Die Ruine Schenkenberg oberhalb von Thalheim im Kanton Aargau ist ein Ort mit faszinierender Ausstrahlung. Der geschenkte Berg vereint die Auseinandersetzung mit und die Annäherung an diese Ruine auf zwei Ebenen: Michel Mettler auf literarischer Ebene, Mathias Braschler und Monika Fischer in Form von Fotografien in Transferpolaroid-Technik.Die Burg wurde gemäss Überlieferungen zu Beginn des 13. Jahrhunderts im Auftrag der Habsburger erbaut, die damit die Gebiete um ihren Stammsitz und die Stadt Brugg absichern wollten. Im Verlaufe einer bewegten Geschichte wechselte die Schenkenberg wiederholt die Besitzer, und im frühen 18. Jahrhundert wurde sie - baufällig geworden - von den Bernern aufgegeben. Damit war ihr Schicksal als zukünftige Ruine besiegelt. Ein dubioser «Herr von Schenkenberg» erwarb das Anwesen 1837, um kurz darauf spurlos zu verschwinden. Nach jahrzehntelangem herrenlosen Dasein wurde die Ruine 1918 für den symbolischen Betrag von fünfzig Franken vom Aargauer Heimatschutz ersteigert. Seit der letzten Sanierung 2003 sind Bestrebungen im Gange, deren Besitz breiter abzustützen.Das vorliegende Buch erscheint aus Anlass des Zentenariums des Aargauer Heimatschutzes 2007. Es hat keinen dokumentarischen Anspruch im engeren Sinn, sondern soll literarische und bildnerische Imaginationsräume eröffnen. Eine solche Annäherung an die ehemalige Burg kommt deren Charakter insofern nahe, als bis heute ihre einstige Gestalt nicht wirklich bekannt ist. Weder die alten Stiche, welche sich in vielschichtiger Weise widersprechen und somit eigentliche Fiktionen sind, noch frühe Fotografien der Ruine lassen klare Rückschlüsse zu. Der geschenkte Berg setzt so gesehen die jahrhundertealte Reihe fiktionaler Projektionen fort. Nun wird jedoch gar nicht erst versucht, aufgrund gesicherter Erkenntnisse eine möglichst wahrheitsgetreue Hypothese aufzustellen, im Gegenteil: Die reiche Sammlung an Geschichten und Gerüchten wird um eine literarische Fantasie erweitert. Auch die Bilder haben nicht den Charakter einer baugeschichtlichen Dokumentation, sondern einer künstlerischen Abstraktion. So nimmt das Buch eine bildnerische und literarische Lesung des Ortes vor und verdichtet die Wahrnehmung in der simultanen Lektüre von Bild und Text als medienübergreifende Collage.
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