Eine spannende Geschichte über Lüge und Leben, Fiktion und Wahrheit von einem der bedeutendsten Schriftsteller Spaniens.
Medienwirksam hat sich der Katalane Enric Marco 30 Jahre lang als Überlebender des deutschen Konzentrationslagers Flossenbürg ausgegeben, hat sein Leiden öffentlich erzählt, war Präsident der Vereinigung der ehemaligen spanischen KZ-Häftlinge. Doch 2005 kam es zum Skandal, als ein Historiker aufdeckte, dass seine Geschichte eine Lüge war. Wenige Tage zuvor noch hatte Marco im spanischen Parlament eine bewegende Rede zum bevorstehenden 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen gehalten. Tatsächlich aber war er 1941 freiwillig nach Deutschland gegangen, im Rahmen einer Vereinbarung zwischen Spanien und Hitler-Deutschland, um in einer Kieler Werft zu arbeiten und so dem spanischen Kriegsdienst zu entgehen. In einem KZ war er nie gewesen. Was trieb Marco dazu, dieses Lügengebäude zu erschaffen, an dem er selbst nach seiner Entlarvung festhielt? Zögerlich und doch fasziniert bewegt Javier Cercas einen Stein nach dem anderen und guckt hinter die Fassaden: auch hinter seine eigene und die seines Landes.
»Enric Marcos Krankheit ist die unserer Zeit, in der die Wahrheit weniger wert ist als der Schein.« Mario Vargas Llosa
Medienwirksam hat sich der Katalane Enric Marco 30 Jahre lang als Überlebender des deutschen Konzentrationslagers Flossenbürg ausgegeben, hat sein Leiden öffentlich erzählt, war Präsident der Vereinigung der ehemaligen spanischen KZ-Häftlinge. Doch 2005 kam es zum Skandal, als ein Historiker aufdeckte, dass seine Geschichte eine Lüge war. Wenige Tage zuvor noch hatte Marco im spanischen Parlament eine bewegende Rede zum bevorstehenden 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen gehalten. Tatsächlich aber war er 1941 freiwillig nach Deutschland gegangen, im Rahmen einer Vereinbarung zwischen Spanien und Hitler-Deutschland, um in einer Kieler Werft zu arbeiten und so dem spanischen Kriegsdienst zu entgehen. In einem KZ war er nie gewesen. Was trieb Marco dazu, dieses Lügengebäude zu erschaffen, an dem er selbst nach seiner Entlarvung festhielt? Zögerlich und doch fasziniert bewegt Javier Cercas einen Stein nach dem anderen und guckt hinter die Fassaden: auch hinter seine eigene und die seines Landes.
»Enric Marcos Krankheit ist die unserer Zeit, in der die Wahrheit weniger wert ist als der Schein.« Mario Vargas Llosa
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.05.2017Was die Leute hören wollen
Der Katalane Enric Marco hatte sich als Holocaustüberlebender ausgegeben – ein unerhörter Skandal.
Über den Hochstapler hat Javier Cercas einen „Roman ohne Fiktion“geschrieben
VON RALPH HAMMERTHALER
Als Enric Marco die Präsidentschaft von Amical de Mauthausen übernahm, ließ er nichts unversucht, die Vereinigung bekannt zu machen. Er hielt Vorträge, ging in Schulen, gab unzählige Interviews. Rhetorisch ragte er aus dem Kreis ehemaliger KZ-Häftlinge heraus, und er wirkte beeindruckend, indem er sich auf leidvolle Erfahrungen im KZ Flossenbürg bezog. Etwa 9000 Spanier waren während des Nationalsozialismus in KZs inhaftiert, größtenteils in Mauthausen. Am 27. Januar 2005 gedachte das spanische Parlament zum ersten Mal des Holocausts. Dort soll Marco eine bewegende Rede gehalten haben. Bald darauf, ehe er bei einem Festakt in Mauthausen hätte sprechen können, flog der Schwindel auf: Marco war weder in Flossenbürg noch in einem anderen KZ gefangen gewesen. Er hatte sich alles nur ausgedacht.
