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Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Musikwissenschaft, Note: 2,0, Universität Leipzig (Institut für Musikwissenschaft), Veranstaltung: Musikalische Stadtgeschichte, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Großteil des 18. Arrondissements von Paris, dem Montmartre, im späten 19. Jahrhundert war von Armut und Elend geprägt. Schmutz und Baufälligkeit waren deutliche Anzeichen, dass hier die unterste Schicht der aufblühenden Industriegesellschaft lebte beziehungsweise leben musste. Noch wenige Jahrzehnte vorher war der Montmartre nahezu das Gegenteil gewesen, seine später fast vollständig…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Musikwissenschaft, Note: 2,0, Universität Leipzig (Institut für Musikwissenschaft), Veranstaltung: Musikalische Stadtgeschichte, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Großteil des 18. Arrondissements von Paris, dem Montmartre, im späten 19. Jahrhundert war von Armut und Elend geprägt. Schmutz und Baufälligkeit waren deutliche Anzeichen, dass hier die unterste Schicht der aufblühenden Industriegesellschaft lebte beziehungsweise leben musste. Noch wenige Jahrzehnte vorher war der Montmartre nahezu das Gegenteil gewesen, seine später fast vollständig abgerissenen Windmühlen standen noch, statt gepflasterter Straßen und enger, dunkler Gassen zwischen einfachen Häusern prägten blühende Wiesen die Landschaft. Als solche war sie ein beliebtes Ausflugsziel des gehobenen Bürgertums gewesen, Aufenthaltsort für gemütliche Sonntagnachmittage. Wenn eben jene Bevölkerungsschicht sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufmachte, um den Hügel Montmartre zu besuchen, dann um den eisigen Schauer beim Anblick des zelebrierten Elends zu erleben, um aus gesitteten und gezierten Verhaltensnormen heruasgerissen zu werden und sich beleidigen, anpöbeln, verhöhnen zu lassen, um ihre sorgsam gehütete Schamhaftigkeit beim Anblick nackter Schenkel zu überreizen und sich somit am eklatanten Unterschied zwischen ihrer pedantisch gepflegten Alltagswelt und dem dekadenten Exzess am Rande der Stadt zu berauschen. Der gute Bürger stieg sauberen Fußes am Freitag Abend in den Fiaker, möglicherweise nach einem Theaterbesuch in der Comédie française oder der Grand Opéra, um von der Kutschenfahrt durchgeschüttelt eben diesen Fuß in den Schmutz des Boulevard Rochechouart zu setzen, wo Aristide Bruant seine Gäste beim Ein- und Hinaustreten als Schweine bezeichnete und sich zwischen seinen Chansons in groben Redensarten erging.
Schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum hatten sich die Gutgesitteten und Wohlhabenden in den Cafés concerts eingefunden, als sich diese als Lieblingstreffpunkt der Künstler und als Hochburg des Chansons und der Tanzvergnügungen herausbildeten. Und auch da flüchteten die Künstler mit ihren zahlreichen Vereinigungen und Clubs vor der zunehmenden Zahl der Besucher, die ein kleines Abenteuer zwischendurch und nicht einen anderen Lebensstil suchten. Mit einer solchen Flucht, nämlich der Hydropathen aus dem Café Voltaire in das neugegründete Chat Noir am Boulevard Rouchechouart, hatte auch die große Zeit der Chansonkultur am Montmartre ihren Anfang genommen, von der 1900 kaum mehr als ein touristisches Vergnügungszentrum mit größtenteils erotischen Attraktionen übriggeblieben war. [...]
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