Ein Schatten liegt über dem Haus am Meer, in das Max mit seiner Familie einzieht. Vor Jahren soll hier unter rätselhaften Umständen ein Junge ertrunken sein. Von dem alten Leuchtturmwärter erfährt Max, dass dieser Junge jenem geheimnisvollen Magier namens Cain zum Opfer gefallen sei, den die Leute auch "Fürst des Nebels" nannten. Als Max und sein neuer Freund Roland am Wrack der versunkenen "Orpheus" tauchen, bekommen sie zu spüren, dass der alte Mann ihnen nicht alles erzählt hat. Kann es sein, dass der Fürst des Nebels wieder an Macht gewinnt?
Spanischer Jugendliteraturpreis.
Spanischer Jugendliteraturpreis.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2010Geister der Vergangenheit
Das erste Kinderbuch des spanischen Erfolgsautors
Die bösen Mächte sind überall. Sie verbergen sich im Nebel, der ständig über den kleinen Küstenort hinwegzieht, in dem Max mit seiner Familie wohnt. Sie stecken in den seltsam beweglichen Figuren eines Skulpturengartens. Sie öffnen mit Stimmengeraune die Türen eines Schrankes, was die Schwester von Max fast zu Tode erschreckt. Eigentlich will seine Familie in dem namenlosen Dorf am Meer im Jahr 1943 Frieden finden vor dem Krieg. Vergeblich: Hier tobt ein anderer Krieg mit Geistern der Vergangenheit, hier gehen die Uhren rückwärts, hier beschäftigt die rätselhafte Geschichte eines versunkenen Schiffes einen alten Leuchtturmwärter und seinen Enkel. Der spanische Erfolgsautor Carlos Ruiz Zafón verarbeitet in seinem ersten Jugendbuch Der Fürst des Nebels von 1993, das nun überarbeitet und neu übersetzt, erschienen ist, alle nur denkbaren Schauermotive und Katastrophen-Phantasien der Literatur- und Filmgeschichte: von bizarren Zirkus-Halbwelten bis zum Teufelspakt mit einem Nebelfürsten, vom Mythos des „Fliegenden Holländers“ bis zum Untergang der „Titanic.“ Eine sehr klassische Fantasy-Geschichte kommt dabei heraus, deren etwas grob gestrickte Handlung einige Fragen offen lässt. Doch auch wenn die Dialoge etwas betulich wirken und manch lyrische Passage arg schwülstig gerät: Die jugendlichen und erwachsenen Fans der Bestseller Der Schatten des Windes und Das Spiel des Engels werden auch diesen verhältnismäßig kurzen Erstling schnell verschlingen, und sich wunderbar gruseln.
Melancholische Stimmung hängt über diesem Buch wie die Nebelschwaden über dem Dorf: Für den 13-jährigen Max endet in diesem Sommer die Kindheit; er lernt die Grenzen und Schwächen der Erwachsenen kennen, die ihn und seine Geschwister nicht zu schützen vermögen; er bekommt mehr als nur eine Ahnung von Freundschaft, Liebe und Tod. Viele Themen sind in diesem Buch, dessen Spannung auch von mehreren Perspektivwechseln lebt, nur angedeutet, doch wichtig ist vor allem eines: Der Rache eines Nebelfürsten entkommt niemand, und die bösen Mächte bleiben in dieser Welt allgegenwärtig (Ab 12 Jahre). ANTJE WEBER
Carlos RUIZ ZAFÓN: Der Fürst des Nebels. Aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen. Fischer 2010. 270 Seiten, 16,95 Euro.
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Das erste Kinderbuch des spanischen Erfolgsautors
Die bösen Mächte sind überall. Sie verbergen sich im Nebel, der ständig über den kleinen Küstenort hinwegzieht, in dem Max mit seiner Familie wohnt. Sie stecken in den seltsam beweglichen Figuren eines Skulpturengartens. Sie öffnen mit Stimmengeraune die Türen eines Schrankes, was die Schwester von Max fast zu Tode erschreckt. Eigentlich will seine Familie in dem namenlosen Dorf am Meer im Jahr 1943 Frieden finden vor dem Krieg. Vergeblich: Hier tobt ein anderer Krieg mit Geistern der Vergangenheit, hier gehen die Uhren rückwärts, hier beschäftigt die rätselhafte Geschichte eines versunkenen Schiffes einen alten Leuchtturmwärter und seinen Enkel. Der spanische Erfolgsautor Carlos Ruiz Zafón verarbeitet in seinem ersten Jugendbuch Der Fürst des Nebels von 1993, das nun überarbeitet und neu übersetzt, erschienen ist, alle nur denkbaren Schauermotive und Katastrophen-Phantasien der Literatur- und Filmgeschichte: von bizarren Zirkus-Halbwelten bis zum Teufelspakt mit einem Nebelfürsten, vom Mythos des „Fliegenden Holländers“ bis zum Untergang der „Titanic.“ Eine sehr klassische Fantasy-Geschichte kommt dabei heraus, deren etwas grob gestrickte Handlung einige Fragen offen lässt. Doch auch wenn die Dialoge etwas betulich wirken und manch lyrische Passage arg schwülstig gerät: Die jugendlichen und erwachsenen Fans der Bestseller Der Schatten des Windes und Das Spiel des Engels werden auch diesen verhältnismäßig kurzen Erstling schnell verschlingen, und sich wunderbar gruseln.
Melancholische Stimmung hängt über diesem Buch wie die Nebelschwaden über dem Dorf: Für den 13-jährigen Max endet in diesem Sommer die Kindheit; er lernt die Grenzen und Schwächen der Erwachsenen kennen, die ihn und seine Geschwister nicht zu schützen vermögen; er bekommt mehr als nur eine Ahnung von Freundschaft, Liebe und Tod. Viele Themen sind in diesem Buch, dessen Spannung auch von mehreren Perspektivwechseln lebt, nur angedeutet, doch wichtig ist vor allem eines: Der Rache eines Nebelfürsten entkommt niemand, und die bösen Mächte bleiben in dieser Welt allgegenwärtig (Ab 12 Jahre). ANTJE WEBER
Carlos RUIZ ZAFÓN: Der Fürst des Nebels. Aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen. Fischer 2010. 270 Seiten, 16,95 Euro.
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