Über den Hochstapler Marco hat Javier Cercas einen „Roman ohne Fiktion“ geschrieben: „Der falsche Überlebende“. Ein Detail der an Details reichen Geschichte betrifft das KZ Flossenbürg: Einer Gedenktafel zufolge sind dort 14 Spanier ermordet worden. Daraus schloss Marco, dass auch die Zahl der überlebenden Spanier gering gewesen sein mochte und er nicht damit rechnen musste, enttarnt zu werden. (In Wahrheit waren in Flossenbürg 143 Spanier inhaftiert; mindestens 55 starben dort – aber auch so blieb das Risiko überschaubar.) Tatsächlich vertrauten Politiker, Universitätshistoriker und Journalisten auf Marcos Zeugnis. Es passte zu gut in die Blütezeit der oral history, in die brummende Gedenkindustrie, die „historisches Gedächtnis“ gern mit wissenschaftlicher und also widerspruchsvoller Geschichtsschreibung verwechselte. So verwundert es nicht, dass erst Benito Bermejo, ein Outsider der Zunft, „eine Art Freischärler“, wie Cercas sagt, Ungereimtheiten aufdeckte und gegen Marco und damit insgeheim gegen den wohligen Trend des sentimentalen Erinnerns vorging. Dadurch löste er in Spanien einen unerhörten Skandal aus.
Cercas hatte Skrupel, diesen Fall anzugehen. Er wusste, wie leicht sich ein Autor im Gestrüpp der Wahrheiten verheddert. Enric Marco würde er ausdauernd befragen müssen, um ihn zu verstehen – ohne ihn dann zu rechtfertigen. Als Truman Capote für „Kaltblütig“ die beiden Mörder einer Bauernfamilie in Kansas näher kennenlernte, wurde er für sie zur letzten Hoffnung. Er versprach, alles zu tun, um sie zu retten. Gleichzeitig sehnte er den Tod der Angeklagten herbei, weil nur so die Geschichte zu einem krönenden Abschluss käme. Die Mörder wurden hingerichtet, das Meisterwerk war perfekt.
Sein Leben lang hat Marco geflunkert und getrickst. Er, ein einfacher Mechaniker in Barcelona, wollte immer mehr sein, als er war. Und weil er ein gutes Gespür dafür hatte, was die Leute hören wollten, brauchte er bloß ihre Erwartungen zu bedienen. Noch nach der Entlarvung stellte er den gesellschaftlichen Nutzen seines Handelns heraus: Er habe ehemaligen KZ-Häftlingen eine Stimme geben und für die an ihnen begangenen Verbrechen ein Bewusstsein schaffen wollen. Jahrelang war er mit Dankesbriefen überhäuft worden. „Lügen ist nur dann ein Laster, wenn es Böses stiftet“, schrieb einst Voltaire in einem Brief, „dagegen eine sehr große Tugend, wenn dadurch Gutes bewirkt wird.“
Für ehemalige Häftlinge, die sich verhöhnt fühlen mussten, mag das kein Trost sein. Die Medien, gerade noch begierig auf Porträts und Interviews, verdammten Marco in Grund und Boden. Dagegen sucht Cerca den Menschen hinter der Maske zu ergründen und trifft auf einen Narzissten. In sachlich referierten Fakten ist der Roman stark, in der moralischen Empörung schwach. In der eingestandenen Faszination vor dem Hochstapler tut sich ein Abgrund auf – das sind die besten Stellen. Denn Cercas braucht nicht lange um zu erkennen, dass Marco dasselbe Genre pflegt wie er selbst: Erfindung, geniale Bluffs, Literatur. „Die Literatur ist eine gesellschaftlich anerkannte Form des Narzissmus.“
In seinem letzten Roman „Outlaws“ hat er von jugendlichen Gangstern erzählt, vom trostlosen Altern und elenden Krepieren. Welcher Figur man glauben durfte, blieb zweifelhaft. „Wenn man nicht begreift, dass es wichtigere Dinge gibt als die Wahrheit“, schrieb Cercas, „begreift man nicht, wie wichtig die Wahrheit ist.“ Ziemlich schlitzohrig. Aber vielleicht ist Cercas gerade darum der richtige Mann für Marco. So weist er in seinem neuen Buch darauf hin, dass eine Lüge nur Erfolg hat, wenn sie mit Wahrheiten durchmischt ist. Im Leben ebenso wie in der Literatur. Nach dieser Devise befragt er den Betrüger. Was Truman Capote für die beiden Mörder war, ist Javier Cercas für Marco, wenn auch in einem anderen Sinn: die letzte Hoffnung.
Cercas erzählt auch viel über Cercas, als traute er Marcos Geschichte nicht. In einer schlankeren Gestalt, wäre das Buch durchweg aufregend. Aber dann erfindet er ein zwanzigseitiges Zwiegespräch mit Marco, das in einem „Roman ohne Fiktion“ nichts verloren hat und die realen Zwiegesprächeunterhöhlt. Ein Abendessen mit Vargas Llosa darf auch nicht fehlen, zumal er dort ermuntert wird: „Marco ist doch wie für dich gemacht! Du musst über ihn schreiben!“ Ja, wenn der Mario das sagt ... Cercas hält den Narzissmus der Literatur für den Narzissmus des Literaten.
