Nach dem frühen WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft waren für viele Kritiker die Schuldigen rasch gefunden: Mesut Özil und Ilkay Gündogan, die sich im Vorfeld der WM mit dem despotischen türkischen Staatspräsidenten Erdogan hatten ablichten lassen, wurden erst zum Sündenbock abgestempelt, dann zur Zielscheibe übelster Beschimpfungen. Dietrich Schulze-Marmeling analysiert in diesem aktuellen Buch das sportliche Scheitern der Nationalelf, die Politik des DFB in der Foto-Affäre sowie die Frage, wie aus einer berechtigten Kritik eine rassistische Kampagne wurde. Den Anhang des Bandes bilden…mehr
Nach dem frühen WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft waren für viele Kritiker die Schuldigen rasch gefunden: Mesut Özil und Ilkay Gündogan, die sich im Vorfeld der WM mit dem despotischen türkischen Staatspräsidenten Erdogan hatten ablichten lassen, wurden erst zum Sündenbock abgestempelt, dann zur Zielscheibe übelster Beschimpfungen. Dietrich Schulze-Marmeling analysiert in diesem aktuellen Buch das sportliche Scheitern der Nationalelf, die Politik des DFB in der Foto-Affäre sowie die Frage, wie aus einer berechtigten Kritik eine rassistische Kampagne wurde. Den Anhang des Bandes bilden Beiträge von Diethelm Blecking, Robert Claus und Ilkays Bruder Ilker Gündogan zur langen Tradition der multiethnischen Nationalmannschaften in Deutschland, über Fußballer als "politische Botschafter" wider Willen und die Funktionsweise von Rassismus.
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Autorenporträt
Dietrich Schulze-Marmeling, geboren am 8. Dezember 1956 in Kamen/Westfalen, gehört zu den profiliertesten und produktivsten Fußballautoren- und historikern in Deutschland.Schulze-Marmelings erstes Fußballbuch erschien 1992 und trug den Titel "Der gezähmte Fußball. Zur Geschichte eines subversiven Sports." Christoph Biermann schwärmte damals in der "tageszeitung": "Manchmal schlägt man ein Buch auf und fragt sich nach einer durchlesenen Nacht, warum es das nicht schon vorher gegeben hat. (...) Dieses Buch schafft nämlich den Durchbruch. Es ist der erste ernsthafte Versuch einer Fußballgeschichte in Deutschland, die auch die politischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen des Spiels einbezieht. (...) Ein brillanter Steilpass aus defensiver Sprachlosigkeit und vagen Mittelfeldgeraune."Es folgten u.a. Bücher über Borussia Dortmund und den FC Bayern München, denen der Charakter von "Standardwerken" attestiert wurde. Ebenso erging es seinen Veröffentlichungen "Das goldene Buch der Fußballweltmeisterschaft" und "Das goldene Buch des deutschen Fußballs" (mit Hardy Grüne), die beide in mehreren Auflagen erschienen sind.Auch zur Geschichte großer internationaler Vereine hat Schulze-Marmeling erfolgreiche Bücher vorgelegt, so zum FC Barcelona, zu Manchester United, Celtic Glasgow und zuletzt zum FC Liverpool ("Reds").Für seine bislang wertvollste Veröffentlichung erachtet der Autor indes "Davidstern und Lederball. Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball", die mit dazu beitrug, dass die Geschichte des deutschen Fußballs "umgeschrieben" wurde. Der Literaturkritiker Helmut Böttiger urteilte in der "Zeit": "Eine absolut herausragende Veröffentlichung. Hier liegt der Idealfall vor: Fußball als Kulturgeschichte."Für das Buch "Der FC Bayern und seine Juden. Aufstieg und Zerschlagung einer liberalen Fußballkultur" wurde Schulze-Marmeling mit dem Preis für das Fußballbuch des Jahres ausgezeichnet.Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Fußballk
ultur und lebt in Altenberge bei Münster.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Thomas Kopietz hat Dietrich Schulze-Marmelings Buch über den "Fall Özil" mit Gewinn gelesen. Ohne Polemik, aber doch Stellung beziehend denkt der Autor hier nicht nur über die aktuelle Debatte nach, sondern äußert sich auch zu "Fußball, Deutschtürken, Integration und Rassismus" im Allgemeinen, erzählt der Kritiker. Dass auch Verbandsstrukturen und Personen, etwa Lothar Matthäus' Treffen mit Waldimir Putin oder Ramsan Kadyrov zur Sprache kommen, rechnet Kopietz hoch an.