Was macht komische Bücher komisch? Was macht erfolglose Autoren erfolglos? Wilhelm Genazino - berühmt für seine Beobachtungsgabe und seinen Wortwitz - über Theodor W. Adornos Humor, über Fotografien, über das Lachen und andere Begebenheiten. Wie immergelingt es ihm, aus scheinbar Alltäglichem, Banalem das Verblüffende, Unerhörte, nie Gesehene herauszulesen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2004Der zitternde Text
Wilhelm Genazino über das Komische / Von Ernst Osterkamp
In Wilhelm Genazinos kleinem Entwicklungsroman "Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman" (2003) unterhalten sich zwei junge Leute, die beide gern ihren ersten Roman schreiben würden, aber noch nicht wissen wie. Auf beeindruckend altkluge Weise sprechen sie über Nutzen und Nachteil der Literaturtheorie. Linda, eine glühende Verehrerin Joseph Conrads, verwirft jede Literaturtheorie als "einzigen riesigen Kompensationsakt" derer, die zu große Hoffnungen in die Literatur gesetzt haben. Der Ich-Erzähler, ganz Kafka hingegeben, weist dagegen die Identifikation von Werk und Autor mit dem Argument zurück, daß jedem Text eine Entfernung des Autors von der Welt zugrunde liege, und diese Distanz erzwingt die literaturtheoretische Reflexion: "Das Schreiben ist ein Versuch, mit der Welt draußen einen phantastischen Kontakt aufzunehmen."
Natürlich bleibt dieser Streit im Roman ungeschlichtet, aber vielleicht läßt sich der Konflikt zwischen dem Wunsch nach Freiheit von allen literaturtheoretischen Dogmen und der Einsicht in die Notwendigkeit der ästhetischen Reflexion in Kopf und Herz eines Autors auch gar nicht schlichten. Vermutlich repräsentieren Linda und ihr männlicher Kontrahent die zwei Seelen in der Brust ihres Autors Wilhelm Genazino. Der spricht nämlich anläßlich der Entgegennahme eines Literaturpreises wie seine Linda: "Schreibweisen sind Existenzweisen." Und läßt in einem Text über Claude Simon keinen Zweifel daran, daß nur aus der Rezeptlosigkeit, der Absichtslosigkeit und der Resistenz des Autors gegen alle Dogmen ein "Meisterwerk" erwachsen könne. (Nur freilich: was ist ein Meisterwerk? Setzt der Begriff selbst nicht schon Rezepte, vielleicht sogar Dogmen voraus?) Und besteht schließlich in einem kleinen Aufsatz über die Handlungsorte der Literatur darauf, daß ästhetische Reflexion nie der Wirklichkeit eines Romantextes gerecht werden könne: "In der Kunstproduktion gibt es nicht nur keine gesicherten, sondern es gibt überhaupt keine Ansichten."
Das gibt immerhin Anlaß zu dem allseits beliebten Germanisten-Bashing: "Der allwissende Autor war nie allwissend gewesen. Der allwissende Autor ist eine Fiktion der erzählenden Germanistik." (Erzählende Germanistik? Hm. Eigentlich ein sympathischer Gedanke . . .) Der Autor also: ein "radikaler Heimwerker", der "ohne Muster, ohne Werkzeug, ohne Erfahrung, ohne Übersicht, ohne Verläßlichkeit, ohne Berechnung, ohne Plan" arbeitet, während die Kritiker, fixiert auf Muster, Werkzeuge etc., "so gut wie nichts vom Schreiben verstehen." So weit die Linda-Seele in der Brust des Autors Wilhelm Genazino.
Ihr aber steht, wie die hier anzuzeigende Sammlung von Genazinos kleinen Schriften zu Literatur und Leben erweist, in derselben Brust ein erstaunlich starker Theoretiker gegenüber, der über die Bedingungen und Resultate seines Schreibens begriffsklar und beobachtungsscharf Rechenschaft abzulegen weiß. Seine Reflexionen kreisen um drei thematische Kerne: das Recht des Autors aufs Scheitern, die komische Empfindung und jene Besonderheit des Sehens, die der Titelessay mit dem Begriff des "gedehnten Blicks" bezeichnet. Es ist leicht zu erkennen, daß diese drei Themen ins Zentrum der Ästhetik von Genazinos Romanen verweisen, deren Helden seit Anno "Abschaffel" (1977) geradezu durch ihre Distanz zur Welt definiert werden.
Genazino zitiert Becketts Satz "Künstler sein heißt scheitern, wie kein anderer zu scheitern wagt" und setzt dabei auf die identitätsbildende Kraft des Scheiterns. Da jede künstlerische Arbeit von der Möglichkeit des Mißlingens lebt, plädiert er für den Mut, gelegentlich auch gescheiterte Werke und Fragmente zu veröffentlichen, wobei er zu einer radikal unromantischen Definition des Fragments gelangt: "Das Fragment ist der Text, der uns sein Zittern zeigt." Denn es hat das Wagnis des Scheiterns, ohne das es Kunst nicht geben kann, noch nicht auf dem Altar der Form geopfert. Der Kritiker freilich könnte auf Genazinos Vorschlag entgegnen, er müsse ohnehin schon allzu viele mißlungenen Werke lesen.
Und wird sich statt dessen lieber an Genazinos Reflexionen über das Komische, den Witz und den Humor halten, die mehr als zwei Fünftel des Bandes füllen. Sie sind tatsächlich außerordentlich ergiebig, und es schadet ihnen keineswegs, daß sie im Gestus zitatengesättigter und keineswegs unakademischer Vorlesungen auftreten. Denn sie gelangen zu trennscharfen Bestimmungen der Begriffe Komik, Witz und Humor, die bisher oft genug "auf ihrerseits komische Weise durcheinandergeraten" sind. Genazino hat sie alle gelesen, die Theoretiker des Witzes und des Humors, des Komischen und des Lachens im weiten Spektrum von Jean Paul bis zu Plessner, und sie doch aus der Praxis seines eigenen Schreibens heraus für zu leicht befunden. Seine Sympathie gehört ganz dem, was er die "komische Empfindung" nennt: einer "Innerlichkeit der komischen Regung", die starker Außenreize nicht bedarf, wohl aber eines sensiblen Entdeckers der Lächerlichkeit der Außenwelt, der naturgemäß an dieser Lächerlichkeit selbst teilhat. In diesem Sinne nennt er die komische Kompetenz ein "Reflexionsspiel, dessen Ziel es ist, uns das Geschenk der Distanz zu machen" - und bezeichnet damit zugleich ein Grundprinzip seines Erzählens.
Wie die Studien zum Komischen, so weist auch der große Essay "Der gedehnte Blick" ins Zentrum von Genazinos Poetik. Die Leser seiner Romane kennen sie gut, diese gedehnten, jede Alltagswahrnehmung mit Bedeutung aufladenden Blicke. Genazino leitet die schriftstellerische Arbeit des gedehnten Blicks ab aus dem bedeutungssuchenden staunenden Kinderblick, dessen Wahrnehmungsform das "dauerhafte Perplex-Sein der Aufmerksamkeit" ist. Diese Fähigkeit zur permanenten Verdutztheit verwandelt der Schriftsteller - hier erhebt St. James Joyce sein Haupt - in das "Bedeutungstheater des Epiphanikers". Wer Genazinos Romane liest, betritt dieses Bedeutungstheater mit seinem beständigen Wetterleuchten sanfter Epiphanien vor dem Horizont der Alltäglichkeit. "Wir können nicht schauen ohne den Drang nach Bedeutung", so konstatiert der Essay. Können wir nicht oder wollen wir nicht? Jedenfalls scheint der "Drang nach Bedeutung" auch bei dem Epiphaniker Genazino ein wenig abzunehmen, und es mag deshalb zu dem außerordentlichen Erfolg seines Romans "Ein Regenschirm für diesen Tag" (2001) auch beigetragen haben, daß dessen flanierender Held am Ende immerhin dieses Dranges überdrüssig wird: "Guter Gott, wie mir dieser Zwang zum bedeutungsvollen Sehen auf die Nerven geht." Man darf also auf die weitere Entwicklung dieses klugen Schriftstellers gespannt sein.
Nicht nur die Verehrer von Genazinos Romanen werden diese schöne Sammlung von Reden, Essays und Vorlesungen mit Gewinn lesen. Allerdings scheint bei ihrer Konzipierung ein gewisses Klassizitätsverlangen des diesjährigen Büchnerpreisträgers am Werke gewesen zu sein, denn der Band enthält keinerlei Angaben über Entstehungszeit, Entstehungsanlaß oder Erstpublikation der Texte. Wir wollen dies eine grobe Unhöflichkeit gegenüber dem Leser nennen: Denn da alle Texte ihre geschichtlichen Spuren deutlich an sich tragen ("Und Sie haben sicher auch die Worte des bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber im Ohr"), ist er bei ihrer Lektüre nun beständig mit der Entzifferung ihrer Entstehungsumstände beschäftigt.
Wilhelm Genazino: "Der gedehnte Blick". Essays. Carl Hanser Verlag, München/Wien 2004. 191 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wilhelm Genazino über das Komische / Von Ernst Osterkamp
In Wilhelm Genazinos kleinem Entwicklungsroman "Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman" (2003) unterhalten sich zwei junge Leute, die beide gern ihren ersten Roman schreiben würden, aber noch nicht wissen wie. Auf beeindruckend altkluge Weise sprechen sie über Nutzen und Nachteil der Literaturtheorie. Linda, eine glühende Verehrerin Joseph Conrads, verwirft jede Literaturtheorie als "einzigen riesigen Kompensationsakt" derer, die zu große Hoffnungen in die Literatur gesetzt haben. Der Ich-Erzähler, ganz Kafka hingegeben, weist dagegen die Identifikation von Werk und Autor mit dem Argument zurück, daß jedem Text eine Entfernung des Autors von der Welt zugrunde liege, und diese Distanz erzwingt die literaturtheoretische Reflexion: "Das Schreiben ist ein Versuch, mit der Welt draußen einen phantastischen Kontakt aufzunehmen."
Natürlich bleibt dieser Streit im Roman ungeschlichtet, aber vielleicht läßt sich der Konflikt zwischen dem Wunsch nach Freiheit von allen literaturtheoretischen Dogmen und der Einsicht in die Notwendigkeit der ästhetischen Reflexion in Kopf und Herz eines Autors auch gar nicht schlichten. Vermutlich repräsentieren Linda und ihr männlicher Kontrahent die zwei Seelen in der Brust ihres Autors Wilhelm Genazino. Der spricht nämlich anläßlich der Entgegennahme eines Literaturpreises wie seine Linda: "Schreibweisen sind Existenzweisen." Und läßt in einem Text über Claude Simon keinen Zweifel daran, daß nur aus der Rezeptlosigkeit, der Absichtslosigkeit und der Resistenz des Autors gegen alle Dogmen ein "Meisterwerk" erwachsen könne. (Nur freilich: was ist ein Meisterwerk? Setzt der Begriff selbst nicht schon Rezepte, vielleicht sogar Dogmen voraus?) Und besteht schließlich in einem kleinen Aufsatz über die Handlungsorte der Literatur darauf, daß ästhetische Reflexion nie der Wirklichkeit eines Romantextes gerecht werden könne: "In der Kunstproduktion gibt es nicht nur keine gesicherten, sondern es gibt überhaupt keine Ansichten."
Das gibt immerhin Anlaß zu dem allseits beliebten Germanisten-Bashing: "Der allwissende Autor war nie allwissend gewesen. Der allwissende Autor ist eine Fiktion der erzählenden Germanistik." (Erzählende Germanistik? Hm. Eigentlich ein sympathischer Gedanke . . .) Der Autor also: ein "radikaler Heimwerker", der "ohne Muster, ohne Werkzeug, ohne Erfahrung, ohne Übersicht, ohne Verläßlichkeit, ohne Berechnung, ohne Plan" arbeitet, während die Kritiker, fixiert auf Muster, Werkzeuge etc., "so gut wie nichts vom Schreiben verstehen." So weit die Linda-Seele in der Brust des Autors Wilhelm Genazino.
Ihr aber steht, wie die hier anzuzeigende Sammlung von Genazinos kleinen Schriften zu Literatur und Leben erweist, in derselben Brust ein erstaunlich starker Theoretiker gegenüber, der über die Bedingungen und Resultate seines Schreibens begriffsklar und beobachtungsscharf Rechenschaft abzulegen weiß. Seine Reflexionen kreisen um drei thematische Kerne: das Recht des Autors aufs Scheitern, die komische Empfindung und jene Besonderheit des Sehens, die der Titelessay mit dem Begriff des "gedehnten Blicks" bezeichnet. Es ist leicht zu erkennen, daß diese drei Themen ins Zentrum der Ästhetik von Genazinos Romanen verweisen, deren Helden seit Anno "Abschaffel" (1977) geradezu durch ihre Distanz zur Welt definiert werden.
Genazino zitiert Becketts Satz "Künstler sein heißt scheitern, wie kein anderer zu scheitern wagt" und setzt dabei auf die identitätsbildende Kraft des Scheiterns. Da jede künstlerische Arbeit von der Möglichkeit des Mißlingens lebt, plädiert er für den Mut, gelegentlich auch gescheiterte Werke und Fragmente zu veröffentlichen, wobei er zu einer radikal unromantischen Definition des Fragments gelangt: "Das Fragment ist der Text, der uns sein Zittern zeigt." Denn es hat das Wagnis des Scheiterns, ohne das es Kunst nicht geben kann, noch nicht auf dem Altar der Form geopfert. Der Kritiker freilich könnte auf Genazinos Vorschlag entgegnen, er müsse ohnehin schon allzu viele mißlungenen Werke lesen.
Und wird sich statt dessen lieber an Genazinos Reflexionen über das Komische, den Witz und den Humor halten, die mehr als zwei Fünftel des Bandes füllen. Sie sind tatsächlich außerordentlich ergiebig, und es schadet ihnen keineswegs, daß sie im Gestus zitatengesättigter und keineswegs unakademischer Vorlesungen auftreten. Denn sie gelangen zu trennscharfen Bestimmungen der Begriffe Komik, Witz und Humor, die bisher oft genug "auf ihrerseits komische Weise durcheinandergeraten" sind. Genazino hat sie alle gelesen, die Theoretiker des Witzes und des Humors, des Komischen und des Lachens im weiten Spektrum von Jean Paul bis zu Plessner, und sie doch aus der Praxis seines eigenen Schreibens heraus für zu leicht befunden. Seine Sympathie gehört ganz dem, was er die "komische Empfindung" nennt: einer "Innerlichkeit der komischen Regung", die starker Außenreize nicht bedarf, wohl aber eines sensiblen Entdeckers der Lächerlichkeit der Außenwelt, der naturgemäß an dieser Lächerlichkeit selbst teilhat. In diesem Sinne nennt er die komische Kompetenz ein "Reflexionsspiel, dessen Ziel es ist, uns das Geschenk der Distanz zu machen" - und bezeichnet damit zugleich ein Grundprinzip seines Erzählens.
Wie die Studien zum Komischen, so weist auch der große Essay "Der gedehnte Blick" ins Zentrum von Genazinos Poetik. Die Leser seiner Romane kennen sie gut, diese gedehnten, jede Alltagswahrnehmung mit Bedeutung aufladenden Blicke. Genazino leitet die schriftstellerische Arbeit des gedehnten Blicks ab aus dem bedeutungssuchenden staunenden Kinderblick, dessen Wahrnehmungsform das "dauerhafte Perplex-Sein der Aufmerksamkeit" ist. Diese Fähigkeit zur permanenten Verdutztheit verwandelt der Schriftsteller - hier erhebt St. James Joyce sein Haupt - in das "Bedeutungstheater des Epiphanikers". Wer Genazinos Romane liest, betritt dieses Bedeutungstheater mit seinem beständigen Wetterleuchten sanfter Epiphanien vor dem Horizont der Alltäglichkeit. "Wir können nicht schauen ohne den Drang nach Bedeutung", so konstatiert der Essay. Können wir nicht oder wollen wir nicht? Jedenfalls scheint der "Drang nach Bedeutung" auch bei dem Epiphaniker Genazino ein wenig abzunehmen, und es mag deshalb zu dem außerordentlichen Erfolg seines Romans "Ein Regenschirm für diesen Tag" (2001) auch beigetragen haben, daß dessen flanierender Held am Ende immerhin dieses Dranges überdrüssig wird: "Guter Gott, wie mir dieser Zwang zum bedeutungsvollen Sehen auf die Nerven geht." Man darf also auf die weitere Entwicklung dieses klugen Schriftstellers gespannt sein.
