Während uns die Pandemie außenwirtschaftliche Abhängigkeiten schmerzlich vor Augen geführt hat und Putin Energieexporte als Waffe nutzt, legen Trump & Co. die Axt an genau jene Welthandelsregeln an, die die Welt so reich wie nie gemacht haben. China und die USA entkoppeln sich, die Globalisierung soll zurückgedreht werden. In der EU will man keine Freihandelsabkommen mehr, dafür Sanktionen gegen Schurkenstaaten, Lieferkettengesetze und Klimaprotektionismus zur Rettung der Welt. Der Freihandel weicht zunehmend geopolitischen und ökologischen Erwägungen. Deutschland, Österreich und die Schweiz sind mittelstandsgeprägt und handelsorientiert - ihr Wohlstand steht auf dem Spiel. Die Außenhandelsexperten Felbermayr und Braml, beide mit langjähriger Erfahrung in der Politik(beratung), beleuchten überraschende Zusammenhänge, decken Irrglauben auf und zeigen Wege, wie unser Wohlstand trotz widriger Umstände erhalten und ausgebaut werden kann.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Hat der Freihandel wirklich fertig? Zumindest steckt er in Schwierigkeiten, weiß Rezensent Andreas Mihm nach der Lektüre des Buches Gabriel Felbermayrs und Marin Bramls, zweier Außenhandelsökonomen, die freilich den freien Fluss von Geld und Gütern keineswegs aufgeben wollen. Dass Freihandel letztlich eine gute Sache ist, und zwar für alle, davon sind die Autoren laut Mihm überzeugt, und sie versuchen zu eruieren, was von der Idee noch zu retten ist in Zeiten von Wirtschaftssanktionen gegen Putin und einer amerikanischen Wirtschaftspolitik, die mehr und mehr auf Einfuhrzölle setzt. Es gibt viel Widerstand gegen Freihandel, auch in der EU, stellen Felbermayr und Braml klar, und auch im Buch werden einige Kriterien dafür aufgestellt, wann Markteingriffe gerechtfertigt sind - zum Beispiel, wenn es um extrem relevante Güter geht. Weiterhin empfehlen die Autoren, fasst der Rezensent zusammen, einen sogenannten "Konzentrationszoll" auf Güter aus Ländern, von denen eine starke Abhängigkeit besteht, sowie die Etablierung einer Art "Wirtschafts-Nato", die, wie im kalten Krieg, die Ausfuhr von Waren an autokratische Staaten kontrolliert. Ob letzteres wirklich klappt? Mihm ist da skeptisch und würde eher darauf setzen, Sanktionsbrecher selbst zu sanktionieren, außerdem vermisst er in dem Buch Gedanken zur Rolle des Dollars im Welthandel und zu neuen Wirtschaftsbündnissen. Insgesamt liest er diesen Versuch, den Freihandel auch in schweren Zeiten zu verteidigen, jedoch mit Gewinn.
© Perlentaucher Medien GmbH
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