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Ludwik Wiewurka ist der Melancholiker unter den Wiener Heizungsablesern: Als Mitarbeiter der Firma Wasserbrand & Söhne besucht er die Wohnungen der Stadt und liest dabei nicht nur die Zählerstände ab, sondern widmet sich nebenbei auch der Gemütsverfassung ihrer durchaus seltsamen Bewohner. Ludwik ist gebürtiger Pole, und der innigste Wunsch seiner Mutter ist es, dass er endlich Österreicher wird. Ein Ziel, vor dem ihn sein gesunder Menschenverstand eindringlich warnt: Denn hinter jeder Tür wartet immer die nächste. Doch gegen den Willen einer starken Frau ist Ludwik natürlich machtlos -…mehr

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Produktbeschreibung
Ludwik Wiewurka ist der Melancholiker unter den Wiener Heizungsablesern: Als Mitarbeiter der Firma Wasserbrand & Söhne besucht er die Wohnungen der Stadt und liest dabei nicht nur die Zählerstände ab, sondern widmet sich nebenbei auch der Gemütsverfassung ihrer durchaus seltsamen Bewohner. Ludwik ist gebürtiger Pole, und der innigste Wunsch seiner Mutter ist es, dass er endlich Österreicher wird. Ein Ziel, vor dem ihn sein gesunder Menschenverstand eindringlich warnt: Denn hinter jeder Tür wartet immer die nächste. Doch gegen den Willen einer starken Frau ist Ludwik natürlich machtlos - immerhin aber ist er in der Lage, sein Schicksal in eine günstige Richtung zu lenken. Ein listiger Roman über Menschenkenner und Frauenhelden, über ausgebuffte Wiener und polnische Wunderknaben. Radek Knapp nähert sich seiner hintersinnigen Geschichte mit bestechend leichter Hand.
Autorenporträt
Knapp, Radek
Radek Knapp, 1964 in Warschau geboren, lebt als freier Schriftsteller in Wien und in der Nähe von Warschau. Sein hintergründiger Roman »Herrn Kukas Empfehlungen« gehört zu den erfolgreichsten Longsellern der Verlagsgeschichte. Außerdem erschienen von ihm bei Piper die Erzählungssammlung »Papiertiger«, eine »Gebrauchsanweisung für Polen« und der mit dem aspekte-Preis ausgezeichnete Band »Franio«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.01.2016

Wie man Palatschinken am schönsten bestreicht
In Wien gibt es schräge Vögel, und der Erzähler in Radek Knapps neuem Roman ist einer davon: "Der Gipfeldieb"

Er ist nur ein junger, bescheidener Heizungsableser, dem plötzlich der Sinn danach steht, eine kurze Lebensbilanz zu ziehen. Und doch braucht man nicht mehr als zwei, drei Seiten seines Monologs zu lesen, um sich mitten in jenem Wien voller schräger Figuren und absurder Situationen wiederzufinden, das man an Radek Knapps Bestseller "Herrn Kukas Empfehlungen" so geschätzt hat. Denn Ludwik Wiewurka - so der Name des Protagonisten in seinem neuen Roman "Der Gipfeldieb" - hat zwar keine spektakulären Erfolge, dafür aber einen höchst abenteuerlichen Lebenslauf vorzuweisen: mit zwölf Jahren von der eigenen Mutter aus der behüteten Umgebung eines Warschauer Vororts und der Geborgenheit des großelterlichen Hauses herausgerissen und nach Wien entführt. Dort trotz verzweifelter Proteste mit Gewalt festgehalten. Gezwungen, im Eiltempo die Spielregeln der völlig anderen Realität und eine verhasste Sprache zu lernen. Den Launen und Marotten verschiedener "Ersatzväter" ausgeliefert. Und schließlich auf eine berüchtigte Handelsschule geschickt, die eher einer Militärkaserne gleicht, um nach zwei Jahren wieder herauszufliegen und sich bis Mitte dreißig mit dubiosen Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten.

Dennoch trägt er sein Schicksal mit einer Art philosophischer Heiterkeit. Als "zufriedenen Menschen" würde er sich zwar nicht bezeichnen, und die Unmengen von Palatschinken, die er bei seiner Mutter verschlingt und dabei mit Marmelade so penibel bestreicht, als würde er "eine Schönheitscreme auftragen", zeugen davon, dass er langsam auch ein wenig skurril wird. Doch im Gegensatz zu den Menschen, die er bei seiner Arbeit in den Wohnungen am Wiener Stadtrand sieht, ist er weder krank noch suizidgefährdet noch psychisch labil. Jedenfalls hält er keinen Esel im achten Stock eines Hochhauses, und er steigt auch nicht auf Berge, um deren Gipfel mit einer Spitzhacke abzuschlagen und zu Hause in einer Vitrine als eine Art "Vogelperspektive im Taschenformat" aufzubewahren.

