Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 10,42 €
  • Buch

Wir alle lieben seine Düfte, sie sind weltberühmt. Aber wie fühlt, wie denkt, wie arbeitet der wohl einflussreichste Parfümeur unserer Zeit? -- Jean-Claude Ellena, der Chefparfümeur von Hermès, öffnet uns seine Schatzkammer. Mit eleganter Leichtigkeit erzählt »der Zauberer der Düfte« (»Elle«) von seinen sinnlichen Inspirationen, von kleinen und großen Begeisterungen und von prägenden Begegnungen, er erzählt von Blumen, Birnen und zwanzig Arten Bergamotte, von seinen Reisen und seiner Philosophie einer wiedergewonnenen Einfachheit. »Der geträumte Duft« ist das Tagebuch eines Jahres: Zwei neue…mehr

Produktbeschreibung
Wir alle lieben seine Düfte, sie sind weltberühmt. Aber wie fühlt, wie denkt, wie arbeitet der wohl einflussreichste Parfümeur unserer Zeit? -- Jean-Claude Ellena, der Chefparfümeur von Hermès, öffnet uns seine Schatzkammer. Mit eleganter Leichtigkeit erzählt »der Zauberer der Düfte« (»Elle«) von seinen sinnlichen Inspirationen, von kleinen und großen Begeisterungen und von prägenden Begegnungen, er erzählt von Blumen, Birnen und zwanzig Arten Bergamotte, von seinen Reisen und seiner Philosophie einer wiedergewonnenen Einfachheit. »Der geträumte Duft« ist das Tagebuch eines Jahres: Zwei neue Parfüms hat Ellena in dieser Zeit geschaffen, und wir Leser schauen ihm dabei über die Schulter und auf die Finger und beginnen die Welt durch seine Nase zu riechen. Und voller Erstaunen verfolgen wir, wie der Zauber sich ins Werk setzt, wie die stille Musik des Alltags sich auswächst zu Ellenas wunderbaren Parfümsymphonien.
Autorenporträt
Jean-Claude Ellena, geboren 1947, arbeitet seit seinem sechzehnten Lebensjahr als Parfümeur. Seit 2004 ist er 'die Nase' von Hermès. Er hat über hundert Düfte geschaffen, darunter etliche Klassiker wie die Hermèssence-Reihe, Un Jardin sur le Nil oder Terre d´Hermès.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2012

