Ein berühmter Opernsänger, der »Löwe von Neapel«, studiert in Madrid den »Otello« von Verdi ein. Und dabei erinnert er sich an eine Geschichte, die vor vier Jahren passiert ist. Ihre Protagonisten sind die geheimnisvolle, schwermütige Natalia Manur; ihr Ehemann, der Banker Manur; der durch nichts zu erschütternde, beflissene Dato, ein Begleiter von Berufswegen. In ihrem Dunstkreis bewegen sich einige weitere Personen: eine hastige Hure, eine abgetakelte Opernsängerin, ein skrupulöser Witwer, eine alte Liebe.
Es ist die Geschichte einer Leidenschaft, die bis zum Äußersten getrieben wird; die Geschichte eines Gefühlsmenschen, der ein Künstler oder ein Philosoph zu sein scheint, im Gegenteil jedoch ein Mann der Tat ist.
In diesem Roman einer flammenden Liebeserklärung spart der Erzähler nicht mit Ironie und sanftem Spott über seine Helden, die er aber dennoch ernst nimmt, während der Erzählrhythmus sich bis zum unerwarteten Schluß mehr und mehr steigert.
Es ist die Geschichte einer Leidenschaft, die bis zum Äußersten getrieben wird; die Geschichte eines Gefühlsmenschen, der ein Künstler oder ein Philosoph zu sein scheint, im Gegenteil jedoch ein Mann der Tat ist.
In diesem Roman einer flammenden Liebeserklärung spart der Erzähler nicht mit Ironie und sanftem Spott über seine Helden, die er aber dennoch ernst nimmt, während der Erzählrhythmus sich bis zum unerwarteten Schluß mehr und mehr steigert.
Theorie der Liebe
Warum ist dieser Roman noch nicht früher erschienen? Entstanden ist er im Jahr 1986. Und warum ergänzt ihn Javier Marias, der große spanische Zauberer, mit zwei Epilogen? Vielleicht, weil der Roman trotz seiner Vielschichtigkeit eher handlungsarm ist, weil es sich hier eigentlich um die belletristische Form einer Theorie der Liebe handelt, die Marias uns hier in seinem perfekten hochliterarischen Stil zu vermitteln versucht? Zu anspruchsvoll, um von einem Unbekannten, der er damals ja noch weitgehend war, wahrgenommen zu werden? Egal, wir können ihn nun jedenfalls lesen, den nächsten Geniestreich Javier Marias.
Dreierbeziehung
Wieder einmal geht es um eine Dreierbeziehung. Im Mittelpunkt steht die schöne Natalia. Auf einer seiner Reisen, die der Ich-Erzähler beruflich unternehmen muss - er ist Opernsänger - wird er auf sie aufmerksam. Sie wird begleitet von ihrem Ehemann und Dato, einer etwas dubiosen Figur. Der Erzähler ist fasziniert von der geheimnisvollen Atmosphäre, die dieses Trio umgibt. Er lernt die drei und ihr Leben kennen. So erfährt auch der Leser mehr von Natalia, ihrem Ehemann und von Dato.
Den Hintergrund der Schilderung dieser von Marias absichtlich nicht sichtbar dargestellten Liebe zwischen drei Menschen bildet das Bewusstsein, dass der Konflikt einer Dreierbeziehung nur durch eine Katastrophe gelöst werden kann. Die Lösung bleibt immer verhängnisvoll. Aber alles ist besser als das Glück zweier auf Kosten des Unglücks des alleine zurückbleibenden. So treibt alles auf ein katastrophisches Ende zu.
Javier Marias bringt durch seinen unbedingt zu lesenden Epilog schließlich noch eine Dimension in die Handlung dieses Romans, der ihm eine fast philosophische Tiefe gibt: Derjenige, der sich in die Liebe verstrickt, kann sich ihr auch wieder entwinden. Derjenige aber, der sie nur antizipiert, sie aber nie lebt, leidet ewig an ihr.
