Karl Duncker (1903-1940), Schüler von Max Wertheimer und Wolfgang Köhler, gehört zur zweiten Generation der Berliner Schule der Gestaltpsychologie. Sein besonders auf dem Gebiet der Denkpsychologie fruchtbares und allgemein anerkanntes Werk fällt in eine Zeit politischer, sozialer und wissenschaftlicher Umbrüche. Dennoch war die Person Karl Dunckers in der Psychologiegeschichtsschreibung bisher nur sporadisch und fast immer am Rand Gegenstand. Im Zentrum dieser vor allem auf bisher unzugänglichen Archivalien und Zeitzeugeninterviews basierenden biographischen Arbeit steht die Herausarbeitung des Wechselspiels von Wissenschaft, Politik und privatem Leben. Es wird nach persönlichen, weltanschaulichen, politischen und wissenschaftlichen Bedingungen für den letztlich mißglückten Anpassungsprozeß an die Umbruchsituation der dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts gesucht. Angesichts des frühen Todes von Karl Duncker wird vor allem von einer Lebensphase zu berichten sein, die in wissenschaftlichen Biographien sonst häufig unter "Vorgeschichte" recht zügig abgehandelt wird.