Mit dem Buch "Der Geschmack unseres Lebens" entführt die Autorin Julia Fischer ihre Leser(innen) in das faszinierende, touristisch zum Glück noch nicht überlaufende Piemont.
Im Mittelpunkt steht Ella, eine alleinerziehende Mutter, die in ihrem noch jungen Leben schon einiges wegstecken musste.
Nach dem frühen Tod der Mutter hat sie ihren krebskranken Vater bis zu dessen Tod gepflegt. Nach…mehrMit dem Buch "Der Geschmack unseres Lebens" entführt die Autorin Julia Fischer ihre Leser(innen) in das faszinierende, touristisch zum Glück noch nicht überlaufende Piemont.
Im Mittelpunkt steht Ella, eine alleinerziehende Mutter, die in ihrem noch jungen Leben schon einiges wegstecken musste. Nach dem frühen Tod der Mutter hat sie ihren krebskranken Vater bis zu dessen Tod gepflegt. Nach wirtschaftlichen Rückschlägen war sie gezwungen die Haselnuss-Plantage, die seit vielen Jahren in Familinbesitz war, zu verkaufen.
Lebensmittelpunkt ist für Ella mittlerweile, neben ihren Zwillingen, ihre eigene kleine Chocolaterie.
Die von Ella produzieren Köstlichkeiten (sowie auch deren Herstellung) werden von der Autorin in einer Art beschrieben, dass einem nicht nur einmal das Wasser im Mund zusammenläuft. Ich konnte die Schokolade fast riechen, den erdigen Geruch des Trüffels wahrnehmen.
Der sowohl bildgewaltige, als auch empathische Schreibstil, zeigt sich auch bei den Landschaftsbeschreibungen. Beim lesen sieht man die braun-grünen Hänge, an denen Haselnüsse und Wein angebaut wird, die Wälder, wo Trüffel gesucht und gefunden wird, vor dem geistigen Auge entstehen und erwecken eine unglaubliche Lust diese Gegend selbst zu besuchen.
Nach und nach lernt man nicht nur Ella besser kennen, auch die Menschen, die ihr Leben entscheidend mitgeprägt haben - oder es noch immer tun:
Ellas Bruder Danilo, der nach dem Tod der Mutter für Jahre verschwunden ist und plötzlich wieder vor der Tür steht.
Salvatore, ein väterliche Begleiter, seit Jahren immer an ihrer Seite.
Mahesh, ein indischer Restaurantbesitzer und treuer Freund.
Und natürlich Michele, der neue Besitzer der Familien-Plantage, den Ella eigentlich hassen will, dann aber lieben lernt, und seine herzensgute, liebenswerte Mutter Sophia.
Sie alle sind aber nicht nur Beiwerk, sondern haben alle ihre eigene, interessante Geschichte, die in kurzen Ein- bzw. Rückblenden eingebaut sind.
Dadurch erhalten die Protagonisten einen Hintergrund, der ihre jeweilige Persönlichkeit unterstreicht und vertieft, während die ganzen Handlung dadurch eindeutig noch intensiver wird.
Interessant fand ich den Einbau von realen Ereignissen, wie z.B. die jährlich stattfindende Trüffelmesse oder das Eselrennen der kleinen Stadt Alba.
Erwähnung findet auch die in Alba ansässige Slow-Food-Universität.
Dies ist aber nicht der einzige dezente Hinweis darauf, was wichtig sein sollte bei Zubereitung und Verzehr von Nahrungsmitteln: Genuss (ohne Reue!), Ruhe, Sorgfalt, Nachhaltigkeit und Neugier!
Natürlich kommt auch der humorvolle Teil nicht zu kurz. Über die "Neun vom Stadtplatz", eine Ü-65-Herrenrunde mit sehr eigenen Ansichten darüber was in Alba geschehen darf und was nicht - und wie man das dann auch durchzieht - habe ich mich sehr amüsiert.
Die ganze Geschichte hat mich komplett eingenommen. Das liegt größtenteils an dem unglaublich gefühlvollen Schreibstil, der mich nun schon zum dritten Mal nachhaltig in Bann gezogen hat.
Es gibt Sätze, ganze Passagen, die sind so wunderschön geschrieben, - ich hatte manchmal das Gefühl die Autorin sitzt neben mir und flüstert sie mir ins Ohr!
Was ist für mich das Wesentliche an "Der Geschmack unseres Lebens"?
Vielleicht, dass jeder sein eigenes, persönliches Päckchen zu tragen hat - aber sich davon nicht abhalten lassen sollte seinen eigenen Weg zu gehen. Die Vergangenheit beeinflusst uns vielleicht nachhaltig, darf uns aber nicht ausbremsen. Durch starres Festhalten an Gewesenem können Wünsche und Träume nicht wachsen und gedeihen. Loslassen bedeutet nicht vergessen.
Es fällt mir schwer diese Geschichte loszulassen.
Wobei.... muss ich ja gar nicht: Das Buch bekommt einen Ehrenplatz in meinem Buchregal!