Zwei Männer begegnen sich in einer mediterranen, mittelalterlichen Stadt, wo Jahr für Jahr ein historisches, recht mysteriöses Spiel mit einheimischen sowie unter den Besuchern ausgewählten Teilnehmern ausgetragen wird. Die emotionale Verbindung der beiden Männer wird im Vorfeld und während des Spiels den Lauf der Ereignisse bestimmen, die eine unerwartete Richtung nehmen. So ungewöhnlich die Rahmengeschichte angelegt ist, so außerordentlich gestalten sich auch die erzählerischen Einschübe. Sie sind sowohl mit dem Rahmentext, als auch untereinander durch sinnbildhafte, nicht auf den ersten Blick erkennbare Fäden verbunden. Letztendlich vermitteln sie Erkenntnisse über die Liebe, die beinahe immer von Begriffen wie "Jagen", "Besitzen", "Verschmelzen", "Zueinandergehören", "Ewig" und "Glück" begleitet - manchmal auch belastet - wird. Es geht aber auch im weitesten Sinne um Ziele im Leben, die man verfolgt, denen man regelrecht nachjagt, um nicht selten feststellen zu müssen, dass es nicht (nur) darauf ankommt. Die 12 Erzählungen werden mal von einer orientalischen, mal von einer mittelalterlichen, mal von einer fantastischen Atmosphäre dominiert und entsprechen 12 Stunden des Tages. In eine dreizehnte Erzählung eingeflochten, bilden sie zusammen eine vieldimensional mosaikhafte, metapherreiche, eine durch und durch fesselnde Ganzheit. Bilge Karasu, der oft mit Franz Kafka verglichen wurde, galt in der zeitgenössischen türkischen Literatur als der "intellektuelle Riese", der inhaltlich wie formal höchst ausgeklügelte Werke schuf. "Der Garten entschwundener Katzen" kann als ein richtiger Schmöker bezeichnet werden, der den besten Einstieg in die mitreißende erzählerische Welt Karasus bietet. Obwohl tiefe, philosophische Gedanken verdeutlicht werden und eine ganze Reihe Bezüge zu den Literaturen der Welt - vom westlichsten Europa bis zum östlichsten Asien - vorhanden sind, wird der Leser in einer fließenden, anmutigen Sprache in die Gewässer der Gefühle und Erkenntnisse sanft hinein getragen. Tatsächlich erinnert die Sprache an Märchen, die auch auf tiefste Schichten menschlichen Bewusstseins zurück führen.