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In ihrer Darstellung vom Fall Berlins, im Mai 1945, vermitteln Anthony Read und David Fisher ein eindrucksvolles Geschichtsbild. Beginnend mit den Olympischen Spielen 1936, schildern sie die Jahre bis zum Kriegsausbruch, die Entbehrungen und die Leiden der Berliner, als ihre Stadt den unzähligen Bombenangriffen der Alliierten ausgesetzt wird. Der dramatische Bericht findet seinen Höhepunkt in der Beschreibung der letzten Schlacht um Berlin, in der nicht ein Gebäude in der Innenstadt unversehrt blieb.

Produktbeschreibung
In ihrer Darstellung vom Fall Berlins, im Mai 1945, vermitteln Anthony Read und David Fisher ein eindrucksvolles Geschichtsbild. Beginnend mit den Olympischen Spielen 1936, schildern sie die Jahre bis zum Kriegsausbruch, die Entbehrungen und die Leiden der Berliner, als ihre Stadt den unzähligen Bombenangriffen der Alliierten ausgesetzt wird. Der dramatische Bericht findet seinen Höhepunkt in der Beschreibung der letzten Schlacht um Berlin, in der nicht ein Gebäude in der Innenstadt unversehrt blieb.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.04.1995

Lust am Untergang
Zwei britische Journalisten über das Kriegsende in Berlin

Anthony Read, David Fisher: Der Fall von Berlin. Aus dem Englischen von Herman W. Baadke, Friedrich Baadke und Uwe Carls. Aufbau-Verlag, Berlin 1995. 739 Seiten, 5 Karten, 49,90 Mark.

"Die Lust am Untergang": so nannte Friedrich Sieburg vor etlichen Jahren einen seiner glanzvoll polemischen Essaybände. Angesichts der Flut von Büchern und Fernsehsendungen, mit denen jetzt der fünfzigste Jahrestag des Kriegsendes buchstäblich vermarktet wird, gewinnt seine lakonische Formel erneut Aktualität. Immer häufiger tauchen auf dem Bildschirm alte Wochenschauen auf. Man sieht deutsche Soldaten mit erhobenen Händen aus ihren Schützenlöchern stolpern, um in endlosen Elendszügen in Gefangenschaft zu gehen. Und das "letzte Aufgebot", biedere Beamte mit Hut und steifem Kragen, marschiert, die Panzerfaust geschultert, an dem mächtigen Krüppel Goebbels vorbei. Kopfschüttelnd betrachten die Enkel nach einem halben Jahrhundert ihre besiegten Großväter und sind heilfroh, daß die "späte Geburt" ihnen dieses Schicksal ersparte.

Vor allem in England, wo Kriegsgeschichte seit jeher populär ist, beschäftigt man sich, aus der Perspektive des Siegers, gern mit dem spektakulären "Untergang" der Deutschen. Das Standardwerk über die Eroberung Berlins durch die Russen stammt aus der Feder eines britischen Offiziers, Tony Le Tissier. Zum gleichen Thema, wenn auch auf bescheidenerem Niveau, legen jetzt zwei englische Schriftsteller - beide sind keine Fachhistoriker - eine umfangreiche Auswertung des zeitgenössichen Quellenmaterials vor. Viele der von ihnen zitierten Augenzeugenberichte sind allerdings längst bekannt und wurden bereits mehrfach publiziert.

Leider stützen sich die Briten mitunter auf mehr oder minder dubiose "Tagebücher", deren routinierter Reporterstil vermuten läßt, daß sie erst nach Kriegsende geschrieben wurden. Wer mitten im Inferno der Russen-Zeit Tagebuchnotizen machte, hatte keine Zeit für effektvolle Formulierungen. Er konnte die grausigen Ereignisse, unter ständiger Lebensgefahr, nur rasch in Stichworten festhalten. Und genau das tat Margret Boveri in ihrer berühmten Chronik "Tage des Überlebens". Aber dieses klassische Tagebuch, das die bedeutende Publizistin im April und Mai 1945 in ihrer zerbombten Wohnung in Lietzensee führte, fehlt in der Bibliographie der englischen Autoren. Auch das in diesem Zusammenhang so wichtige Quellenwerk von Marlies Steinert "Hitlers Krieg und die Deutschen" war ihnen offenbar unbekannt. Ihr Verdienst ist es jedoch, Berichte russischer Frontsoldaten entdeckt zu haben, die eindrucksvolle Details, etwa über die legendäre Erstürmung des Reichstagsgebäudes, beisteuern. Man vermißt allerdings einen seriösen Anmerkungsapparat, der über die Herkunft der benutzten Quellen präzise Auskunft gibt. Das ist bedauerlich und mindert den Wert des Buches, das ohnehin bedenkliche Konzessionen an den angelsächsischen Publikumsgeschmack macht: Immer wieder stößt man auf Szenen im "human touch"-Stil, die offenbar das Interesse des Lesers emotional stimulieren sollen.

Sieht man einmal von den deutlichen Mängeln dieser populärhistorischen Arbeit ab, so bleibt zu konstatieren, daß den beiden Engländern dennoch eine facettenreiche Chronik vom Untergang der Reichshauptstadt gelungen ist. Vor allem jungen Leuten ist das lebendig und mitunter sogar spannend geschriebene Buch als Geschichtslektüre zu empfehlen.

HENNING SCHLÜTER

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