Es gibt Kinder, die sind ein bisschen anders als andere: Jakob kann fliegen. Philip Waechter erzählt von einem großen Abenteuer, einer Befreiungsaktion und einem Fest unter Vögeln. Ein neues zauberhaftes Bilderbuch auf die unvergleichliche Waechter'sche Art.Es ist also ganz normal, wenn Jakob seine Eltern in diesem Sommer zum Flugzeug begleitet und sich seinerseits auf den Weg in den Süden macht - Jakob fliegt selbst. Unterwegs schließt er sich 83 Vögeln an, die nach Afrika wollen. Dies Vögel sind tollkühn, schlau und sie halten zusammen: Als der kleine Hubertus in Not gerät, hat Jakob eine großartige Idee, wie er ihn aus den Fängen des Vogelfängers befreien kann. Nach vollbrachter Tat macht er sich wieder auf den Weg - seine Eltern warten schon am Strand!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2012Nur wer fliegen kann, kann es auch wieder lassen
Einmal, ein einziges Mal, treffen in diesem Bilderbuch die Gegensätze aufeinander: Wir sehen ein Wohnzimmer und gleichzeitig aus dessen Fenster hinaus auf eine Wiese. Innen steht ein bequemer Sessel, umgeben von Vogelkäfigen, außen erstreckt sich ein weiter Himmel, vor dem ein als Vogel kostümierter, fliegender Junge seine Runden dreht und eine verlockend hübsche Melodie zwitschert. Ihm gegenüber aber, auf der anderen Seite der Fensterscheibe, springt ein fülliger, mittelalter Herr im Zimmer auf, winkelt ein Bein an und reckt die Arme, als imitierte er einen zum Abflug bereiten Vogel.
Und so kommen sich der fliegende Junge Jakob und Herr Mörtel, "der berühmt-berüchtigte Vogelfänger", auf einmal ungeahnt nahe. Sie eint die Faszination für die Lebenswelt der Vögel. Doch wo der eine, wundersam beschenkt, mit ihnen fliegt und lebt, bleiben dem anderen nur die Jagd und der Fang. Philip Waechter aber, von dem die Geschichte und die Bilder stammen und der sich entschlossen auf Jakobs Seite schlägt, vollbringt mit diesem Bild ein mittleres Wunder: Er weckt Verständnis für den Vogelfänger Mörtel, ohne ihm und seinen Machenschaften auf den Leim zu gehen.
Am Ende sind alle Vögel aus Mörtels Haus befreit, und Jakob ruht sich in ihrem Kreis aus. Seine Mission ist erfüllt, er kann den Eltern in die Urlaubssonne hinterherfliegen und wird schließlich den Rückweg mit ihnen ganz brav im Flugzeug antreten.
Wer fliegen kann, auch dies lehrt Waechters kostbares Bilderbuch, der kann es eben auch lassen. Und wem das - wie Mörtel - versagt ist, dem helfen kein Netz und kein Käfig, um sich die Gabe abzuschauen. (spre).
Philip Waechter: "Der fliegende Jakob".
Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2012. 36 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Einmal, ein einziges Mal, treffen in diesem Bilderbuch die Gegensätze aufeinander: Wir sehen ein Wohnzimmer und gleichzeitig aus dessen Fenster hinaus auf eine Wiese. Innen steht ein bequemer Sessel, umgeben von Vogelkäfigen, außen erstreckt sich ein weiter Himmel, vor dem ein als Vogel kostümierter, fliegender Junge seine Runden dreht und eine verlockend hübsche Melodie zwitschert. Ihm gegenüber aber, auf der anderen Seite der Fensterscheibe, springt ein fülliger, mittelalter Herr im Zimmer auf, winkelt ein Bein an und reckt die Arme, als imitierte er einen zum Abflug bereiten Vogel.
Und so kommen sich der fliegende Junge Jakob und Herr Mörtel, "der berühmt-berüchtigte Vogelfänger", auf einmal ungeahnt nahe. Sie eint die Faszination für die Lebenswelt der Vögel. Doch wo der eine, wundersam beschenkt, mit ihnen fliegt und lebt, bleiben dem anderen nur die Jagd und der Fang. Philip Waechter aber, von dem die Geschichte und die Bilder stammen und der sich entschlossen auf Jakobs Seite schlägt, vollbringt mit diesem Bild ein mittleres Wunder: Er weckt Verständnis für den Vogelfänger Mörtel, ohne ihm und seinen Machenschaften auf den Leim zu gehen.
Am Ende sind alle Vögel aus Mörtels Haus befreit, und Jakob ruht sich in ihrem Kreis aus. Seine Mission ist erfüllt, er kann den Eltern in die Urlaubssonne hinterherfliegen und wird schließlich den Rückweg mit ihnen ganz brav im Flugzeug antreten.
Wer fliegen kann, auch dies lehrt Waechters kostbares Bilderbuch, der kann es eben auch lassen. Und wem das - wie Mörtel - versagt ist, dem helfen kein Netz und kein Käfig, um sich die Gabe abzuschauen. (spre).
Philip Waechter: "Der fliegende Jakob".
Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2012. 36 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Eine schöne Geschichte ist das«. Die literarische Welt »(...) eine Reise- und Abenteuergeschichte, deren Leichtigkeit der Flugkunst seines Helden in nichts nachsteht. Das Unglaubliche und das Selbstverständliche stecken in den Bildern. Ebenso zeigen sie eine Alltagswelt, die bei Waechter dank der kecken Figuren und warmen Farbtönen immer auch eine freundliche Komik ausstrahlt.« NZZ am Sonntag »Ein fantasievolles Bilderbuch für Kindergarten- und Vorschulkinder.« Express Sonntag »Wo statt Angstmache so viel Vertrauen, Verständnis, Liebe sind, fliegt einer hoch und kommt gerne zurück, ist mutig, gewitzt, ganz Kind, ganz frei, ganz stark - vorbildlich!« Münchner Feuilleton »Den Duft von Freiheit schnuppern, Abenteuer erleben, auf sich allein gestellt sein und sich bewähren und dazu der wahr gewordene Traum vom Fliegen. All das bietet Philip Waechters neues Bilderbuch, das Kinderaugen zum Leuchten bringen wird. Die fröhlichen Farben, sorgfältig ausgearbeitete Details und der für den Künstler typische, feine Humor tun ihr übriges.« Lesart »Seitenfüllende Illustrationen wechseln mit Zeichnungen ab, die an Cartoons erinnern. Beiden ist gemein, dass auf und in ihnen immer ein bisschen mehr zu entdecken ist, als der Text verrät: kleine Geschichten innerhalb der Geschichte, die voller liebenswerter Details stecken. (...) ein weiteres Waechter-Buch, dessen Charme man sich nicht verschließen kann.« Buch & Maus
Jeder Mensch, der als Kind den Struwwelpeter kennengelernt hat, erinnert sich an den "fliegenden Robert". Vermutlich aber stimmt ihn die Erinnerung eher etwas traurig, denn der Robert wollte gar nicht fliegen, er wurde vom Wind erfasst und weggetragen, und niemand weiß, was aus ihm geworden ist. Man fragt sich also, ob diese Geschichte wirklich für Kinder sinnvoll ist, weil Kinder ja gerne verträumt durch die Gegend laufen und weil sie deshalb vielleicht jede Menge Ängste bekommen könnten. "Der fliegende Robert" braucht also dringend ein erlösendes Pendant, und das hat Philip Waechter mit dem fliegenden Jakob in liebenswürdigster Weise geschaffen. Jakob kann fliegen. Das ist zwar außergewöhnlich, aber sehr schön, und sogar nützlich sein, wie seine erstaunten Eltern feststellen dürfen. Jakob ist auch alles andere als eingebildet - er kann ganz einfach fliegen und das tut er nun auch. Als die Eltern mit dem Flugzeug verreisen wollen, zieht es Jakob vor, mit einem Vogelschwarm in den Süden zu fliegen. Und wie schon gesagt: Es ist ziemlich nützlich, dass er sie begleitet, denn nur er kann - weil er auch ziemlich klug und geschickt ist - den berühmt-berüchtigten Vogelfänger Mörtel überlisten und das Vögelchen Hubertus und viele andere Vögel, mit denen sich Herr Mörtel die Einsamkeit vertreibt, aus ihrer Gefangenschaft befreien. "Mensch, war das eine Freude", steht dann da, nachdem die Aktion glücklich überstanden war. Und dieser unmittelbar geäußerte Satz macht deutlich, dass auch der Autor sehr erleichtert ist, dass ihm dieses Abenteuer so erfreulich gelingen konnte. Von überallher kommen nun Vögel, um dieses Ereignis zu feiern, und alle Kinder sollten mit dabei sein können bei diesem Fest. Auch wenn sie selber nicht fliegen können, macht das gar nichts, denn irgendetwas kann jeder, um denen das Handwerk zu legen, die andere unglücklich machen. Philip Waechter wünschen wir jedenfalls guten Flug und erfolgreichen Überblick für neue, ebenso herrliche Befreiungsgeschichten für Kinder. Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)