Von einem Tag auf den anderen verschwindet Beso, der junge Chauffeur einer internationalen Organisation, aus Tiflis. Er läßt Memoiren zurück, die vom Aufwachsen in einer kleinen westgeorgischen Stadt ab den 1970er Jahren erzählen. Und von der Freundschaft zum deutlich älteren Islam Sultanow, einem Fürsten, der bereits früh aus seinem Reich vertrieben wurde und nun in Besos Dorf ein abgeschottetes Dasein als Filmvorführer fristet. Beso ist der einzige, der den Kontakt zu dem Außenseiter sucht, und Islam hält fortan seine schützende Hand über den Jungen.Als Beso zum Militärdienst eingezogen wird, bewahrheiten sich die schlimmsten Befürchtungen: er wird nach Afghanistan verfrachtet, in einen grausamen Krieg. Nur dank eines rätselhaften Zettels, den er von Islam bekommen hat, überlebt Beso. Zurück in seiner Heimatstadt, nimmt Beso eine bescheidene Anstellung im Heimatmuseum an, das von keinem Bewohner je besucht wird. Aber die Ruhe in Besos Arbeitsalltag trügt, die Umwälzungen im Zuge der Perestroika sind bereits im vollen Gange. Selbst in der Kleinstadt bildet sich eine Widerstandsgruppierung, die Beso um Unterstützung bittet. Ihm wird schnell klar, daß Politik nichts für ihn ist, und er versucht sich aus den Geschehnissen auszuhalten. Dennoch gerät er unfreiwillig zwischen die Fronten - und erregt zugleich die Aufmerksamkeit der jungen Tamriko, in die er sich sofort verliebt. Doch Tamrikos Familie legt ihr Veto ein. Wieder hilft der Filmvorführer ... Eines Tages verschwindet Islam, der letzte Sohn des Khans von Kirbal. Und Beso wird es seinem alten Freund gleichtun ... ist er ihm gar gefolgt? Ein Roman über eine ungleiche Freundschaft in chaotischen Zeiten und über ein Stück archaische Vergangenheit, das sich in dieser Welt behauptet.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ulrich M. Schmid lernt bei Aka Morchiladze Georgien als kulturellen Begegnungsraum und Konfliktzone kennen. Reizvoll scheint ihm, wie der Autor georgische Befindlichkeiten zugleich bestätigt und unterwandert, indem er etwa seine schwer vom Dasein überforderten Figuren von der turbulenten georgischen Geschichte überfahren lässt, gleichzeitig aber die Verhältnisse mit Vergleichen mit Russland oder Armenien zu relativieren versucht. Den im georgischen Original 2009 erschienenen und gefeierten Text über die Wirren des Jahres 1992 liest Schmid als autobiografischen Bericht eines Losers aus der Provinz. Den Sinn des Autors für Dramatik und Atmosphäre und versteckte Wahrheiten seiner Figuren findet Schmid bemerkenswert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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