Großer Roman
Der Gefühlsmensch ist ein großer Roman, der an der Schwelle zu Marias großer Schaffensphase entstand. Jener Schaffensphase, der wir Romane wie Mein Herz so weiß oder Morgen in der Schlacht denk an mich verdanken. (Andreas Rötzer)
Warum ist dieser Roman noch nicht früher erschienen? Entstanden ist er im Jahr 1986. Und warum ergänzt ihn Javier Marias, der große spanische Zauberer, mit zwei Epilogen? Vielleicht, weil der Roman trotz seiner Vielschichtigkeit eher handlungsarm ist, weil es sich hier eigentlich um die belletristische Form einer Theorie der Liebe handelt, die Marias uns hier in seinem perfekten hochliterarischen Stil zu vermitteln versucht? Zu anspruchsvoll, um von einem Unbekannten, der er damals ja noch weitgehend war, wahrgenommen zu werden? Egal, wir können ihn nun jedenfalls lesen, den nächsten Geniestreich Javier Marias.
Dreierbeziehung
Wieder einmal geht es um eine Dreierbeziehung. Im Mittelpunkt steht die schöne Natalia. Auf einer seiner Reisen, die der Ich-Erzähler beruflich unternehmen muss - er ist Opernsänger - wird er auf sie aufmerksam. Sie wird begleitet von ihrem Ehemann und Dato, einer etwas dubiosen Figur. Der Erzähler ist fasziniert von der geheimnisvollen Atmosphäre, die dieses Trio umgibt. Er lernt die drei und ihr Leben kennen. So erfährt auch der Leser mehr von Natalia, ihrem Ehemann und von Dato.
Den Hintergrund der Schilderung dieser von Marias absichtlich nicht sichtbar dargestellten Liebe zwischen drei Menschen bildet das Bewusstsein, dass der Konflikt einer Dreierbeziehung nur durch eine Katastrophe gelöst werden kann. Die Lösung bleibt immer verhängnisvoll. Aber alles ist besser als das Glück zweier auf Kosten des Unglücks des alleine zurückbleibenden. So treibt alles auf ein katastrophisches Ende zu.
Javier Marias bringt durch seinen unbedingt zu lesenden Epilog schließlich noch eine Dimension in die Handlung dieses Romans, der ihm eine fast philosophische Tiefe gibt: Derjenige, der sich in die Liebe verstrickt, kann sich ihr auch wieder entwinden. Derjenige aber, der sie nur antizipiert, sie aber nie lebt, leidet ewig an ihr.
Großer Roman
Der Gefühlsmensch ist ein großer Roman, der an der Schwelle zu Marias großer Schaffensphase entstand. Jener Schaffensphase, der wir Romane wie Mein Herz so weiß oder Morgen in der Schlacht denk an mich verdanken. (Andreas Rötzer)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ein früher Javier Marias, der Hans-Peter Kunisch sehr bewegt hat; "hier ist", schreibt er, "schon alles da, was Marias bekannt gemacht hat, und es ist gut, dass man es wieder lesen kann" - nicht mehr, vor allem aber nicht weniger als das. Man dürfe bei Marias nicht nach originellem Stoff suchen; er sei eher die "Sorte mittelalterlicher Mönch, dem beim Abschreiben der Handschriften fad wird und der sie nach anfänglichen, an den Rand gekritzelten Kommentaren zu verändern beginnt". Hier ist es laut Kunisch die Dreiecksgeschichte von zwei Männern und einer Frau, die variiert werde: ein belgischer Geschäftsmann, seine spanische Frau Natalia und der Ich-Erzähler, ein erfolgreicher Tenor. Der Belgier, zu Beginn noch ein unwahrscheinlicher Kandidat für die Rolle des Titelhelden, stellt sich als der "Gefühlsmensch" heraus, doch Natalia verlässt ihn - und am Ende auch den Tenor, zu dem sie übergewechselt war. Es gehe, schreibt Kunisch, nicht um die gelebten Beziehungen, nicht um eine "Ehezustandsbeschreibung", sondern um den "Moment des Übergangs" von einer Geschichte zur anderen. Und um die Erinnerung, aus der in den Sekunden nach einem morgendlichen, traumschweren Erwachen im Kopf des Erzählers ein ganzer Roman wird. Der jetzt wieder auf Deutsch lieferbar ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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