„Auch wir sind in Wahrheit nur die Neandertaler unserer biologischen Nachfahren.“ (308)
„Unsere Wirklichkeit ist nicht identisch mit der realen Welt, und wir sind nicht identisch mit dem Homo sapiens, von dem die Philosophen der Aufklärung träumten.“ (314) Wissenschaftsautor Hoimar von Ditfurth
(HvD) begründet in seinem Buch ausführlich auf Basis der biologischen Entwicklung im Zuge der…mehr„Auch wir sind in Wahrheit nur die Neandertaler unserer biologischen Nachfahren.“ (308)
„Unsere Wirklichkeit ist nicht identisch mit der realen Welt, und wir sind nicht identisch mit dem Homo sapiens, von dem die Philosophen der Aufklärung träumten.“ (314) Wissenschaftsautor Hoimar von Ditfurth (HvD) begründet in seinem Buch ausführlich auf Basis der biologischen Entwicklung im Zuge der Evolution, dass die rationale Natur unseres Welterlebens ein Vorurteil ist. Wesentliches Kriterium der Evolution ist das Überleben und nicht das Erkennen der realen Welt.
HvD spannt den Bogen von der Urzelle bis zur Entwicklung des Großhirns. Deutlich wird, dass in der Frühphase der Entwicklung Vorentscheidungen getroffen wurden (z.B. „So wenig Außenwelt wie möglich und nur so viel Außenwelt, wie unbedingt notwendig.“ (37)), die das Leben der höheren Arten einschließlich des Menschen noch heute bestimmen. Das gilt auch für die elementaren Kriterien „unterscheiden“, „erkennen“ und „auswählen“. Auch ist es kein Zufall, dass wir „süß“ als angenehmen Geschmack empfinden.
Das Gehirn lässt sich, vereinfacht gesehen, in Hirnstamm, Zwischenhirn und Großhirn gliedern, wobei das Großhirn den Endpunkt der bisherigen Entwicklungsgeschichte bildet. Dabei macht HvD deutlich, dass diese Einteilung nicht die einzig denkbare ist, aber auf Basis dieses Modells die Zusammenhänge anschaulich erläutert werden können. (276/277) HvD beschreibt die Funktionen von Stammhirn, Zwischenhirn und Großhirn und macht auf dieser Grundlage deutlich, warum der Mensch zu irrationalen Handlungen neigt.
Das Stammhirn ist für vegetative Funktionen und das Zwischenhirn für auf die Außenwelt gerichtete Verhaltensprogramme zuständig. Beide Gehirnteile sind nicht lernfähig; diese Leistung taucht erst beim Übergang zum Großhirn auf. Da alle Verbindungen zwischen dem Großhirn und der Außenwelt durch die älteren Hirnteile verlaufen, ist ein Verständnis menschlichen Verhaltens nur möglich, wenn auch die Abhängigkeiten zu diesen archaischen Gehirnteilen entsprechend berücksichtigt werden.
Was Bewusstsein letztlich ist, kann auch HvD nicht erklären. Er macht bereits im Vorwort deutlich, wo das Problem liegt. „Es fehlt uns, wie der Evolutionstheoretiker sagen würde, eine nächsthöhere, eine „Meta-Ebene“, von der aus allein wir umfassend überblicken könnten, was Psychisches ist.“ (15) Dennoch beschreibt er plausibel die Rahmenbedingungen, die für Bewusstsein auf Grundlage der Evolution gelten. Die objektive Welt ist für uns unerreichbar und dank HvD wissen wir auch warum.