Echte Probleme bekommt er erst dann, als er dank seiner fürsorglichen Mutter unerwartet die österreichische Staatsbürgerschaft bekommt und kurz danach zu einer Tauglichkeitsprüfung für den Militärdienst vorgeladen wird. Mit dem Versuch, der Militärkommission Ansätze von Irrsinn vorzuspielen ("im Geschichtsteil kreuzte ich von den drei Möglichkeiten, ob Josef Stalin ein Basketballer, russischer Schachspieler oder ein Diktator war, alle drei an"), scheitert er zwar. Doch immerhin wird sein einjähriger Dienst in der Kaserne in einen Zivildienst in einem Altersheim umgewandelt: Aussichten, die ihn allerdings fast genauso erschrecken - zu Unrecht, wie sich zeigt.

Der Text trägt unverkennbar autobiographische Züge, und er ist nicht ganz neu: Sein Kern ist bereits in die Kurzgeschichte "Titus, der Krankenpfleger" eingeflossen, die 1997 in einer Anthologie erschienen ist. Doch man liest ihn ausgesprochen gern, denn die Art, in der Knapp die Geschichte des Ludwik Wiewurka erzählt, macht ihm keiner so schnell nach: meistens lakonisch, humorvoll und so temporeich, dass der Leser nur wenig Zeit hat, über eine Pointe oder eine kuriose Charakterzeichnung zu schmunzeln, weil er schon auf die nächste stößt, manchmal aber auch leise und nachdenklich. Dass er nebenbei eine herrliche Karikatur der "Plüschstadt" Wien mit ihrer altmodischen Eleganz und ihrem Hang zum Morbiden liefert sowie einige äußerst aktuelle Gedanken über das Schicksal von Flüchtlingen und Emigranten äußert, macht den Roman umso lesenswerter.

MARTA KIJOWSKA.

Radek Knapp: "Der Gipfeldieb". Roman.

Piper Verlag, München 2015. 205 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Marta Kijowska liest die Geschichte vom Heizungsableser gern. Das liegt an Radek Knapps lakonischer, humorvoller und temporeicher Erzählweise, in der die Pointen und witzigen Charakaterzeichnungen nur so prasseln, wie Kijowska erläutert. Dass der Autor auch nachdenklich werden kann, aktuelle Überlegungen zum Thema Migration in den Text einflicht und sich die Zeit nimmt, der Stadt Wien und ihrem morbiden Charme ein karikierendes Porträt zu widmen, befördert die Leselust der Rezensentin ungemein. Auch wenn der abenteuerliche Lebenslauf des Protagonisten Kijowska doch sehr an Knapps Kurzgeschichte "Titus, der Krankenpfleger" erinnert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.12.2017

NEUE TASCHENBÜCHER
Der Schelm mit der
Silberzange
Radek Knapp verfügt über diese Verbindung von zuversichtlichem Sarkasmus und liebevollem Humor, die in Deutschland rar ist und die deshalb das Lesen seiner Bücher so vergnüglich macht. Seine Spezialität sind junge Polen, die das Weltbild ihrer Mütter in Einklang zu bringen versuchen mit der Welt, die sie außerhalb der mütterlichen Küche empfängt. Ludwik Wiewurka ist aufgestiegen zum Heizungsableser. Mit einer kleinen silbernen Zange zieht er durch die Wohnungen der Wiener Vorstädte und lernt fürs Leben, zum Beispiel, dass die Leute in gefliesten Räumen mit dem Trinkgeld geizen. Er trifft auf Leguane, Kampfhunde und deren skurrile Halter, einmal sogar auf einen Esel. Der Mann, der alle Berge der Welt besteigt und jeweils ein handliches Stück vom Gipfel mitnimmt, schenkt ihm ein Stück aus der Hohen Tatra, damit es ihm besser gehe. Bisher habe er so noch jedes Problem gelöst. „Ein wenig Vogelperspektive kann nicht schaden.“ Und tatsächlich: Der Brocken vom Gipfel wird zum Passstück einer großen Liebe – mit einer polnischen Krankenschwester – und zu Ludwiks Stein des Abstoßes von seiner Mutter.
RUDOLF VON BITTER
Radek Knapp: Der Gipfeldieb. Roman. Piper Verlag, München 2017. 208 Seiten, 10 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Redek Knapp verfügt über diese Verbindung von zuversichtlichem Sarkasmus und liebevollem Humor, die in Deutschland rar ist und die deshalb das Lesen seiner Bücher so vergnüglich macht.« Süddeutsche Zeitung 20171212