Am 20. Juli 1910 verlässt das Passagierschiff S.S. Montrose den Hafen von Antwerpen und steuert mit rund 1.400 Fahrgästen in Richtung Quebec. Unter ihnen aus London ein Vater mit seinem Sohn. Im März desselben Jahres meldet im Londoner Büro von Scotland Yard eine Frau ihre Freundin Cora Crippen als vermisst und äußert einen ungeheuerlichen Verdacht: Coras Ehemann, der Arzt Hawley Crippen, soll seine Frau ermordet haben. Inspektor Walter Drew schenkt diesem Hinweis jedoch keinerlei Glauben, denn Mr Crippen gilt als überaus freundlich, sympathisch und harmlos. Doch auch Mr Crippen scheint wie vom Erdboden verschluckt, und dann macht Scotland Yard eines Tages einen grausigen Fund. In Vor- und Rückblenden zwischen den Ereignissen in London und auf der S.S. Montrose erzählt John Boyne von der spannenden Jagd nach einem Mörder und seiner Komplizin, die sich im Jahr 1910 wirklich so zugetragen hat. Sie führt uns zurück in die große Zeit der Passierschifffahrt kurz vor dem Untergang der Titanic und der großen technischen Erfindungen: Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurde ein Täter per Schiffsfunk überführt.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Nicht in allen Einzelheiten plausibel erscheint Sylvia Staude dieser im englischen Original bereits 2004 erschienene, auf dem authentischen Fall des vermeintlichen Gattinnenmörders Dr. Crippen basierende Roman von John Boyne. Gegen die fantastische Ausgestaltung des berüchtigten Falls durch den Autor hat Staude dabei gar nichts einzuwenden. Im Gegenteil findet sie die Rückblenden in Crippens Kindheit und die von Boyne ausgekosteten Verwicklungen auf der transatlantischen Flucht des Doktors und seiner Geliebten durchaus spannend und sogar als Gesellschaftspanorama des frühen 20. Jahrhunderts tauglich. Doch dass der Autor eben allzu oft arg in die Satire abgleitet und das eigentliche Opfer zum Hausdrachen, den Mörder aber zum Opferlamm umbiegt, missfällt ihr.
© Perlentaucher Medien GmbH
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