• Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Der glückliche Löwe lebt nicht etwa in Afrika, sondern in einem kleinen Stadtzoo. Er ist glücklich und zufrieden, denn er bekommt Besuch von vielen netten Leuten. Und er hat sogar einen richtigen Freund, den kleinen Franz. Als eines Tages das Gehege offen steht, macht der glückliche Löwe einen Spaziergang durch die Stadt. Aber jetzt haben die Leute plötzlich Angst vor ihm. Warum nur?

Produktbeschreibung
Der glückliche Löwe lebt nicht etwa in Afrika, sondern in einem kleinen Stadtzoo. Er ist glücklich und zufrieden, denn er bekommt Besuch von vielen netten Leuten. Und er hat sogar einen richtigen Freund, den kleinen Franz. Als eines Tages das Gehege offen steht, macht der glückliche Löwe einen Spaziergang durch die Stadt. Aber jetzt haben die Leute plötzlich Angst vor ihm. Warum nur?
Autorenporträt
Fatio, Louise
Louise Fatio (1906 - 1993), Schweizer Kinderbuchautorin, siedelte 1927 mit ihrem Mann, dem Grafiker Roger Duvoisin, nach den USA über. Noch bevor sie eigene Geschichten schrieb, unterstütze sie ihren Mann in der Arbeit an Kinderbüchern. Bekannt wurde Louise Fatio durch die von ihr getexte und von Duvoisin illustrierte Bilderbuchserie um den glücklichen Löwen, die mit "The Happy Lion" (1954; dt. Der glückliche Löwe, 1955 Herder Verlag, 1957 Altberliner Verlag Lucie Groszer) begann. 1956 wurde "Der glückliche Löwe" mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Die Bände wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Neben den Einzelbänden (bisher 7) brachte der Verlag Herder auch Sammelbände auf den Markt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Rezensentin Caroline Roeder hat dieser Bilderbuchklassiker das Löwenbild einer ganzen Generation geprägt. Dafür macht sie nicht nur die "lebhaften Illustrationen" von Roger Duvoisin "mit ihrem feinen Strich und kräftigen Rot-Ockertönen" verantwortlich, sondern auch "das heitere und freundliche Miteinander" zwischen Mensch und Löwe, von dem das Buch erzähle. Die Jubiläumsausgabe zum 50. Geburtstag des domestizierten Löwen begrüßt sie deshalb mir freundlichen Worten, auch wenn sie die Moral der Geschichte, dass nämlich ein eingesperrter Löwe glücklich sein kann, nicht mehr ganz zeitgemäß findet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.2004

Vom Glück, ein Löwe zu sein
Zwei Klassiker haben da ganz unterschiedliche Vorstellungen

Wir Erwachsenen wissen ganz genau, was ein Bilderbuchlöwe ist: Er sitzt im Zoo und ist glücklich. Das berühmte Bilderbuch von Louise Fatio hat die Löwen-Vorstellung ganzer Generationen geprägt, seit inzwischen fünfzig Jahren. Der glückliche Löwe ist so unbedarft, daß er gar nicht versteht, warum alle seine Menschenfreunde panisch die Flucht ergreifen, als er sie eines Tages in ihrer Kleinstadt besuchen will. Allein der Junge Franz, sein treuester Besucher, nähert sich ihm unerschrocken und bringt ihn schnell wieder hinter Gitter. Und da der glückliche Löwe sehr zufrieden ist mit seinem Zuhause, macht ihm das noch nicht mal etwas aus, im Gegenteil. Es waren gewiß nicht nur die lebhaften Illustrationen von Roger Duvoisin mit ihrem feinen Strich und kräftigen Rot-Ockertönen, die das Buch zum Bestseller der späten Nachkriegszeit machten, sondern auch das heitere und kindlich freundliche Miteinander, von dem die Geschichte erzählt. Liest man sie heute, muß man sich schon fragen, wie ein eingesperrter Löwe glücklich sein kann. Zur Moral heutiger Bilderbücher passen Gitterstäbe selbstverständlich nur, wenn der Ausbruch aus ihnen erfolgreich ist. Der Charme des Klassikers aus Frankreich wird aber die Kinder von heute dennoch ansprechen - das hofft zumindest der Herder Verlag, der zum runden Geburtstag eine Jubiläumsausgabe herausgebracht hat.