Marcos Geschichte aber büßt dadurch nichts ein. Nach einem Abkommen zwischen Franco und Hitler fuhr Marco 1941 mit Hunderten Arbeitern nach Deutschland, um die Kriegsindustrie zu stärken. Das passte nicht zur Heldensaga, die er sich später andichtete, ebenso wenig wie sein weggeducktes Leben als Mechaniker unter der Franco-Diktatur. Darum täuschte er eine Deportation ins KZ vor, sowie anarchistische Umtriebe gegen Franco. Nach dem Tod Francos wurde die Legende dankbar aufgegriffen, vor allem von jungen Leuten. Marco wurde zum Führer der anarchistischen Gewerkschaft CNT gewählt. Ein Youtube-Video zeigt, wie er die Versammelten Parolen skandieren lässt, entgegen der anarchistischen Tradition.
Jenseits der Hochstapelei gibt sich ein normales Leben zu erkennen. So kann Cercas am Beispiel von Marco die jüngere Geschichte Spaniens erzählen. Marco ging stets mit der Mehrheit, ein Allerweltsmarco, der sich nur dadurch von den übrigen unterschied, dass er die Zeichen der Zeit für sich zu deuten wusste. Als das „historische Gedächtnis“ in Mode kam, war er schnell bereit, Vergangenheit zu bezeugen oder eben zu erschwindeln.
Willig gingen ihm alle auf den Leim. Niemand stieß sich daran, dass er von Gaskammern sprach, obwohl es in Flossenbürg keine Gaskammern gegeben hatte. In der Tageszeitung El País durfte er eine Reportage veröffentlichen, in der er die letzte Weihnachtsfeier im Lager schilderte, 1944. An den mit brennenden Kerzen geschmückten Weihnachtsbaum hätten die NS-Schergen vier Polen gehängt. Mit Marco war die Fantasie durchgegangen. Doch die Leser lasen, was sie lesen wollten.
Umgekehrt machte Marco vielen Menschen Mut, unter widrigen Umständen durchzuhalten. Und er pries die parlamentarische Verfassung des neuen Spanien. Amical de Mauthausen, die einzige spanische Vereinigung ehemaliger KZ-Häftlinge, führte er aus dem Schatten ins Licht der Öffentlichkeit. Hätte es Marco nicht gegeben, man hätte ihn erfinden müssen.
Javier Cercas: Der falsche Überlebende. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. 496 Seiten, 24,00 Euro. E-Book 19,99 Euro.
Cercas hatte erst Skrupel,
den Fall des Betrügers
überhaupt anzunehmen
Ein Abendessen
mit Mario Vargas Llosa
darf nicht fehlen
Der Autor Javier Cercas war sich der Gefahren seiner Recherche zwischen Wahrheit und Lüge bewusst.
Foto: Joel Saget/AFP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Der Katalane Enric Marco hatte sich als Holocaustüberlebender ausgegeben – ein unerhörter Skandal.
Über den Hochstapler hat Javier Cercas einen „Roman ohne Fiktion“geschrieben
VON RALPH HAMMERTHALER
Als Enric Marco die Präsidentschaft von Amical de Mauthausen übernahm, ließ er nichts unversucht, die Vereinigung bekannt zu machen. Er hielt Vorträge, ging in Schulen, gab unzählige Interviews. Rhetorisch ragte er aus dem Kreis ehemaliger KZ-Häftlinge heraus, und er wirkte beeindruckend, indem er sich auf leidvolle Erfahrungen im KZ Flossenbürg bezog. Etwa 9000 Spanier waren während des Nationalsozialismus in KZs inhaftiert, größtenteils in Mauthausen. Am 27. Januar 2005 gedachte das spanische Parlament zum ersten Mal des Holocausts. Dort soll Marco eine bewegende Rede gehalten haben. Bald darauf, ehe er bei einem Festakt in Mauthausen hätte sprechen können, flog der Schwindel auf: Marco war weder in Flossenbürg noch in einem anderen KZ gefangen gewesen. Er hatte sich alles nur ausgedacht.
