London um das Jahr 1850: Der 22jährige Lionel Savage ist ein Dichter, wie ihn sich unsereins zu jener Zeit wohl vorstellt. Adlig, völlig lebensunpraktisch, egozentrisch und den Kopf voller Gedanken, die mit der realen Welt so gut wie nichts zu tun haben. Als er feststellen muss, dass sein Vermögen
gänzlich verbraucht ist, plant er reich zu heiraten. Gesagt, getan, die schöne, reiche Vivian wird…mehrLondon um das Jahr 1850: Der 22jährige Lionel Savage ist ein Dichter, wie ihn sich unsereins zu jener Zeit wohl vorstellt. Adlig, völlig lebensunpraktisch, egozentrisch und den Kopf voller Gedanken, die mit der realen Welt so gut wie nichts zu tun haben. Als er feststellen muss, dass sein Vermögen gänzlich verbraucht ist, plant er reich zu heiraten. Gesagt, getan, die schöne, reiche Vivian wird seine Frau. Doch kurz nach der Hochzeit muss Lionel feststellen, dass er nicht mehr schreiben kann. Seine Kreativität ist versiegt. Voller Verzweiflung verflucht er seine Heirat bzw. seine Gemahlin (die der Grund dafür sein muss) und als während eines Maskenballes, den seine Frau veranstaltet, plötzlich der Teufel bei ihm auftaucht, klagt er diesem sein Leid. Unmittelbar nach dessen Besuch ist Vivian nicht mehr auffindbar und Lionels Kreativität beginnt wieder zu fließen, bis er zu seinem Entsetzen feststellen muss, dass ihm seine Gemahlin fehlt. Schlimmer noch: Er liebt sie heiß und innig. Doch wie soll er sie aus der Hölle holen, wo sie sich zweifelsohne befindet?
Kaum zu glauben, dass der Autor ein US-Amerikaner ist. Denn die komplette Geschichte wirkt so typisch britisch, dass ich mir fast sicher war, nur ein Einheimischer könne ein solches Buch schreiben. Im Stil einer Screwball-Komödie sind die Protagonisten ziemlich exzentrisch, aber dennoch liebenswert. Da gibt es Ashley, der Bruder Vivians, ein gutaussehender, muskelbepackter Abenteurer, der nur selten in England weilt, aber gerade jetzt zu Besuch kommt. Lizzie, die 16jährige, völlig unkonventionelle Schwester Lionels, vor der die Männerwelt erzittert. Und Simmons, der mustergültige Butler Lionels, der immer und sofort für Alles eine Lösung und Antwort parat hat. Lionel, der als Ich-Erzähler fungiert, erzählt die Erlebnisse mit einer (vermutlich) umfänglichen Ehrlichkeit und jugendlichen Naivität, sodass ich ihn trotz seiner Egozentrik einfach gernhaben musste.
Systematisch machen sich die Drei auf die Suche nach der Hölle, beginnen mit Kunst und Literatur, und einigen sich schließlich darauf, in Island mit einem Vulkan zu beginnen. Dorthin wollen sie mit der Hilfe eines Erfinders gelangen, der ein wundersames Fluggerät konstruiert hat und sich im Club Hefestaeum aufhält, einer wundersamen Lokalität: "Ich könnte mir vorstellen, dass hier vor langer Zeit einmal ein zweigeschossiges Haus stand; und dass dann ein ehrgeiziger, aber ungelernter Architekt entschieden hatte, einen Turm auf das Haus zu bauen; und dass einige Zeit danach ein weniger ehrgeiziger, aber gelernter Architekt den Turm in so etwas wie ein anständiges Gebäude umzuwandeln begann, aber vor der Fertigstellung verstarb und niemandem mitgeteilt hatte, wie es weitergehen sollte, und die Arbeit dann von einem geisteskranken Hafenarbeiter mit einem Hang zur Flasche fortgeführt wurde, woraufhin die Lage völlig außer Kontrolle geriet." Zudem unterliegt der Club einer besonderen Regelung der Feuerwehr: "Das Hefestaeum hatte so oft die Hilfe der Städtischen Feuerwehr bemüht, dass sich schließlich die Regierung einschaltete und ein Bußgeldsystem einführte. Dem Club wurden pro Jahr zwei Feuer zugestanden, deren Löschung die Feuerwehr unentgeltlich übernimmt. Jedes weitere Feuer zieht eine hohe Gebühr nach sich." Es gibt noch eine ganze Menge weiterer Verwicklungen und Gefahrensituationen (Duelle, Schießereien, Gefangennahmen), wobei Lionel völlig überrascht ein bisschen den Abenteurer in sich entdeckt.
Diese herrlich schrägen und liebenswerten Figuren bei ihren Erlebnissen zu begleiten, ist ein rundweg abwechlungsreiches und unterhaltsames Lesevergnügen.