Ein bescheidener Überblick über philosophische Themen
Der Philosoph und Sozialpsychologe Erich Fromm bemerkte einst, dass der Mensch das einzige Tier sei, welches sich mit dem Problem der eigenen Existenz beschäftigen müsse. Hat das Leben einen Sinn? Und schon war die Philosophie geboren. Da die
Vernunft die Frage zwar diskutieren, aber nicht beantworten kann, mussten die Religionen erfunden…mehrEin bescheidener Überblick über philosophische Themen
Der Philosoph und Sozialpsychologe Erich Fromm bemerkte einst, dass der Mensch das einzige Tier sei, welches sich mit dem Problem der eigenen Existenz beschäftigen müsse. Hat das Leben einen Sinn? Und schon war die Philosophie geboren. Da die Vernunft die Frage zwar diskutieren, aber nicht beantworten kann, mussten die Religionen erfunden werden. Damit ist im Laufe der menschlichen Geschichte eine Vielfalt an Antworten entstanden. Je nach Sozialisierung, Umfeld, Neigungen und Überzeugungen sucht sich der Mensch seine eigenen Antworten. „Der Fünf-Minuten-Philosoph“ soll dabei behilflich sein.
Die Themen sind interdisziplinär und vielfältig. Gerald Benedicts Untersuchungsobjekte sind „Wissen“, „Ich“, „Kosmos“, „Menschheit“, „Spiritualität“, „Religion“, „Glauben“ und „Verhalten“. An diesen Begriffen wird deutlich, dass zur Analyse nicht nur Philosophie und Religionswissenschaften gefordert sind, sondern insbesondere wissenschaftliche Disziplinen wie Psychologie, Astronomie, Biologie, Soziologie und Anthropologie. Der Autor ist Religionswissenschaftler und promovierte in Philosophie und durch diese Brille betrachtet er auch die Themen. „Dieses Buch führt durch die Welt der Dichter, Denker und Weisheitslehrer“.
Ob es sinnvoll ist, auf 200 Seiten 80 verschiedene Themen anzureißen, ist eine andere Frage. Das hat zwangsläufig zur Folge, dass Begriffe nicht hinreichend definiert werden können und der Blick nicht sehr in die Tiefe gehen kann. Einen Vergleich mit z.B. „Schlüssel zur Philosophie“ von Franz Wuketits, auch ein Einsteigerbuch, hält „Der Fünf-Minuten-Philosoph“ nicht stand. Man merkt beim Lesen, dass Wuketits mehr von den Naturwissenschaften bzw. der Wissenschaftstheorie geprägt ist und Benedict mehr von den Religionswissenschaften. Wuketits ist präziser in seinen Ausführungen.
Bei einer Analyse des Wissens und seiner Grenzen (23) könnte man zur Abrundung auch einen Ausflug in die Evolutionäre Erkenntnistheorie (Gerhard Vollmer) oder in den Konstruktivismus (Paul Watzlawick) unternehmen. Formulierungen wie „Nach der Urknalltheorie entstand der Kosmos zu einem bestimmten Punkt in der Zeit ...“ (55) ist nicht richtig, wie der Autor später (57) selbst erkennt „Und dabei [Urknall] entstanden auch Raum und Zeit“. Das Thema „Freier Wille“ (80) greift zu kurz, wenn nicht die Experimente von Benjamin Libet angesprochen werden. Beim Abschnitt Religion hat mich gestört, dass der Autor keine Unterscheidung zwischen Fundamentalismus und Fanatismus vornimmt (130). Auch ist für mich nicht plausibel, dass Agnostizismus, wie Theismus und Atheismus, auf einem Glauben beruhen soll (142). Zum Thema Erleuchtung (150) fehlen zum besseren Verständnis Erfahrungsberichte, wie sie z.B. Richard M. Bucke in „Kosmisches Bewusstsein“ liefert.
Das Buch gibt zweifelsohne Anregungen. Es ist aber teilweise auch unscharf in seinen Ausführungen. M.E. ist es insbesondere für Leser gedacht, die sich mit den behandelten Themen bislang eher wenig beschäftigt haben. Anderen würde ich empfehlen, direkt auf weitergehende Literatur zuzugreifen.