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Der einig geglaubte Westen ist gespalten. Jedoch nicht die Gefahr des internationalen Terrorismus hat diese Entwicklung verursacht, sondern eine Politik der US-Regierung, die das Völkerrecht ignoriert, die Vereinten Nationen an den Rand drängt und den Bruch mit Europa in Kauf nimmt. Die Spaltung zieht sich auch durch Europa und Amerika selbst hindurch. In Deutschland wirkt die Abkehr der amerikanischen Administration und der Eliten von ihren eigenen Traditionen wie ein Lackmustest. Heute zerfällt die chemische Verbindung, aus der die Westorientierung der Bundesrepublik seit Adenauer bestanden…mehr

Produktbeschreibung
Der einig geglaubte Westen ist gespalten. Jedoch nicht die Gefahr des internationalen Terrorismus hat diese Entwicklung verursacht, sondern eine Politik der US-Regierung, die das Völkerrecht ignoriert, die Vereinten Nationen an den Rand drängt und den Bruch mit Europa in Kauf nimmt. Die Spaltung zieht sich auch durch Europa und Amerika selbst hindurch. In Deutschland wirkt die Abkehr der amerikanischen Administration und der Eliten von ihren eigenen Traditionen wie ein Lackmustest. Heute zerfällt die chemische Verbindung, aus der die Westorientierung der Bundesrepublik seit Adenauer bestanden hat, in ihre beiden Elemente: opportunistische Anpassung an die hegemoniale Macht trennt sich von intellektueller und moralischer Bindung an die Prinzipien einer westlichen Kultur.

Auch im Jahr seines 75. Geburtstages erweist sich der politische Denker Habermas wieder als brillanter Analytiker und Stichwortgeber der Republik und des europäischen Geistes. Der gespaltene Westen versammelt Beiträge, die infolge der Ereignisse vom 11. September 2001 entstanden, darunter der neue, weitausgreifende Essay über die Zukunft des Kantischen Projekts einer weltbürgerlichen Ordnung.
Autorenporträt
Habermas, JürgenJürgen Habermas wurde am 18. Juni 1929 in Düsseldorf geboren. Von 1949 bis 1954 studierte er in Göttingen, Zürich und Bonn die Fächer Philosophie, Geschichte, Psychologie, Deutsche Literatur und Ökonomie. Er lehrte unter anderem an den Universitäten Heidelberg und Frankfurt am Main sowie der University of California in Berkeley und war Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg. Jürgen Habermas erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und Preise, darunter den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2001) und den Kyoto-Preis (2004).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2004

Vor Amerikas Bilderwechsel
Jürgen Habermas über Perspektiven einer neuen Weltordnung

Als Band zehn der "Kleinen Politischen Schriften" ist eine Sammlung von Beiträgen erschienen, die Jürgen Habermas nach dem 11. September 2001 verfaßt hat. Sie stehen unter dem Titel "Der gespaltene Westen", der die zentrale These enthält: Nicht die Gefahr des internationalen Terrorismus habe die Spaltung verursacht, sondern eine Politik der amerikanischen Regierung, "die das Völkerrecht ignoriert, die Vereinten Nationen an den Rand drängt und den Bruch mit Europa in Kauf nimmt". Sämtliche Beiträge des Buches sind vor dem Aufkommen der Foltervorwürfe geschrieben. Nicht die Bilder der Bestialitäten, sondern jene der gestürzten Statue Saddams sind die Folie, vor welcher Habermas argumentiert.

Dem Buch ist das gut bekommen. Denn Habermas konnte noch nicht von den gewandelten Plausibilitäten profitieren, die erst der Bilderwechsel ausgelöst hat. Er war im Gegenteil gezwungen, die weltpolitische Alternativlosigkeit des Rechtsstandpunkts zu einer Zeit zu verteidigen, als das im Blick auf den gestürzten Diktator vielen wie überflüssiges Nachkarten vorkam. Habermas' Argumentation ist dadurch freilich nur noch geschärft worden. Sie liest sich heute weniger ethisch-rechtlich als realpolitisch. Denn Bush steht inzwischen an einem Punkt, wo sich eine hegemoniale Ethik kaum noch gegen die Internationalisierung des Rechts ausspielen läßt.

Jedweden Antiamerikanismus vermeidend, ruft Habermas der Bush-Regierung die Traditionen ihres Landes in Erinnerung, die dem Respekt vor dem Völkerrecht entgegenkommen. Neben bereits publizierten Beiträgen, die zum Teil für diese Zeitung geschrieben wurden, findet sich der neue, bisher unveröffentlichte Essay über die Zukunft des Kantischen Projekts einer weltbürgerlichen Ordnung.

CHRISTIAN GEYER

Jürgen Habermas: "Der gespaltene Westen". Kleine Politische Schriften X. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 192 S., br., 10,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Erwartungsvoll hat Robert Misik den neuen Band der "Kleinen politischen Schriften" des Philosophen Jürgen Habermas gelesen. Darin beschäftigt sich Habermas mit der Frage nach der Identität Europas und mit den Folgen des Terroranschlags des 11. September auf die Beziehungen zwischen Amerika und Europa und insbesondere auf das Völkerrecht, fasst der Rezensent zusammen. Der Philosoph wirft dabei der Bush-Regierung eine "unilaterale Hegemonialpolitik" vor, die sich von geltendem Völkerrecht abgewandt hat, so Misik weiter. Die in dem Band vorgetragenen Thesen seien zwar nicht neu, räumt der Rezensent ein, ungewohnt sei jedoch der "drängende Ton", den Habermas darin anstimme. Er bringt seine Thesen mit der "Geste, die insinuiert: Die Zeit drängt" vor, wobei "Zorn" und "Euphorie" spürbar werden, stellt Misik fest, für den diese Haltung seltsam kontrastiert mit der Stagnation, die die "europäische Integration dieser Tage" durchmacht, wie er betont.

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