Nicht nur die Verehrer von Genazinos Romanen werden diese schöne Sammlung von Reden, Essays und Vorlesungen mit Gewinn lesen. Allerdings scheint bei ihrer Konzipierung ein gewisses Klassizitätsverlangen des diesjährigen Büchnerpreisträgers am Werke gewesen zu sein, denn der Band enthält keinerlei Angaben über Entstehungszeit, Entstehungsanlaß oder Erstpublikation der Texte. Wir wollen dies eine grobe Unhöflichkeit gegenüber dem Leser nennen: Denn da alle Texte ihre geschichtlichen Spuren deutlich an sich tragen ("Und Sie haben sicher auch die Worte des bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber im Ohr"), ist er bei ihrer Lektüre nun beständig mit der Entzifferung ihrer Entstehungsumstände beschäftigt.
Wilhelm Genazino: "Der gedehnte Blick". Essays. Carl Hanser Verlag, München/Wien 2004. 191 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Wir haben keinen anderen Autor, der die Banalität des Augenblicks ... so in ihrer Abgründigkeit und in ihrem Seligkeitsversprechen darzustellen vermag."
Joachim Kalka, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.01.2003
Joachim Kalka, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.01.2003
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Eines muss jeder Leser nach der Lektüre von Wilhelm Genazinos Textsammlung begriffen haben, meint Hubert Winkels: "Der Verächter des permanenten Entertainment-Feuerwerks ist selbst ein begnadeter Feuerwerker." Indem er die Bedeutung seiner Gegenstände erfindet, lässt er Bedeutung "explodieren", wo vorher nichts war und erweist sich als "poetischer Ethnograf des Inlands". Drei Hauptthemen macht der Rezensent in den versammelten Feuilletons, Essays und Aufsätzen aus: die Ambivalenz des Scheiterns, die Erkenntnisstruktur des Blicks und die "Komik als dichterische Kraft". Genazino biete nicht nur "geistreiche" Gedanken zu Kafka, Claude Simon oder Literaturpreisen, sondern erweise sich in den "gewichtigeren" Texten auch als "philosophischer Kopf", der allerdings der Dialektik der alten Frankfurter Schule mehr verbunden ist als der ironischen Art, die deren Nachfolgerin pflegt. In den Erzählungen greift Genazino nach dem Motto des "gedehnten Blicks" einzelne Bilder aus dem Fluss des unscheinbaren Alltags heraus und beginnt in aller Ruhe, sie zu betrachten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Seine literarische Stimme ist unverwechselbar, dieser eigenbrötlerische Genazino-Sound des gebildeten Taugenichts, der durch die Großstadt stromert und kraft seiner schrägen Sicht auf die Dinge das Flüchtige fixiert und das Banale zum Leuchten bringt." Susanne Kunckel, Welt am Sonntag, 17.10.04
"Als Poetologie des wahrnehmenden Schreibens bildet diese Essaysammlung eine sehr gelehrte Rückseite für Genazinos Romane." Martina Meister, Frankfurter Rundschau, 13.10.04
"Wir haben keinen anderen Autor, der die Banalität des Augenblicks ... so in ihrer Abgründigkeit und in ihrem Seligkeitsversprechen darzustellen vermag." Joachim Kalka, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.01.2003
Genazino ist "der große Meister des Nebenbei". Meike Fessmann, Financial Times, 27.08.2004.
"... Beobachtungs- und Denksplitter, die, wie Splitter nach dem Kontakt mit einem rauen Stück Holz, unter die Haut gehen." Martina Meister, Frankfurter Rundschau, 13.10.2004
"Als Poetologie des wahrnehmenden Schreibens bildet diese Essaysammlung eine sehr gelehrte Rückseite für Genazinos Romane." Martina Meister, Frankfurter Rundschau, 13.10.04
"Wir haben keinen anderen Autor, der die Banalität des Augenblicks ... so in ihrer Abgründigkeit und in ihrem Seligkeitsversprechen darzustellen vermag." Joachim Kalka, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.01.2003
Genazino ist "der große Meister des Nebenbei". Meike Fessmann, Financial Times, 27.08.2004.
"... Beobachtungs- und Denksplitter, die, wie Splitter nach dem Kontakt mit einem rauen Stück Holz, unter die Haut gehen." Martina Meister, Frankfurter Rundschau, 13.10.2004