Über den Hochstapler Marco hat Javier Cercas einen „Roman ohne Fiktion“ geschrieben: „Der falsche Überlebende“. Ein Detail der an Details reichen Geschichte betrifft das KZ Flossenbürg: Einer Gedenktafel zufolge sind dort 14 Spanier ermordet worden. Daraus schloss Marco, dass auch die Zahl der überlebenden Spanier gering gewesen sein mochte und er nicht damit rechnen musste, enttarnt zu werden. (In Wahrheit waren in Flossenbürg 143 Spanier inhaftiert; mindestens 55 starben dort – aber auch so blieb das Risiko überschaubar.) Tatsächlich vertrauten Politiker, Universitätshistoriker und Journalisten auf Marcos Zeugnis. Es passte zu gut in die Blütezeit der oral history, in die brummende Gedenkindustrie, die „historisches Gedächtnis“ gern mit wissenschaftlicher und also widerspruchsvoller Geschichtsschreibung verwechselte. So verwundert es nicht, dass erst Benito Bermejo, ein Outsider der Zunft, „eine Art Freischärler“, wie Cercas sagt, Ungereimtheiten aufdeckte und gegen Marco und damit insgeheim gegen den wohligen Trend des sentimentalen Erinnerns vorging. Dadurch löste er in Spanien einen unerhörten Skandal aus.
Cercas hatte Skrupel, diesen Fall anzugehen. Er wusste, wie leicht sich ein Autor im Gestrüpp der Wahrheiten verheddert. Enric Marco würde er ausdauernd befragen müssen, um ihn zu verstehen – ohne ihn dann zu rechtfertigen. Als Truman Capote für „Kaltblütig“ die beiden Mörder einer Bauernfamilie in Kansas näher kennenlernte, wurde er für sie zur letzten Hoffnung. Er versprach, alles zu tun, um sie zu retten. Gleichzeitig sehnte er den Tod der Angeklagten herbei, weil nur so die Geschichte zu einem krönenden Abschluss käme. Die Mörder wurden hingerichtet, das Meisterwerk war perfekt.
Sein Leben lang hat Marco geflunkert und getrickst. Er, ein einfacher Mechaniker in Barcelona, wollte immer mehr sein, als er war. Und weil er ein gutes Gespür dafür hatte, was die Leute hören wollten, brauchte er bloß ihre Erwartungen zu bedienen. Noch nach der Entlarvung stellte er den gesellschaftlichen Nutzen seines Handelns heraus: Er habe ehemaligen KZ-Häftlingen eine Stimme geben und für die an ihnen begangenen Verbrechen ein Bewusstsein schaffen wollen. Jahrelang war er mit Dankesbriefen überhäuft worden. „Lügen ist nur dann ein Laster, wenn es Böses stiftet“, schrieb einst Voltaire in einem Brief, „dagegen eine sehr große Tugend, wenn dadurch Gutes bewirkt wird.“
Für ehemalige Häftlinge, die sich verhöhnt fühlen mussten, mag das kein Trost sein. Die Medien, gerade noch begierig auf Porträts und Interviews, verdammten Marco in Grund und Boden. Dagegen sucht Cerca den Menschen hinter der Maske zu ergründen und trifft auf einen Narzissten. In sachlich referierten Fakten ist der Roman stark, in der moralischen Empörung schwach. In der eingestandenen Faszination vor dem Hochstapler tut sich ein Abgrund auf – das sind die besten Stellen. Denn Cercas braucht nicht lange um zu erkennen, dass Marco dasselbe Genre pflegt wie er selbst: Erfindung, geniale Bluffs, Literatur. „Die Literatur ist eine gesellschaftlich anerkannte Form des Narzissmus.“
In seinem letzten Roman „Outlaws“ hat er von jugendlichen Gangstern erzählt, vom trostlosen Altern und elenden Krepieren. Welcher Figur man glauben durfte, blieb zweifelhaft. „Wenn man nicht begreift, dass es wichtigere Dinge gibt als die Wahrheit“, schrieb Cercas, „begreift man nicht, wie wichtig die Wahrheit ist.“ Ziemlich schlitzohrig. Aber vielleicht ist Cercas gerade darum der richtige Mann für Marco. So weist er in seinem neuen Buch darauf hin, dass eine Lüge nur Erfolg hat, wenn sie mit Wahrheiten durchmischt ist. Im Leben ebenso wie in der Literatur. Nach dieser Devise befragt er den Betrüger. Was Truman Capote für die beiden Mörder war, ist Javier Cercas für Marco, wenn auch in einem anderen Sinn: die letzte Hoffnung.
Cercas erzählt auch viel über Cercas, als traute er Marcos Geschichte nicht. In einer schlankeren Gestalt, wäre das Buch durchweg aufregend. Aber dann erfindet er ein zwanzigseitiges Zwiegespräch mit Marco, das in einem „Roman ohne Fiktion“ nichts verloren hat und die realen Zwiegesprächeunterhöhlt. Ein Abendessen mit Vargas Llosa darf auch nicht fehlen, zumal er dort ermuntert wird: „Marco ist doch wie für dich gemacht! Du musst über ihn schreiben!“ Ja, wenn der Mario das sagt ... Cercas hält den Narzissmus der Literatur für den Narzissmus des Literaten.
