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Als "Der Spiegel" Ellen Thiemanns Exmann als einen der größten Stasi-Spitzel unter den DDR-Sportjournalisten enttarnt, hat sie nur noch ein Ziel: die Wahrheit finden, aufklären, zur Verantwortung ziehen. So erfährt sie, dass ihr Mann unmittelbar nach ihrer Inhaftierung ausgerechnet mit ihren Feinden paktierte, als deren Laufbursche und Marionette fungierte. Hatte er gar die gemeinsam geplante Flucht verraten? Die Autorin beschreibt ihren Kampf mit der bundesdeutschen Justiz gegen Stasi-Vernehmer, Richter, Spitzel, Zuchthausleiter. Sie offenbart brisante Aufzeichnungen ihres Exmannes über…mehr

Produktbeschreibung
Als "Der Spiegel" Ellen Thiemanns Exmann als einen der größten Stasi-Spitzel unter den DDR-Sportjournalisten enttarnt, hat sie nur noch ein Ziel: die Wahrheit finden, aufklären, zur Verantwortung ziehen. So erfährt sie, dass ihr Mann unmittelbar nach ihrer Inhaftierung ausgerechnet mit ihren Feinden paktierte, als deren Laufbursche und Marionette fungierte. Hatte er gar die gemeinsam geplante Flucht verraten? Die Autorin beschreibt ihren Kampf mit der bundesdeutschen Justiz gegen Stasi-Vernehmer, Richter, Spitzel, Zuchthausleiter. Sie offenbart brisante Aufzeichnungen ihres Exmannes über Kollegen, Geliebte, Sportler und Trainer in der DDR, der BRD und auch im europäischen Ausland.Wegen Republikflucht kam Ellen Thiemann für zweieinhalb Jahre ins gefürchtete Frauenzuchthaus Hoheneck, wo sie mit drastischen Strafmaßnahmen - Folter, Schlafentzug, stundenlangen Verhören und Zwangsarbeit - konfrontiert wurde. Fast zwanzig Jahre später musste sie sich erneut einer schockierenden Tatsache stellen: Ihr Exmann gehörte zu den größten Stasi-Spitzeln im Sportbereich. Sie war jahrelang beschattet, denunziert, verraten worden - von ihren Freunden und dem eigenen Ehemann.Daraufhin beginnt ihr Kampf um Gerechtigkeit, um Wahrheit und Aufklärung, gegen Unrecht und Vergessen. Sie entlarvt die Machenschaften von Stasi und SED, enthüllt die Grausamkeiten der Diktatur, legt Zeugnis ab über die Verbrechen, auch im Sport. Ellen Thiemanns Buch ist ein authentischer Bericht über einen Menschen, der keine Skrupel kannte - gegenüber Trainern, Spielern, Kollegen und Vorgesetzten. Es ist auch ein Aufschrei gegen die Verharmlosung und Verklärung der DDR-Geschichte.
Autorenporträt
Ellen Thiemann, geb. 1937 in Dresden, wurde 1973 zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Republikflucht verurteilt. 1975 durfte sie in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen, wo sie als Ressortleiterin für Express arbeitete und Exklusiv-Reportagen für Bild am Sonntag und verschiedene Regionalzeitungen schrieb. Heute ist sie gefragte Zeitzeugin bei Film und Fernsehen. Die Autorin lebt in Köln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2006

Spitzelsportler
Im Frauengefängnis Hoheneck

Es begann wie ein Abenteuer und führte in einen Albtraum. 1972 plante die DDR-Bürgerin Ellen Thiemann gemeinsam mit ihrem Mann Klaus die Flucht. Das Vorhaben flog auf, sie nahm alle Schuld auf sich, um ihren Mann vor dem Gefängnis und den Sohn dadurch vor dem Heim zu bewahren. Wegen versuchter Republikflucht kam sie für fast dreieinhalb Jahre ins berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck: eine Tortur, die viele Frauen seelisch für ihr Leben versehrt hat. Zum Alltag gehörten neben der erschöpfenden Zwangsarbeit Schlafentzug durch nächtliches Lichteinschalten, dürftige Verpflegung, Isolation, mangelnde Hygiene und persönliche Erniedrigungen, aber auch Körperrazzien, bei denen sich die Frauen "nackt ausziehen und vor den Aufseherinnen Kniebeugen machten mußten". Für die betroffenen Menschen hatte das schwerwiegende Folgen. Ein Kölner Psychologe, der sich mit den Foltermethoden der Stasi befaßt hat, zählt dazu unter anderem psychische und psychosomatische Störungen bis hin zum Selbstmord, Schlafstörungen, Albträume und Depressionen.

1975 wurde Ellen Thiemann aus der Haft entlassen. Ihr Mann riet ihr zur Ausreise in die Bundesrepublik. Er bleibe in der DDR, er habe inzwischen als Journalist beim "Sportecho" großen Erfolg. Eine vergleichbare Position werde er im Westen kaum bekommen. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wußte, was aber im Rückblick eine tiefe Erschütterung auslöste: Als IM "Matthias" gehörte Klaus Thiemann zu den besonders fleißigen Spitzeln im Sportbereich. Das entdeckte die Autorin beim Studium ihrer Stasi-Akte Anfang der neunziger Jahre. Der einstige Fußballer war insbesondere auf ost- und westdeutsche Profifußballer und Vereinsmanager angesetzt, darüber hinaus hat er über Menschen in seiner Umgebung berichtet. 1990 schrieb er für die "Bild"-Zeitung.

Alles dies beschreibt Frau Thiemann. Doch ist das Buch mehr als ein bloßer Bericht über die Machenschaften der Stasi. Vielmehr gewährt die Darstellung durch ihre erhellende Verbindung von existentieller Perspektive mit der Beschreibung der Arbeit des Unterdrückungsapparates der DDR einen Einblick in verborgene Strukturen. Auf diese Weise gelingt es der Autorin, die oftmals schwer erkennbaren Verbrechen des SED-Staates dem menschlichen Verständnis faßlicher zu machen. Das ist unverzichtbar in Zeiten, in denen ehemalige Herrschaftssymbole der SED-Diktatur gedankenlosen Eingang in die Pop-Kultur gefunden haben.

HANS-JOACHIM FÖLLER

Ellen Thiemann: Der Feind an meiner Seite. Die Spitzelkarriere eines Fußballers. Herbig Verlag, München 2005. 336 S., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Hans-Joachim Föller hält dieses Buch für "unverzichtbar", weil es die oft schwer erkennbaren "Verbrechen" der DDR anschaulich werden lasse. Der Autorin gelinge dies, indem sie ihre eigene leidvolle Geschichte als DDR-Flüchtling mit einer Beschreibung der "Arbeit des Unterdrückungsapparates der DDR" verbinde. Ellen Thiemann habe erst nach Einsicht in ihre Stasi-Akten erfahren, dass ihr früherer Mann, mit dem sie eine missglückte Flucht geplant hatte, später IM bei der Stasi war. 1972 konnte sie durch alleinige Schuldübernahme ihren Mann vor dem Gefängnis retten und ihren Sohn vor dem Heim. Nach ihrer Haftentlassung im Jahr 1975 aus dem "berüchtigten Frauengefängnis Hoheneck" habe ihr Mann ihr zur Ausreise geraten, referiert der Rezensent, er selbst sei inzwischen als Sportreporter erfolgreich und wolle nicht ausreisen. Später, 1990, weiß Föller noch, "schrieb er für die Bildzeitung".

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