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Der junge Privatdozent für Theaterwissenschaft Dr. Hartmut Frohmann hat ein einziges Ziel: Er will Professor werden. Doch alle seine Bewerbungen scheitern. Was läuft schief? Liegt es an der Frauenquote oder an seiner Persönlichkeit?Der »tragische Held« dieses Campus-Romans mit queeren Momenten ist von vielen Antagonisten umgeben, fühlt sich umzingelt, in die Ende getrieben, vom System verraten - ein Opfer einer paranoiden Spirale, aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt. Wird sein Geliebter, der erfolgreiche Berliner Galerist Fred Grohé, für ihn über Leichen oder gar erselbst bis zum Äußersten gehen?…mehr

Produktbeschreibung
Der junge Privatdozent für Theaterwissenschaft Dr. Hartmut Frohmann hat ein einziges Ziel: Er will Professor werden. Doch alle seine Bewerbungen scheitern. Was läuft schief? Liegt es an der Frauenquote oder an seiner Persönlichkeit?Der »tragische Held« dieses Campus-Romans mit queeren Momenten ist von vielen Antagonisten umgeben, fühlt sich umzingelt, in die Ende getrieben, vom System verraten - ein Opfer einer paranoiden Spirale, aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt. Wird sein Geliebter, der erfolgreiche Berliner Galerist Fred Grohé, für ihn über Leichen oder gar erselbst bis zum Äußersten gehen?
Autorenporträt
Kim Wakker studierte Theaterwissenschaft und Psychologie. Lebt in Berlin und arbeitet im Coaching- und Medienbereich
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.06.2024

Kreuz und queer
Krimis in Kürze: Pascal Garnier, Kim Wakker, Jean-Christophe Rufin

"Die Straßen waren schwarz nicht vom Dunkel der Nacht allein", schrieb Raymond Chandler 1944 in einem Essay. Die Metaphorik blieb selbst ein wenig dunkel, hat über die Jahrzehnte aber doch ganz gut dazu getaugt, die Essenz der Schwarzen Serie in Kino und Literatur zu fassen. Wer sich heute allerdings an einem Roman noir versucht, landet schnell bei einer unfreiwilligen Parodie, weil Finsternis und fatalistische Tonlage der Vierzigerjahre sich nicht einfach reproduzieren lassen.

Ein Autor wie der 2010 mit gerade sechzig Jahren verstorbene Franzose Pascal Garnier hat das gewusst - und ist nie in diese Falle geraten. Sein Roman "An der A26" (Septime, 120 S., geb., 19,- Euro), den der kleine Wiener Septime Verlag erstmals in deutscher Übersetzung herausbringt, ist von einer Düsternis und Härte, die nie forciert wirken. Er muss einfach nur in starken Bildern die graue Tristesse eines Kaffs in Nordfrankreich und dessen Bewohner beschreiben. Die Autobahn, die dort in den Neunzigerjahren gebaut wird, ist vor allem dazu da, um schnell durch- oder wegzukommen.

Yolande und ihr Bruder Bernard leben in einem völlig verwahrlosten Haus. Sie hat sich dort verbarrikadiert seit dem Krieg, wegen einer Affäre mit einem deutschen Soldaten ist sie geächtet. Er hat Krebs und streunt nachts in der Gegend herum. Er weiß, dass es nicht mehr weitergehen kann. Garniers Prosa überzeichnet diese schmutzige Welt ohne Hoffnung nie. Da ist kein Bemühen um Coolness, nur eine schwarze Gewissheit, dass es kommen wird, wie es kommen muss.

Auf eine andere Weise kämpft Kim Wakker mit den Fallstricken von Parodie und Satire. Der Vorname lässt offen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, was zum Titel samt Zusatz passt: "Der Frauenbeauftragte" (Alexander Verlag, 222 S., br., 18,- Euro) ist "ein queerer Campus-Krimi" und hat sich vorgenommen, die Rituale und Bräuche der akademischen Welt und des Kunstbetriebs vorzuführen.

Hartmut, ein Privatdozent für Theaterwissenschaft von Mitte dreißig, landet bei allen Bewerbungen um eine Professur auf dem zweiten Platz - hinter einer Frau. Sein Geliebter Fred, das Abziehbild eines reichen Berliner Galeristen, findet das alles nicht so tragisch. Mit einer "Schwulenquote", zu der sich der immer radikaler und wütender werdende Hartmut versteigt, kann er nichts anfangen. Kompliziert wird das alles nur, als Frau Prof. Dr. Heidelind Hausinger, der Hartmut in drei Berufungsverfahren unterlegen war, tot im Tiergarten gefunden wird, von einem Kampfhund zerfleischt.

Dass Wakker die Milieus aus eigener Erfahrung kennt, ist unverkennbar. Das schließt aber nicht ein, dass auch jede parodistische Einlage sitzt; manchmal macht es sich das Buch zu leicht und rennt offene Türen ein. Beides liegt oft dicht beieinander: die Spitze, die punktgenau trifft, und die Pointe, die vom häufigen Gebrauch stumpf geworden ist. Aber es ist insgesamt eine amüsante Lektüre bis hin zum grellen Finale. Die Frage, in welches Schicksal die Frauenquote an Hochschulen Männer wie Hartmut treibt, muss ungelöst bleiben.

Es gibt vermutlich nicht allzu viele Goncourt-Preisträger, die Kriminalromane schreiben. Jean-Christophe Rufin, auch Arzt und Diplomat, ist einer von ihnen. "Der Tote im Pool" (Tropen, 208 S., br., 17,- Euro) ist der zweite Auftritt eines nicht alltäglichen Konsuls, der von Conakry in Guinea nach Maputo in Mosambik versetzt wurde. Aurel Timescu hat rumänische Wurzeln und einen entsprechenden Akzent, er spielt gut Klavier, liebt kühlen Tokajer und ist ein Meister der Arbeitsvermeidung. Wirklich berufen fühlt er sich zum Kriminalkommissar, auch wenn seine Methoden eher unorthodox sind.

Das ist längst nicht so pittoresk, wie es sich anhört. Timescu könnte sich auch in einem Roman von Eric Ambler behaupten, wo er allerdings wohl unter die Räder käme. Und wenn er nachforscht, wer den unbeliebten alten Hotelbesitzer in den Pool gestoßen hat, merkt er schnell, dass nicht nur die Eifersucht einer der vielen Frauen des Ermordeten ein handfestes Motiv liefert. Beschlagnahmtes Elfenbein spielt auch eine Rolle, und damit verbinden sich einige politische und diplomatische Verwicklungen. Rufin erzählt konzentriert und zeigt, dass man auch mit der Hälfte des üblichen Krimiumfangs sehr gut auskommen kann. PETER KÖRTE

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