Marcos Geschichte aber büßt dadurch nichts ein. Nach einem Abkommen zwischen Franco und Hitler fuhr Marco 1941 mit Hunderten Arbeitern nach Deutschland, um die Kriegsindustrie zu stärken. Das passte nicht zur Heldensaga, die er sich später andichtete, ebenso wenig wie sein weggeducktes Leben als Mechaniker unter der Franco-Diktatur. Darum täuschte er eine Deportation ins KZ vor, sowie anarchistische Umtriebe gegen Franco. Nach dem Tod Francos wurde die Legende dankbar aufgegriffen, vor allem von jungen Leuten. Marco wurde zum Führer der anarchistischen Gewerkschaft CNT gewählt. Ein Youtube-Video zeigt, wie er die Versammelten Parolen skandieren lässt, entgegen der anarchistischen Tradition.
Jenseits der Hochstapelei gibt sich ein normales Leben zu erkennen. So kann Cercas am Beispiel von Marco die jüngere Geschichte Spaniens erzählen. Marco ging stets mit der Mehrheit, ein Allerweltsmarco, der sich nur dadurch von den übrigen unterschied, dass er die Zeichen der Zeit für sich zu deuten wusste. Als das „historische Gedächtnis“ in Mode kam, war er schnell bereit, Vergangenheit zu bezeugen oder eben zu erschwindeln.
Willig gingen ihm alle auf den Leim. Niemand stieß sich daran, dass er von Gaskammern sprach, obwohl es in Flossenbürg keine Gaskammern gegeben hatte. In der Tageszeitung El País durfte er eine Reportage veröffentlichen, in der er die letzte Weihnachtsfeier im Lager schilderte, 1944. An den mit brennenden Kerzen geschmückten Weihnachtsbaum hätten die NS-Schergen vier Polen gehängt. Mit Marco war die Fantasie durchgegangen. Doch die Leser lasen, was sie lesen wollten.
Umgekehrt machte Marco vielen Menschen Mut, unter widrigen Umständen durchzuhalten. Und er pries die parlamentarische Verfassung des neuen Spanien. Amical de Mauthausen, die einzige spanische Vereinigung ehemaliger KZ-Häftlinge, führte er aus dem Schatten ins Licht der Öffentlichkeit. Hätte es Marco nicht gegeben, man hätte ihn erfinden müssen.
Javier Cercas: Der falsche Überlebende. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. 496 Seiten, 24,00 Euro. E-Book 19,99 Euro.
Cercas hatte erst Skrupel,
den Fall des Betrügers
überhaupt anzunehmen
Ein Abendessen
mit Mario Vargas Llosa
darf nicht fehlen
Der Autor Javier Cercas war sich der Gefahren seiner Recherche zwischen Wahrheit und Lüge bewusst.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Andrea Hopp liest bei Javier Cercas die Geschichte des falschen spanischen Widerstandskämpfers Enric Marco, der sich zwanzig Jahre lang als Überlebendender des Konzentrationslagers Flossenbürg ausgab. Die schichtweise Enthüllung einer von extremer Geltungssucht und ebensolcher Fantasie angetriebenen Lebensgeschichte aus Lüge und Hochstapelei unternimmt der Autor laut Hopp literarisch, historisch, psychologisch und philosophisch. Die "Kunstfigur" Marco vermag Cercas als Teil einer politischen Mentalitätsgeschichte Spaniens zu präsentieren, meint Hopp, die das literarische Werk als politisches Buch bespricht. So oder so ist er ihrer Meinung nach lesenswert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2017Selbsterfinder und Lebenslügner
Der Spanier Enric Marco präsentierte sich über Jahrzehnte als Mauthausen-Häftling
Über 20 Jahre gab sich der Spanier Enric Marco als Häftling Nr. 6448 des deutschen Konzentrationslagers Flossenbürg aus; er sprach in Hunderten Vorträgen in Universitäten, Erwachsenenbildungsstätten, Schulen und andernorts über das, was ihm im Nationalsozialismus widerfahren war. Er erhielt Ehrungen und Auszeichnungen, darunter den höchsten zivilen Orden der katalanischen Regierung, das Sankt-Georgs-Kreuz. Am 27. Januar 2005, als das spanische Parlament erstmals der 10 000 von den Nationalsozialisten deportierten Republikaner gedachte, hielt er als Zeitzeuge eine Rede, die das Publikum zu Tränen rührte.