Zeitgleich kommt nun ein anderer glücklicher Löwe auf den Büchermarkt, ebenfalls ein Klassiker, wenn auch nicht hierzulande. Der amerikanische Künstler Shel Silverstein schrieb und zeichnete 1963 eine Geschichte, die wie eine Parodie auf den "glücklichen Löwen" erscheint. Auf skurrile und nonsensartige Weise läßt Silverstein seinen Löwen Lafcadio das gegen ihn gerichtete Gewehr umdrehen; das Tier schießt zurück, verfeinert seine Fertigkeit und steigt schließlich zum Megastar im Zirkus auf. Shel Silverstein zeichnet hier einen nur allzumenschlichen Lebensweg und karikiert den amerikanischen Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Traum.

Dies alles erzählt er mit viel schwarzem Humor, ohne dabei wirklich gemein zu werden, auch wenn viele Jäger inklusive ihrer roten Wollmützen in vielen Löwenrachen verschwinden. Die witzig gestrickte Erfolgsstory um das große Thema Fressen oder Gefressen-werden dreht sich aber letztlich um die alte Suche nach der Leichtigkeit des Seins.

Lafcadio, so der Künstlername des nunmehr berühmten Löwen, scheitert letztendlich an seinem unlöwisch erworbenen Glück. Aber bis es soweit kommt, ist die Geschichte so prall gefüllt mit ausufernden Marshmallow-Freßorgien, Liftfahrexzessen und anderen kindlichen Köstlichkeiten, die sich der Löwe auf seinem Weg zum ultimativen Glück gönnt, daß man keinesfalls über die abschließend philosophische Frage des Textes ins Grübeln gerät. Das liegt auch an dem lapidaren Plauderton, der an Kästner erinnert, aber noch viel lässiger und und frecher klingt, dank der Übersetzung Harry Rowohlts (der seine 1987 bei Middelhauve erschienene Übersetzung jetzt frisch überarbeitete). Rowohlt ist dieser lautmalerisch angelegte Text, der mit viel löwischem "GRAUGRRR" und "krawammel krawummel" versehen ist, wahrhaftig auf den Leib geschrieben - in der Hörbuchfassung heißt es passend "vorgeknurrt von H.R." Shel Silversteins wunderbare Zeichnungen zu der Geschichte sind mit einfachem Tuschestrich gezogen und zeigen Lafcadio cartoonhaft in den verschiedensten Posen, Kostümen und Szenerien. Durch sie wächst einem das glücksgebeutelte Tier noch mehr ans Herz. - Bleibt abschließend nur mehr die Frage, was aus uns Lesenden dieser domestizierten Glücklichen-Löwe-Generation geworden wäre, hätten wir als Kinder statt Fatio/Duvoisin die Silversteinsche Fassung in den Händen gehalten? Vielleicht wären wir zu der Generation "Lafcadio" herangewachsen? Doch bleibt diese Überlegung leider nur Spekulation.

Glücklich darf man aber indes sein, daß Lafcadio nun wieder den Weg auf den deutschen Kinderbuchmarkt gefunden hat.

CAROLINE ROEDER.

Louise Fatio/Roger Duvoisin: "Der glückliche Löwe". Aus dem Französischen übersetzt von Fritz und Regina Mühlenweg. Herder Verlag, Freiburg 2004. 32 S., geb., 11,90 [Euro]. Ab 4 J.

Shel Silverstein: "Lafcadio - Ein Löwe schießt zurück". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Harry Rowohlt. Fischer Schatzinsel, Frankfurt am Main 2004. 112 S., geb. , 11,90 [Euro]. Ab 8 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr