Eine genaue literarkritische Analyse des Römerbriefs führt zu der These, daß er nicht ein paulinischer Brief, sondern das Ergebnis eines Redaktionsprozesses ist, dessen drei Stufen sich noch rekonstruieren lassen: Der in Rom gefangene Paulus verfaßte eine Abhandlung, zu der 1,18-11,35 gehörte. Erst anläßlich eines Streites zwischen Juden- und Heidenchristen über Speisegebote und Sabbatbeobachtung machte um das Jahr 90 ein römischer Judenchrist daraus einen Paulusbrief. Dieser wurde nach der Exkommunikation Markions um 13,1-7 und 16,17-20 erweitert und schließlich durch einen Endredaktor, der auch 16,1-16 einfügte, in seine jetzige Form gebracht.
Der innerrömische Streit war auch Anlaß zu weiterer pseudepigraphischer Tätigkeit, als deren Produkte sich u.a. 1 Thess 5, Phil 3,1b-4,3, Kol, Eph und Jak erkennen lassen.
Der innerrömische Streit war auch Anlaß zu weiterer pseudepigraphischer Tätigkeit, als deren Produkte sich u.a. 1 Thess 5, Phil 3,1b-4,3, Kol, Eph und Jak erkennen lassen.