Nur wenige Monate später, am 11. Mai 2005, kurz bevor er auf der Gedenkfeier anlässlich des 60. Jahrestags des Endes des Nationalsozialismus in Anwesenheit des spanischen Ministerpräsidenten Zapatero in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen abermals als ausgewählter Sprecher der Überlebenden auftreten konnte, kam die Wahrheit ans Licht: Enric Marco war zwar während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland gewesen, jedoch nicht als republikanischer Gefangener. Eingesperrt war er im Kieler Gefängnis gewesen - wegen Defätismus, nicht als Kämpfer gegen den Faschismus. Marco war nicht deportiert worden, sondern hatte Spanien freiwillig verlassen, um dem Militärdienst zu entgehen. Gelegenheit dazu bot ein attraktives Arbeitsangebot bei der Deutschen Werke Kiel AG im Rahmen eines spanisch-deutschen Abkommens. Nach erfolgreicher Bewerbung, eine Untersuchung auf Regimetreue eingeschlossen, war Marco Ende des Jahres 1941 von Barcelona nach Kiel aufgebrochen. Auf die Schliche kam ihm der Historiker Benito Bermejo. Eine Akte im spanischen Außenministerium über Marcos Arbeitsaufenthalt in Deutschland lieferte den letzten Beweis für seinen Verdacht: Enric Marco war ein Lügner und Hochstapler.
Der spanische Schriftsteller Javier Cercas hat über Marco - an dem, wie sich im Verlauf der Recherchen herausstellt, so gut wie alles Fiktion war - einen (wie er es nennt) "Roman ohne Fiktion" verfasst, der nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Cercas enthüllt eine sich über sämtliche Lebensabschnitte erstreckende schillernde Mixtur aus Wahrheit und Lüge, mit der sich Marco als Widerstandskämpfer stilisierte, während er sich in Wirklichkeit stets auf Seiten der spanischen Mehrheitsgesellschaft wiederfand: als Anarchist in der Zweiten Republik und zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs, als Bürgerkriegsverlierer sodann, der den Folgen zu entgehen suchte, indem er seine anarchistische Vergangenheit begrub und sich in der Franco-Zeit ins Privatleben zurückzog.
Jede autobiographische Rückschau trägt gegenwärtigen Erfordernissen Rechnung und folgt darum einem Drehbuch, das sie ein Stück weit zu einem Kunstprodukt macht. Eklatant zeigt sich dies erwiesenermaßen nach politischen Regimewechseln. Weit komplexer liegen die Dinge in Fällen wie dem Marcos. Antriebe sind hier extreme Geltungssucht, überdurchschnittliches Sendungsbewusstsein, ein Gespür für den rechten Moment für Lebensgeschichten, die Aufmerksamkeit erregen, Phantasiereichtum und Virtuosität im Rollenspiel sowie einnehmendes rhetorisches Geschick.
Der Reiz des persönlichen Vergangenheitsprofils, das Marco für sich entwarf, war dessen hohes moralisches Kapital, das ihn über die Masse hinaushob. Die damit einhergehende Prominenz verhinderte vor allem eins: übersehen und vergessen zu werden. Genau das war Enric Marco eigentlich nach der Geburt in einer psychiatrischen Anstalt, in der seine Mutter ihr Leben zubrachte, gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Ähnlich wie Bruno Doessekker, der als Binjamin Wilkomirski in der Schweiz der neunziger Jahre fehlende Zuwendung als Kind durch die ausgesprochen öffentlichkeitswirksame fälschliche Behauptung, den Holocaust überlebt zu haben, kompensierte, erfand Marco sich - mehrmals in seinem Leben - schlicht neu und gelangte dank Lebenslügen und Überzeugungstalent gar immer wieder in Führungspositionen: in den 1970er Jahren als Generalsekretär der anarchistischen Gewerkschaft CNT sowie in den 1980/90er Jahren als Vizepräsident der spanischen Elternvereinigung FAPAC. Das starke Interesse an einer Beschäftigung mit der nichtdemokratischen Vergangenheit in Spanien seit den neunziger Jahren führte Marco schließlich zum spanischen Verband "Amical de Mauthausen", und zwar mit der neu erhobenen Behauptung, im Konzentrationslager gewesen zu sein. Wegen seines versierten Auftretens fand er sich rasch auch dort im Rampenlicht wieder, alsbald als neuer, äußerst umtriebiger, allgegenwärtiger Präsident der Amical. Sowohl weil Marco die an ihn gerichteten Erwartungen so virtuos bediente als auch wegen des mangelnden historischen Wissens in Spanien über den Nationalsozialismus entging er zunächst einer kritischen Prüfung - was ihn beflügelte und für ein wachsendes Repertoire an angeblich persönlichen Erlebnissen sorgte.
Wie tief Marco seine falsche Identität verinnerlicht hatte - ohne offenbar eine Ahnung von der einsamen Qual zu haben, die die Erinnerung an das Überleben wirklich bedeutete -, davon zeugt seine Reaktion auf die Empörung nach seiner Entlarvung. In seinen Augen hatte er lediglich "Dinge vermischt" und Tatsachen "modifiziert", und da dies in bester Absicht geschehen sei und überdies alles Berichtete stimmte, wenn auch nicht auf seine eigene Person bezogen, beharrte er darauf, auf seine Weise im geschichtsvergessenen Spanien zur "Memoria histórica", zum Gedenken an die Opfer des Bürgerkriegs, des Franco-Regimes, von Faschismus und Nationalsozialismus, beigetragen zu haben.
Sind derartige Lügen erlaubt, um das Wissen über die nationalsozialistischen Verbrechen zu mehren? Nein, sagt Cercas, und doch sei es erhellend, ein solches Handeln aus philosophisch-künstlerischer Perspektive zu betrachten mit dem Ziel, die "Funktionsweisen des Bösen wie auch des Guten" zu analysieren, "damit wir Ersteres vermeiden und das Zweite womöglich lernen können". Wie Cercas nicht nur literarisch, sondern auch historisch, psychologisch und philosophisch Schicht um Schicht freilegt, um die Kunstfigur des Enric Marco als Facette einer politischen Mentalitätsgeschichte Spaniens zu dekonstruieren, lohnt sich zweifellos zu lesen.
ANDREA HOPP.
Javier Cercas: Der falsche Überlebende. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. 493 S., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Spanier Enric Marco präsentierte sich über Jahrzehnte als Mauthausen-Häftling
Über 20 Jahre gab sich der Spanier Enric Marco als Häftling Nr. 6448 des deutschen Konzentrationslagers Flossenbürg aus; er sprach in Hunderten Vorträgen in Universitäten, Erwachsenenbildungsstätten, Schulen und andernorts über das, was ihm im Nationalsozialismus widerfahren war. Er erhielt Ehrungen und Auszeichnungen, darunter den höchsten zivilen Orden der katalanischen Regierung, das Sankt-Georgs-Kreuz. Am 27. Januar 2005, als das spanische Parlament erstmals der 10 000 von den Nationalsozialisten deportierten Republikaner gedachte, hielt er als Zeitzeuge eine Rede, die das Publikum zu Tränen rührte.
Nur wenige Monate später, am 11. Mai 2005, kurz bevor er auf der Gedenkfeier anlässlich des 60. Jahrestags des Endes des Nationalsozialismus in Anwesenheit des spanischen Ministerpräsidenten Zapatero in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen abermals als ausgewählter Sprecher der Überlebenden auftreten konnte, kam die Wahrheit ans Licht: Enric Marco war zwar während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland gewesen, jedoch nicht als republikanischer Gefangener. Eingesperrt war er im Kieler Gefängnis gewesen - wegen Defätismus, nicht als Kämpfer gegen den Faschismus. Marco war nicht deportiert worden, sondern hatte Spanien freiwillig verlassen, um dem Militärdienst zu entgehen. Gelegenheit dazu bot ein attraktives Arbeitsangebot bei der Deutschen Werke Kiel AG im Rahmen eines spanisch-deutschen Abkommens. Nach erfolgreicher Bewerbung, eine Untersuchung auf Regimetreue eingeschlossen, war Marco Ende des Jahres 1941 von Barcelona nach Kiel aufgebrochen. Auf die Schliche kam ihm der Historiker Benito Bermejo. Eine Akte im spanischen Außenministerium über Marcos Arbeitsaufenthalt in Deutschland lieferte den letzten Beweis für seinen Verdacht: Enric Marco war ein Lügner und Hochstapler.
Der spanische Schriftsteller Javier Cercas hat über Marco - an dem, wie sich im Verlauf der Recherchen herausstellt, so gut wie alles Fiktion war - einen (wie er es nennt) "Roman ohne Fiktion" verfasst, der nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Cercas enthüllt eine sich über sämtliche Lebensabschnitte erstreckende schillernde Mixtur aus Wahrheit und Lüge, mit der sich Marco als Widerstandskämpfer stilisierte, während er sich in Wirklichkeit stets auf Seiten der spanischen Mehrheitsgesellschaft wiederfand: als Anarchist in der Zweiten Republik und zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs, als Bürgerkriegsverlierer sodann, der den Folgen zu entgehen suchte, indem er seine anarchistische Vergangenheit begrub und sich in der Franco-Zeit ins Privatleben zurückzog.
Jede autobiographische Rückschau trägt gegenwärtigen Erfordernissen Rechnung und folgt darum einem Drehbuch, das sie ein Stück weit zu einem Kunstprodukt macht. Eklatant zeigt sich dies erwiesenermaßen nach politischen Regimewechseln. Weit komplexer liegen die Dinge in Fällen wie dem Marcos. Antriebe sind hier extreme Geltungssucht, überdurchschnittliches Sendungsbewusstsein, ein Gespür für den rechten Moment für Lebensgeschichten, die Aufmerksamkeit erregen, Phantasiereichtum und Virtuosität im Rollenspiel sowie einnehmendes rhetorisches Geschick.
Der Reiz des persönlichen Vergangenheitsprofils, das Marco für sich entwarf, war dessen hohes moralisches Kapital, das ihn über die Masse hinaushob. Die damit einhergehende Prominenz verhinderte vor allem eins: übersehen und vergessen zu werden. Genau das war Enric Marco eigentlich nach der Geburt in einer psychiatrischen Anstalt, in der seine Mutter ihr Leben zubrachte, gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Ähnlich wie Bruno Doessekker, der als Binjamin Wilkomirski in der Schweiz der neunziger Jahre fehlende Zuwendung als Kind durch die ausgesprochen öffentlichkeitswirksame fälschliche Behauptung, den Holocaust überlebt zu haben, kompensierte, erfand Marco sich - mehrmals in seinem Leben - schlicht neu und gelangte dank Lebenslügen und Überzeugungstalent gar immer wieder in Führungspositionen: in den 1970er Jahren als Generalsekretär der anarchistischen Gewerkschaft CNT sowie in den 1980/90er Jahren als Vizepräsident der spanischen Elternvereinigung FAPAC. Das starke Interesse an einer Beschäftigung mit der nichtdemokratischen Vergangenheit in Spanien seit den neunziger Jahren führte Marco schließlich zum spanischen Verband "Amical de Mauthausen", und zwar mit der neu erhobenen Behauptung, im Konzentrationslager gewesen zu sein. Wegen seines versierten Auftretens fand er sich rasch auch dort im Rampenlicht wieder, alsbald als neuer, äußerst umtriebiger, allgegenwärtiger Präsident der Amical. Sowohl weil Marco die an ihn gerichteten Erwartungen so virtuos bediente als auch wegen des mangelnden historischen Wissens in Spanien über den Nationalsozialismus entging er zunächst einer kritischen Prüfung - was ihn beflügelte und für ein wachsendes Repertoire an angeblich persönlichen Erlebnissen sorgte.
Wie tief Marco seine falsche Identität verinnerlicht hatte - ohne offenbar eine Ahnung von der einsamen Qual zu haben, die die Erinnerung an das Überleben wirklich bedeutete -, davon zeugt seine Reaktion auf die Empörung nach seiner Entlarvung. In seinen Augen hatte er lediglich "Dinge vermischt" und Tatsachen "modifiziert", und da dies in bester Absicht geschehen sei und überdies alles Berichtete stimmte, wenn auch nicht auf seine eigene Person bezogen, beharrte er darauf, auf seine Weise im geschichtsvergessenen Spanien zur "Memoria histórica", zum Gedenken an die Opfer des Bürgerkriegs, des Franco-Regimes, von Faschismus und Nationalsozialismus, beigetragen zu haben.
Sind derartige Lügen erlaubt, um das Wissen über die nationalsozialistischen Verbrechen zu mehren? Nein, sagt Cercas, und doch sei es erhellend, ein solches Handeln aus philosophisch-künstlerischer Perspektive zu betrachten mit dem Ziel, die "Funktionsweisen des Bösen wie auch des Guten" zu analysieren, "damit wir Ersteres vermeiden und das Zweite womöglich lernen können". Wie Cercas nicht nur literarisch, sondern auch historisch, psychologisch und philosophisch Schicht um Schicht freilegt, um die Kunstfigur des Enric Marco als Facette einer politischen Mentalitätsgeschichte Spaniens zu dekonstruieren, lohnt sich zweifellos zu lesen.
ANDREA HOPP.
Javier Cercas: Der falsche Überlebende. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. 493 S., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie Cercas nicht nur literarisch, sondern auch historisch, psychologisch und philosophisch Schicht um Schicht freilegt, [...] lohnt sich zweifellos zu lesen. Andrea Hopp Frankfurter Allgemeine Zeitung 20171107