenig wiedererkennen in dem Roman, auf dem der Film von 1950 beruht. Die beiden Drehbuchautoren hatten das drei Jahre zuvor erschienene Buch von Dorothy B. Hughes sehr gründlich und ideologisch sehr sorgfältig umgearbeitet, weil das Szenario so düster und moralisch fragwürdig erschien, dass es selbst für einen hartgesottenen Film noir zu hart war. Nun kann man diesen großen Roman einer fast vergessenen Pionierin des American Noir endlich wieder lesen, nachdem die 1999 im Union-Verlag erschienene Übersetzung lange vergriffen war.

"Ein einsamer Ort" (Atrium, 272 S., geb. 22,- Euro) ist die Geschichte eines ehemaligen Jagdfliegers, der in Los Angeles nach dem Zweiten Weltkrieg zum Serienmörder wird. Dixon Steele, in dessen Namen Stahl und Diebstahl zusammenklingen, lebt in den Tag hinein, er nimmt den kleinen Scheck seines Onkels, er hat Erfolg bei Frauen und ist zugleich misogyn: "Sie waren alle gleich. Betrügerinnen, Lügnerinnen, Huren." Er will ohne Arbeit zum großen Geld, fühlt sich deklassiert, zu kurz gekommen, nach der Gleichheit und Freiheit als Soldat im Krieg in der engen Nachkriegswelt versklavt und in seiner Männlichkeit gekränkt.

Dorothy B. Hughes (1904-1993), die vor allem in den Vierzigerjahren sehr produktiv war, ist eine begnadete Erzählerin. Sie hat ein Ohr für Dialoge, ein Auge für das Nachkriegs-Kalifornien, ein Gespür für den Rhythmus der Sätze. Und sie zeigt mit unnachahmlicher Präzision, wie dieser Steele sich immer tiefer im Labyrinth seiner Paranoia verirrt. Dass sein bester Freund und Kriegskamerad Brub Detective ist, der in der Mordserie ermittelt, dass Brubs Frau Steele nach und nach durchschaut, ist ein weiterer Beleg für Hughes' souveräne Anlage der Erzählung. Ein Kriminalroman, der in der Liga von Chandler, Hammett und Cain spielt.

Dass die DDR, im Gegensatz zum kapitalistischen Westen, ein Schauplatz für gute Kriminalromane war, kann man bezweifeln. Aber vielleicht ist das doch zu vorschnell und reflexhaft - oder aus der Reihe "Polizeiruf 110" abgeleitet, deren Fälle nie ernsthaft mit denen im "Tatort" konkurrieren konnten. Max Annas jedenfalls erschließt in seiner auf vier Bände angelegten Reihe, lange nach dem Ableben der DDR entstanden, ein beachtliches Potential.

In "Morduntersuchungskommission. Der Fall Daniela Nitschke" (Rowohlt, 368 S., geb., 22,- Euro) begegnet man zum dritten Mal dem Oberleutant Otto Castorp. Er wurde von Jena nach Berlin versetzt, es ist das Jahr 1987. Ronald Reagan steht in Sichtweite der Mauer und fordert, hörbar bis in Osten, den amtierenden Generalsekretär der KPdSU auf: "Mr. Gorbachev, tear down this wall!" Castorp und seine Kollegen sind mitten im Getümmel nahe der Mauer. Sie langen hin, wenn die Uniformierten Unterstützung brauchen. Aber sie haben andere Sorgen. Zwei Leichen: ein Musiker aus dem Westen, eine Kantinenhilfe aus dem Osten, ein paar Meter voneinander aufgefunden.

Die Handlung des Romans, in dem Familien- und Zeitgeschichte miteinander verwoben sind, springt zwischen Ost und West. Da ist der Jazzmusiker Billy, der aus Südafrika stammt, in Berlin lebt und ab und zu Kurierdienste für den ANC, den African National Congress, leistet, eine der Befreiungsbewegungen, die von der DDR unterstützt wurden. Neben dem gerade in seiner Durchschnittlichkeit interessanten Castorp, der ziemlich linientreu ist, sich aber beim Konzert von Miriam Makeba zur Berliner 750-Jahr-Feier langweilt, ermittelt heimlich die Stasi-Sekretärin Erika Fichte, die von ihrem Chef angesetzt wird, das Verschwinden jenes Genossen zu untersuchen, der die Waffenlieferungen nach Angola und Südafrika koordinierte.

Die Frontlinien sind recht unübersichtlich. Max Annas' nüchterner protokollarischer Stil ist genau die passende Form dafür. So gelingt es ihm, einen komplexen Fall souverän zu entfalten und zugleich ein Stück Mentalitätsgeschichte aus einem Land zu erzählen, dessen Bewohnern der sich abzeichnende Untergang ihrer Welt allenfalls schemenhaft bewusst war. Schon jetzt ist man gespannt auf den Abschluss von Annas' Reihe. PETER KÖRTE

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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensentin Sonja Hartl liest den dritten Teil von Max Annas' Krimireihe mit Spannung. Dem Thema der DDR-gestützten Befreiungsbewegungen in Afrika nimmt sich Annas laut Hartl mit Kenntnis und dramaturgischem Geschick an, indem er mehrere Handlungsstränge zusammenlaufen, eine Stasi-Sekretärin und einen Jazz-Bassisten aus Südafrika auftreten lässt und das Ganze so nüchtern wie möglich und mit genauer Figurenzeichnung präsentiert. Dass die Leserin hier außerdem Platz hat, selber Schlussfolgerungen anzustellen, hält Hartl für einen Garanten spannender Krimis.

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Max Annas' nüchterner protokollarischer Stil ist genau die passende Form dafür. So gelingt es ihm, einen komplexen Fall souverän zu entfalten und zugleich ein Stück Mentalitätsgeschichte aus einem Land zu erzählen, dessen Bewohnern der sich abzeichnende Untergang ihrer Welt allenfalls schemenhaft bewusst war. Schon jetzt ist man gespannt auf den Abschluss von Annas' Reihe. Peter Körte Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220801