Wissen Sie, was Ihr Gegenüber wirklich über Sie denkt? Arne hat eine liebevolle Frau, ein schönes Haus, einen guten Job sein Leben scheint perfekt. Doch ein Moment verändert alles. Arne wird vom Blitz getroffen. Als er aus der Bewusstlosigkeit erwacht, kann er die Gedanken anderer Menschen hören. Seine Frau hat ihn nie geliebt, seine Freunde machen sich über ihn lustig, sein Chef verachtet ihn. Arnes Existenz stürzt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Kurzerhand lässt er alles hinter sich und begibt sich auf die Suche nach dem richtigen Leben.
"Donnerscheiß. Er spricht." Arne Stahl spricht, fragt, was überhaupt los sei. Aber wer hat "Donnerscheiß" gesagt? Niemand, das ist der Clou. Gesagt hat es niemand, sondern gedacht. Daher ist es im Roman auch kursiv gesetzt, schief, wie Gedanken eben sind. An sich ist es zwar nicht ungewöhnlich, wenn in einem Prosatext Gedanken mitgeteilt werden, aber hier nun doch: Arne (an was denkt man bei Stahl? Gewitter natürlich!), der jüngst vom Blitz getroffen wurde, kann plötzlich die Gedanken seiner Mitmenschen hören. "Ich hab so Sehnsucht nach heftigem Sex", denkt zum Beispiel Arnes Frau Anna, allerdings in folgendem Kontext: "Wie früher, mit Max. Wenn ich beim Sex mit Arne nicht immer an Max gedacht hätte ..." Jetzt müsste Arne - und auch der trostbedürftige Leser - eigentlich Domian anrufen. Aber Donnerscheiß, der Radioseelsorger, der schreibt ja jetzt Romane! (Jürgen Domian: "Der Gedankenleser". Roman. Wilhelm Heyne Verlag, München 2010. 301 S., geb., 19,95 [Euro].) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main