Weder Rose
noch Lilie
Tilar J. Mazzeo erzählt die Geschichte von
Chanel No. 5, dem berühmtesten Parfum der Welt
VON JOHANNES WILLMS
Die Emanzipation der Frauen und die Demokratisierung des Parfüms sind Parallelentwicklungen. Für das eine wie das andere war der Erste Weltkrieg ein Impulsgeber. Davor, in der verklärten „guten, alten Zeit“ unserer Ur- oder Ur-Ur-Großeltern, war verführerisch zu duften das Privileg einiger Weniger, die sich den Luxus eines sündhaft kostspieligen Parfüms oder teuren Eau de Cologne leisten konnten. Alle anderen sahen sich auf den Gebrauch von Kernseife und kaltem Wasser verwiesen, die es bei häufiger Anwendung allenfalls gestatteten, den Wohlgeruch des eigenen Körpers zur Geltung zu bringen.
  Die Demokratisierung des Parfüms ist vor allem mit einem Duft verknüpft, der als Marke seit seiner Einführung 1921 den Markt weltweit beherrscht und von dem, so heißt es, alle dreißig Sekunden irgendwo auf der Welt ein Flakon verkauft wird. Dessen betont schlichte Form, die schnörkellos klare Typografie des Etiketts wie auch der Name, den auszusprechen weder für amerikanische noch chinesische Zungen ein Problem darstellen dürfte, sind Merkmale, die das Duftwasser so bekannt gemacht haben wie Coca-Cola oder das i-Phone. Das Geheimnis dieses Erfolgs erscheint als umso rätselhafter, weil es einer scharfen und mit erheblichem Werbeaufwand ausgefochtenen Konkurrenz trotzt. Jedes Jahr kommen rund 1000 neue Düfte auf den Markt, von denen die allermeisten nach kurzer Zeit schon wieder verschwinden und nur die allerwenigsten sich für einige Jahre behaupten können. Warum macht Chanel No. 5 die Ausnahme von der Regel, die auch Parfüms dem unerbittlichen Gesetz einer zeitlich begrenzten modischen Wertschätzung überantworten?
  Dieser Frage ist die amerikanische Kulturhistorikerin Tilar J. Mazzeo in ihrem lesenswerten Buch nachgegangen. Ein solches Unternehmen hat seine eigenen Schwierigkeiten und Fährnisse, die von der Autorin im Vorwort freimütig ausgesprochen werden: „Allerdings ist die Grenze zwischen Fakten und Fiktion erstaunlich verschwommen. Vieles von dem, was als Allgemeinwissen über den spektakulären Aufstieg von Chanel No. 5 und seine Verwandlung zum internationalen Symbol für Luxus verbreitet wird, sind Halbwahrheiten, Irrtümer, kollektive Phantasien und reine Erfindung. Wobei die Wahrheit, die durch die Fiktion verdeckt wird, mitunter phantastischer ist als jeder Roman.“
  Derlei muss ein Autor versprechen, der zur Lektüre seines Buchs verführen will. Das gelingt Tilar J. Mazzeo auch über weite Strecken ihrer Erzählung, die von einer Frauengestalt dominiert werden, die den berühmten Duft zwar nicht komponierte, ihm aber ihren Namen gab: die Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel. Der märchenhafte Lebensweg der Chanel, die in einem von katholischen Ordensfrauen geführten Waisenhaus in der tiefsten französischen Provinz aufwuchs, als junges Mädchen auf Varieté-Bühnen tingelte und die sich dank der Unterstützung durch reiche Liebhaber zunächst als erfolgreiche Hutmacherin in Paris vor Beginn des Ersten Weltkriegs etablieren konnte, ehe sie nach dessen Ende als Modeschöpferin zu reüssieren begann, ist oft geschildert worden. Mazzeo kann sich also damit bescheiden, dieses Leben in einigen charakteristischen Facetten in Augenschein zu nehmen. Das Verfahren ist gleichermaßen delikat wie elegant und hat den großen Vorzug, das fast lebenslange sehr enge, geradezu existentielle Verhältnis von Designerin und Parfüm exemplarisch zu erhellen.
  Vor allem die Ursprünge, die Entdeckung oder Entwicklung des besonderen Dufts von Chanel No. 5 waren der breiteren Öffentlichkeit bislang unter manchen Legenden verborgen. Die Komposition des Parfüms verdankt sich keineswegs einem glücklichen Geniestreich oder Traumerlebnis der Chanel. Was diese vor allem dazu beisteuerte, waren, wie Mazzeo spekuliert, prägende, eng mit Düften verknüpfte Kindheitserlebnisse, die um den Gegensatz von rein und schmutzig zentriert waren: Die Erinnerung an den Geruch klösterlicher Bettwäsche, die mit getrockneten Iriswurzeln in großen Waschkesseln gekocht wurde und beim Bügeln ihr Aroma verströmte. Die Vermutung ist keineswegs abwegig, auch wenn sie heute banal anmutet, da jedes Waschmittel mit künstlichen Aromen versetzt ist. In Kontrast zu jenem als beglückend erlebten Dufterlebnis sauberer klösterlicher Wäsche traten in der Jugend der Chanel die schweren Dünste, die gleichsam dufttopologisch das Milieu der Varietés charakterisierten.
  Aufdringliche Odeurs wie die von Jasmin oder Moschus, von Patschuli oder Tuberose, die einer Frau ein eindeutig erotisches Flair verliehen, waren bei Schauspielerinnen oder Halbweltdamen beliebt, während Mädchen aus gutem Hause oder Damen der Gesellschaft die zarten Düfte von Veilchen oder Rosen bevorzugten. Diese gewissermaßen kultursoziologische Codierung, die „anständige“ und „unanständige“ Wohlgerüche unterschied, reflektierte den damaligen Entwicklungsstand der Parfümproduktion, die sich ausschließlich auf die Verarbeitung aufwendig gewonnener pflanzlicher oder tierischer Essenzen stützte. Diese überschaubare Palette von Basisdüften wurde unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg durch eine Fülle synthetischer Duftstoffe, die von der organischen Chemie entwickelt wurden, erheblich erweitert. Hinzu kam die Entdeckung und Beherrschung der Aldehyde, die es erlauben, bestimmte Düfte besonders zu betonen und ihnen gleichzeitig eine reine Anmutung zu verschaffen.
  Diese Technologie eröffnete der Parfümherstellung völlig neue Kompositionsmöglichkeiten, die zwar immer noch auf der Essenz von Blüten, Wurzeln oder tierischen Sekreten basierten, deren Zusammenklang sich aber durch Verwendung der Aldehyde derart manipulieren ließ, dass das Ergebnis ein völlig neuer Wohlgeruch war, für den es in der Natur keine Entsprechung gab. Die Chancen, die dieses neue Verfahren barg, erkannte die Chanel und beauftragte den Parfümeur Ernest Beaux, ihr einen Duft zu entwickeln. „Ich möchte“, so soll sie ihm gesagt haben, „den Frauen ein künstliches Parfüm geben. Künstlich in dem Sinn wie ein Kleid, wie etwas, das kreiert worden ist. Ich möchte weder den Duft einer Rose noch den einer Lilie, sondern ein Parfüm, das eine eigene Duftschöpfung darstellt.“
  Ernest Beaux, die „Nase“ der Chanel, hatte vor dem Krieg in Moskau für den Parfümeur A. Rallet & Co gearbeitet, der das Zarenhaus belieferte. In dieser Zeit war Beaux in den Besitz einer Parfümkomposition gekommen, die er nun nach den Maßgaben der Chanel veränderte, die ein verführerisches wie teures Parfüm haben wollte, dessen Duft aber nicht den Geruch einer Blume betonen sollte, der seine Trägerin unweigerlich als Dame von Welt oder Halbwelt auswiese. So entwickelte Beaux zehn verschiedene Duftkompositionen, unter denen sich die Chanel für die fünfte entschieden haben soll, deren dominante Duftnoten zwischen Rose und Jasmin changieren, die aber durch eine gehörige Dosis von Aldehyden und sonstiger Substanzen ausbalanciert wurden. Das war Chanel No. 5, das mit geringfügigen Veränderungen nach dieser Komposition von Ernest Beaux bis heute hergestellt wird.
  Am weltweiten Erfolg dieser Parfümschöpfung, die ihren Namen trug, hatte die Chanel einen nicht sehr schönen und auch nur mittelbaren Anteil, denn schon 1924 verkaufte sie „Les Parfums Chanel“ an die französischen Parfümfabrikanten Paul und Pierre Wertheimer, eine Entscheidung, die sie ihr Leben lang bereute und vergeblich rückgängig zu machen suchte. Vor allem der Geschäftstüchtigkeit der von der Chanel verachteten Wertheimers war es aber zu danken, dass die Marke Chanel No. 5 die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs nicht nur unbeschädigt überdauerte, sondern in dieser Zeit auch endgültig ihren Kultstatus erlangte.
  Die Wertheimers, die 1940 in die USA emigrierten und denen es auf abenteuerliche Weise gelang, weiterhin die für die Produktion unersetzlichen natürlichen Blütenessenzen aus dem südfranzösischen Grasse zu beziehen, stellten während des Kriegs in Hoboken, New Jersey, of all places, Chanel No. 5 für den amerikanischen Markt und für den Vertrieb in den zollfreien PX-Läden der amerikanischen Armee her. Zur gleichen Zeit nahm die Chanel ihrerseits im besetzten Paris erneut die Produktion des Parfüms auf, nachdem sie zuvor damit gescheitert war, die Enteignung der jüdischen Wertheimers durchzusetzen.
  Aber auch in ihrer Summe vermögen diese und andere Einzelheiten, die von der Autorin aus zahlreichen Quellen akribisch zusammengetragen wurden, nicht, alle Geheimnisse zu lüften oder alle Rätsel, Halbwahrheiten oder kollektive Phantasien, die dem Mythos Chanel No. 5 seine anscheinend nimmerwelke Faszination verschaffen, durch die Verknüpfung nüchterner Fakten zu ersetzen. Dass dies wohl nie gelingen wird, ist allein schon dem Wesen des Mythos geschuldet, der so lange nicht verblasst, wie er im Erlebnis von vielen präsent ist. Eben darin, so darf man vermuten, liegt auch das Geheimnis des ungebrochen anhaltenden Erfolgs von Chanel No. 5.
  Ausdrücklich zu bedauern ist jedoch, dass Tilar J. Mazzeo der „Nase“ der Chanel, dem Parfümeur Ernest Beaux, dem man auch solche Klassiker wie Bois des Iles oder Cuir de Russie verdankt, eine nur allzu kursorische Beachtung geschenkt hat. Einen gewisse Ersatz dafür bietet jedoch der als Tagebuch gestaltete Arbeitsbericht, den Jean-Claude Ellena, der Chefparfumeur des Pariser Hauses Hermès, vorgelegt hat und dem die oder der von den Geheimnissen der heutigen Parfümherstellung Faszinierte manchen aufschlussreichen Hinweis entnehmen kann.
  
