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Die iranische Schriftstellerin Sara Santanda ist von der Fatwa bedroht. Vier Millionen Dollar sind auf ihren Kopf ausgesetzt. Bei einer Pressekonferenz in Kopenhagen soll das Todesurteil vollstreckt werden. Der Killer, Vuk, ist ein Opfer des jugoslawischen Bürgerkriegs. Die Grausamkeiten, die er als Kind mitansehen musste, haben ihn zu dem gemacht, was er ist. Wenn Vuk nachts einen seiner Alpträume hat, ist er am Morgen zu jeder Tat fähig. In Kopenhagen soll Lise Carlsen, Journalistin und Vorsitzende des dänischen PEN, zusammen mit dem Kriminalbeamten Per Toftlund für die Sicherheit des prominenten Gastes sorgen... …mehr

Produktbeschreibung
Die iranische Schriftstellerin Sara Santanda ist von der Fatwa bedroht. Vier Millionen Dollar sind auf ihren Kopf ausgesetzt. Bei einer Pressekonferenz in Kopenhagen soll das Todesurteil vollstreckt werden. Der Killer, Vuk, ist ein Opfer des jugoslawischen Bürgerkriegs. Die Grausamkeiten, die er als Kind mitansehen musste, haben ihn zu dem gemacht, was er ist. Wenn Vuk nachts einen seiner Alpträume hat, ist er am Morgen zu jeder Tat fähig. In Kopenhagen soll Lise Carlsen, Journalistin und Vorsitzende des dänischen PEN, zusammen mit dem Kriminalbeamten Per Toftlund für die Sicherheit des prominenten Gastes sorgen...
Autorenporträt
Leif Davidsen, geb. 1950 in Otterup, lebt als freier Schriftsteller in Kopenhagen. Er arbeitete als Journalist, u. a. als Korrespondent in Moskau und als Nachrichten-Redakteur für das Fernsehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.2002

Hartschalenkoffer, weicher Kern
Dänemark liegt an der Adria: Leif Davidsens Polit-Thriller

Die bosnischen Serben fühlen sich von Slobodan Milosevic verraten und verkauft. Sie glauben ihre Sache verloren. Der serbische Heckenschütze Vuk erledigt in einem Straßencafé von Zagreb noch einen letzten Auftrag und erschießt einen kroatischen Intellektuellen, der seine Wortmacht in den Dienst nationalistischer Hetzpropaganda stellt. Doch eigentlich haben die muslimischen Kroaten schon das Terrain in der Krajina übernommen. Der Heckenschütze fühlt sich leer und nutzlos, aber sein Kommandant hat schon neue Pläne: Iran hat eine Fatwa gegen die Schriftstellerin Sara Santanda ausgesprochen und ein Kopfgeld von vier Millionen Dollar auf die Ungläubige ausgesetzt. Die russische Mafia braucht saubere Konten, um ihr schmutziges Geld zu waschen. Für ein erfolgreiches Attentat auf die Autorin bekäme die vermittelnde Mafia hilfreiche Geldwäsche-Konten in Iran und der Killer das Kopfgeld.

Der Scharfschütze Vuk ist die ideale Besetzung für den delikaten Job, denn er ist in Dänemark aufgewachsen, wo Santanda zum ersten Mal nach Jahren mit einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit treten wird. Vuk ist der "serbische Däne", wie der Originaltitel von Leif Davidsens Polit-Thriller lautet. Anfangs hat er noch Skrupel, nur für Dollars zu töten. Er ist empört über seinen Kommandanten, der ihn ungefragt an die zahlkräftige Russenmafia vermittelt, die ihn mit dem iranischen Geheimdienst zu verkuppeln gedenkt. Doch der Arbeitsmarkt ist keine Benefiz-Veranstaltung, und auch ein Heckenschütze muß sehen, wo er bleibt. Vuk sprengt seinen Kommandanten in die Luft und reist auf eigene Faust nach Dänemark.

Während Vuk langsam in Tarnfarben durch das brodelnde Mitteleuropa kriecht, bereitet sich die dänische Pen-Vorsitzende und Kulturjournalistin Lise Carlsen auf den Besuch der iranischen Autorin und den Zusammenbruch ihrer bröckeligen Ehe mit dem Psychologen Ole vor. In beidem wird sie tatkräftig unterstützt vom Geheimdienstmann Per Toftlund, der für die Sicherheit der iranischen Autorin abkommandiert wird. Der Macho gewöhnt die schöngeistige Lise nach und nach an den verstörenden Anblick von körpernah getragenen Dienstwaffen, beschert ihr schnelle Nachtfahrten durch Kopenhagen im BMW-Sport-Coupé und verführt die Ehebrecherin schließlich in einer konspirativen Wohnung. Ehemann Ole bekommt derweil immer schwärzere Augenringe, bis ihn der mitleidige Autor schließlich auf dem Schachbrett seiner Intrigen opfert. Das eigentliche Duell zwischen Vuk und den Beschützern der Autorin siedelt Davidsen im effektvollen Dekor einer Festungsinsel im Öresund an.

Leif Davidsen hat sein Thriller-Süppchen auf mehreren privaten und politischen Konfliktherden gekocht. Bei der Verknüpfung der Handlungsstränge bewahrt er Überblick, die internationalen Verwicklungen scheinen gut recherchiert. Der Plot ist spannend und bereitet durchaus Vergnügen, hat man einmal die geheimdienstliche Weltsicht akzeptiert, daß alles mit allem zusammenhängt und der ehemalige Klassenkamerad aus der serbischen Gastarbeiterfamilie auch plötzlich unter anderem Namen als vom iranischen Geheimdienst gedungener Profikiller vor der Haustür stehen kann: "Janos, alter Gastarbeiter. Lange nicht mehr gesehen! Komm rein. Ich bin allein." Berühmte vorletzte Worte.

Leider sind Davidsens Protagonisten nicht eiskalte Profis, sondern zeigen immer wieder ihre menschlichen, allzu menschlichen Gefühle. Diese kontemplativen Erzählpausen sind zwar einer klassischen Vorstellung von Dramaturgie geschuldet, lesen sich allerdings wie abgestandene Selbstfindungsergüsse. Statt sich einfach nur zu fragen, wo das frische Blut, das Projektil oder der Hartschalenkoffer mit der zusammensetzbaren Präzisionswaffe herkommen, sind diese Thriller-Figuren überflüssigerweise auch noch auf der Suche nach den größeren Zusammenhängen: "Konnten Liebe, Lust und Freude absterben, ohne daß man es merkte?"

Davidsen nutzt den erstaunten Blick des Heckenschützen Vuk auf das Land, in dem er seine Jugend verbracht hat, zu zahlreichen kritischen Seitenhieben auf seine Heimat. Es muß einfach etwas faul sein im Land der klobigen Parkscheinautomaten. Diese kraftlosen Sticheleien gegen das moderne Dänemark geraten dem etwas zu meinungsfreudigen Autor recht betulich. Doch insgesamt schildert der Roman spannend, wie die internationale Gewalt unbemerkt unter die dänische Käseglocke kriecht und dort effektvoll explodiert. Liegt der Heckenschütze erst hinter dem Liguster zwischen den Gartenzwergen im Vorgarten, ist der Fluch der bösen Tat fast unabwendbar.

STEPHAN MAUS

Leif Davidsen: "Der Fluch der bösen Tat". Roman. Aus dem Dänischen übersetzt von Peter Urban-Halle. Paul Zsolnay Verlag, Wien und München 2001. 340 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Mankell war gestern - heute ist Davidsen
Es gibt Leute, die lesen von jedem neuen Henning Mankell anfänglich nur jeden Tag ein Wort, nach einem Monat kennen sie den ersten Absatz auswendig und dann, ja dann, müssen sie einfach wissen, wie es weitergeht, also lesen und lesen sie und, schwupps, die X-Hundert-Seiten sind zu Ende.
Dann heißt es wieder warten, den Krimidurst mit einigen schlechten, ärgerlichen Büchern strecken, vielleicht ab und zu eine Entdeckung machen, aber erst bei Leif Davidsen, ein Däne, vielleicht ein Nachbar von Peter Hoeg, auf dessen neuen Roman wir auch schon lange warten, löschen wir unseren Durst, sind endlich gelassen.
Mankell, Mankell, wer war jetzt das gleich wieder...
Und werden gleich wieder zittrig, bei der Recherche nach weiteren Büchern von Leif Davidsen.
Liebe, Politik und der Zwang zu töten
Mit einem eiskalten Mord an einem kroatischen Schriftsteller beginnt es und geht weiter mit der Liebe zwischen dem serbischen Killer Vuk und Emma, die beide leblose Augen haben.
Vuk mordet ohne Gefühl, nur nachts quälen ihn die Alpträume, so dass er Schlaf vermeidet. Er mordet auch nicht für Geld, er hat seine eigenen Beweggründe und durchkreuzt die Pläne seiner neuen Auftraggeber, die iranische Dichterin, Sara Santanda, zu ermorden.
Der Kommissar, der Sara Santanda bei ihrem Dänemarkbesuch beschützen soll, und die Journalistin und PEN-Vorsitzende werden im Laufe des Buches ein Liebespaar.
Literarischer Hochgenuss und beste Krimikost
Es sind die Reflexionen, die politischen Zusammenhänge, und die inneren Konflikte, die diese Figuren so lebendig machen. Der Leser weiß mehr als das Ermittlerpaar, doch immer wieder werden die Ahnungen durch überraschende Wendungen gestrichen. Leif Davidsen steigert die Sogwirkung ab der Mitte des Buchs noch, indem er den Kommissar jetzt von der Existenz des Killers wissen lässt.
Im Schatten bleibt bis zu den letzten Kapiteln Sara Santanda, deren Leben es zu schützen gilt.
Kein Krimi zum Entspannen, dafür ist der Krieg in Jugoslawien zu realistisch, aber ein literarischer Hochgenuss.
Verfilmt wollen wir die grausamen Folterszenen besser nicht sehen. Es reicht das Kopfkino.
(K. Ara, www.krimi-forum.de)

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