Auf dem Buchrücken prangt die Beschreibung "Spannend wie ein Thriller. Phantastisch wie ein Märchen." Natürlich sprang ich da sofort drauf an, und so verlor ich mich für einige Stunden in dieser düster-unwirklichen Geschichte von Daniela Winterfeld, in der eine Art "modernes Rumpelstilzchen" seine
perfiden Spielchen treibt.
Schon die ersten Seiten des Buches entwickeln einen derartigen Sog, dass…mehrAuf dem Buchrücken prangt die Beschreibung "Spannend wie ein Thriller. Phantastisch wie ein Märchen." Natürlich sprang ich da sofort drauf an, und so verlor ich mich für einige Stunden in dieser düster-unwirklichen Geschichte von Daniela Winterfeld, in der eine Art "modernes Rumpelstilzchen" seine perfiden Spielchen treibt.
Schon die ersten Seiten des Buches entwickeln einen derartigen Sog, dass ich ungelogen das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Für "Der geheime Name" habe ich daher trotz seiner Fülle auch nur einige wenige Stunden zum Lesen gebraucht, auch wenn der anfängliche Spannungslevel in meinen Augen leider nicht durchgängig aufrecht erhalten werden konnte. Spätestens in der Mitte des Buches ermüdet das Hickhack zwischen dem Geheimen und dem Gespann Mora/ Fina etwas. Alle lauern, alle warten, irgendwas liegt in der Luft, aber wenig passiert.
Die Geschichte von Fina und Mora fand ich bis zum Zeitpunkt des näheren Kennenlernens und ersten "Antastens" sehr schön, leicht romantisch (auch wenn das etwas ist, womit Mora nichts anfangen kann, weil er es nicht kennt), authentisch und stimmig. Als sich Fina dann aber mehr und mehr entschließt, längere Zeit bei ihm zu bleiben, rutschte mir diese zwischenmenschliche Beziehung zu sehr ins Kitschige und leider auch Übertriebene ab. Diese Liebesgeschichte wird dann sogleich ein "Ganz oder gar nicht", und das fand ich - gerade in Anbetracht von Moras Vergangenheit in völliger sozialer Isolation - nicht ganz passend. Überdies stagniert die Handlung dann durch ihre Bekanntschaft, so paradox das klingen mag: beide befinden sich längere Zeit in einer Höhle, verbringen Zeit zusammen, und man liest sich Seite um Seite voran - aber eigentlich geschieht einfach nichts. Plötzlich ist die Luft ein wenig raus, wie ich fand. Liest man sich durch diesen eher zähen Mittelteil, wird man dann jedoch mit einem fulminanten und abwechslungsreichen Ende belohnt, bei dem man nicht nur Rumpelstilzchen in Aktion erleben darf.
Was mir hier in der Geschichte um den "Geheimen" gefehlt hat, ist der Zauber und das Magische, das Märchen normalerweise innewohnt. Märchen umgibt einfach eine besondere Aura, und gerade die Geschichte vom "Rumpelstilzchen" war früher immer eins der Märchen, das wie bildlich vor meinen Augen ablief mit einem kleinen Männchen, das gehässig ums Feuer tanzt - und diese Atmosphäre hat mir hier einfach gefehlt.
Es sind aber auch andere kleine störende Aspekte, die man in der Masse der Buchseiten und der Fülle der Geschichte glatt übersehen mag, die man aber - wenn man trotz der unwirklichen Kulisse seinen gesunden Menschenverstand bemüht - einfach nicht so recht ignorieren kann. Zumindest ich konnte das nicht, und so fiel mir die fadenscheinige Begründung, warum Fina und ihre Mutter vor ihrem Vater auf der Flucht sind, eher negativ auf. Wieso sollte ein Vater sich einen solchen Schuh der angeblichen Stalkerei anziehen und jahrelang auf seine Tochter komplett verzichten - nur um seiner Frau einen Gefallen zu tun; seiner Frau, die er durch eben diese Aktion seit Jahren nicht mehr wirklich sehen darf. Auch stellte sich mir die Frage, warum sich scheinbar niemand ernsthafte Sorgen und Gedanken macht, wenn Fina mehrere Wochen im Wald verschwindet - und das, obwohl sie vorher ständig unter dem wachsamen Auge ihrer Mutter und dann Großmutter stand. Das sind eher so Randbemerkungen, die mir aufgefallen sind, und die für den Fortlauf der Handlung um Fina & Mora eher nebensächlich sind - die in meinen Augen das Gesamtbild aber gestört haben.
Übrigens: In meiner Vorstellung sah der "Geheime" stets aus wie das Rumpelstilzchen aus dem Shrek-Film, eigentlich sollte er aber wohl sicher viel düsterer und unberechenbarer erscheinen. An fehlender Beschreibung kann es nicht gelegen haben, denn Daniela Winterfeld haucht ihren Figuren nicht nur auf der optischen, sondern auch auf der persönlichen Ebene mit sehr gelungenen Beschreibungen und bildhaften Details Leben ein.