Tilar J. Mazzeo: Chanel No. 5. Die Geschichte des berühmtesten Parfums der Welt. Ins Deutsche übertragen von Gerlinde Schermer-Rauwolf und Robert A. Weiß. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2012. 319 Seiten, 22,99 Euro
Jean-Claude Ellena: Der geträumte Duft. Aus dem Leben eines Parfümeurs. Gefolgt von einem Abriss der Düfte. Aus dem Französischen von Lis Künzli. Insel Verlag, Berlin 2012. 159 Seiten, 14,95 Euro .
Chanel No. 5 - inspiriert von
einer klösterlichen Waschküche
Weltgeltung erlangte Chanel No. 5
von Hoboken, New Jersey aus
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2012

Duftproben zum Lesen

Zwei Frauen begegnen sich auf einer Party und tragen dasselbe Kleid. Das ist heikel. Wahrscheinlich, weil Schmuck für die Unvergleichbarkeit seiner Trägerin werben soll. Doppelungen sind an sich schon komisch. Wenn aber Einzigartigkeit zweimal auf dieselbe Weise unterstrichen wird, misslingt das Signal.

Ganz so schlimm muss man es nicht finden, aber ein wenig merkwürdig ist es doch, was gerade zwei deutschen Verlagen passiert ist. Sie haben beide vom selben Autor ein Buch zum selben Thema herausgebracht, und beide Bücher sehen sich auch noch zum Verwechseln ähnlich. Um die kleine Malaise perfekt zu machen, handelt es sich ausgerechnet um Bücher aus der Welt der Mode.

Der Autor, Jean-Claude Ellena, ist Chefparfümeur des Pariser Luxushauses Hermès. Er hat 2007 eine Parfümkunde vorgelegt, die C.H. Beck übersetzen ließ ("Parfum. Ein Führer durch die Welt der Düfte", 173 Seiten, kt., 10,95 [Euro]). Und er hat 2011 eine Art Tagebuch seines Arbeitslebens publiziert, das nun bei Insel herausgekommen ist ("Der geträumte Duft. Aus dem Leben eines Parfümeurs, 159 Seiten, geb., 14,95 Euro). Beide Bücher erscheinen im Oktavformat, beide sind in eine Art Hermès-Orange gewandet, beide mit eingeprägten metallfarbenen Ornamenten und beide mit Flacon-Motiv. Quel malheur.

"Na, nun halten Sie sich doch nicht bei Äußerlichkeiten auf", hören wir den deutschen, sachorientierten Leser sagen. Recht hat er, denn vermutlich ist es ein Er, der so redet. Sprechen wir also darüber, was an Substanz in denselben Kleidern steckt. Bei Beck eine umfassende Warenkunde. Ellena kennt sich so gut aus und ist ein so guter Stilist, dass er immer nur ein, zwei Sätze braucht, um eine Station in der Parfümgeschichte zu charakterisieren, zu erläutern, was den Geruchssinn bestimmt oder das System der Duftnoten, ihre Chemie, ihren Markt, ihr Urheberrecht. Sehr französisch ist die Frage, die alles zusammenhält: Welcher Grammatik folgt das, was uns, zumindest für Sekunden, überwältigt?

Bei Insel hingegen ein erfundenes Tagebuch. In ein echtes würde jedenfalls niemand schreiben: "Mein Labor befindet sich in Cabris." Hier geht es manchmal etwas gespreizt zu: "mein Denken ist in ständiger Entwicklung begriffen", "meine Parfums sind vollendet und doch nicht fertig". Man merkt, dass die sehr gewählten Worte Ellenas und die Selbstdarstellung seines schönen Lebens - auf einen Sprung nach Italien, Weinprobe mit Gérard Margoen, Jazzplatten kaufen in Ginza - zum Marketing dazu gehören. Der Verbraucherin soll das Gefühl geschenkt werden, sie habe die 120 Euro nicht für 100 Milliliter Duft, sondern für die Teilhabe an einer ganzen, ihr sonst unerreichbaren Welt ausgegeben.

Wenn man das viele Schwärmen von Cassis und grüner Minze, japanischen Buchweizennudeln und Tee-Akkorden nicht allzu ernst und nicht allzu persönlich nimmt, ist es ganz amüsant. Wer also etwas wissen möchte über die Welt der Duftkomposition, dem ist mit "Parfum" besser gedient. Zu Ellenas Selbstporträt sollte hingegen nur greifen, wer es genießen kann, wenn jemand in jedem zweiten Satz ich, mir oder mich sagt.

WIEBKE HÜSTER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr