Produktdetails
  • Verlag: Ammann
  • ISBN-13: 9783250102076
  • Artikelnr.: 25442398
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2015

Im Schneckentempo
des Komischen
Wer mit der Transsibirischen Eisenbahn nach China fährt, der kann was erzählen. Besonders dann, wenn er László Krasznahorkai heißt, einer der besten ungarischen Schriftsteller der Gegenwart. Der Autor verfügt über ungewöhnlich melancholischen Witz. Aber es braucht beim Lesen Geduld, Krasznahorkai schreibt nicht rasch voran, sondern liebt das kreisende Beobachten, das Auskosten jedes Blickwinkels und den wiederholten Anlauf. In „Der Gefangene von Urga“, das Buch erschien 1993 erstmals auf Deutsch, geht es um die Fahrt nach China, aber der Autor bleibt im mongolischen Urga richtig hängen, einem Ort, den sicher niemand attraktiv finden wird, liest er dieses Buch, das hier Roman genannt wird, aber doch viel eher ein längerer Erzählessay ist über die Widerständigkeit des Reisens und die Schwierigkeit des Zurückkehrens. Krasznahorkai bedenkt all die kleinen Unscheinbarkeiten der Reisetristesse, die sich bei längerer Betrachtung zunehmend in Hindernisse verwandeln. Ein schwerer Hauch komischer Vergeblichkeit liegt über der ganzen Geschichte, so, als bewege sich der Erzähler höchstens schneckenartig von der Stelle.  HARALD EGGEBRECHT
  
László Krasznahorkai: Der Gefangene von Urga. Aus dem Ungarischen von Hans Skirecki. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2015. 208 Seiten, 9,99 Euro.
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