Ein kulturhistorischer Beitrag über die Bedeutung der Gestalt und Darstellung Martin Luthers.In beinahe allen Darstellungen nach 1525 wird Martin Luther beleibt dargestellt. Im Unterschied zu Heiligen und anderen frommen Gestalten, deren Schlankheit als Beweis für ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Verführungen des Fleisches gilt, war Luthers Beleibtheit untrennbar mit seinem Image verbunden. Warum wurde Luther so dargestellt und wieso war sein Körper so wichtig für das Luthertum? In diesem Essay untersucht Roper, wie und warum das Bild seines Körpers seine Biographie bestimmte.Zur Reihe:Warum »Historische Geisteswissenschaften«? Welche Fragen stellen sie sich und mit welchen Ansätzen arbeiten sie? Wie wandern Methoden zwischen den einzelnen Disziplinen, wie kommunizieren sie, und lassen sich überhaupt die unterschiedlich arbeitenden Disziplinen unter dem Dach des »Historischen« vereinen? Die Reihe »Historische Geisteswissenschaften. Frankfurter Vorträge« stellt in pointierten Essays Ergebnisse geisteswissenschaftlicher Forschung vor. Sie dokumentiert damit die Arbeit des Frankfurter Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften, das sich die transdisziplinäre Vernetzung historisch perspektivierter geisteswissenschaftlicher Forschung zur Aufgabe gemacht hat.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit viel Lob bedenkt Bernhard Lang diese kurze Studie über Luthers Leib, die die Oxford-Historikerin Lyndal Roper vorgelegt hat. Die Untersuchung von Texten und Bildern des "feisten Reformators" aus der Lutherzeit scheint ihm klug, kenntnisreich und vergnüglich. Besonders interessant findet er die "Ikonografie der Stabilität", die die Autorin in den Abbildungen Luthers entdeckt. Dessen massiver Leib habe schon zu Lebzeiten als Symbol für eine Sicherheit verleihende Kraft des Glaubens gegolten. Das Resümee des Rezensenten: ein geistreiches, reich bebildertes Buch, das Heinz Schillings dickleibige Luther-Biografie exzellent ergänzt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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