Gustav Meyrink (1868-1932), der zunächst mit satirisch-phantastischen Erzählungen bekannt wurde und sich zeitlebens für Mystizismus und Spiritismus interessierte, veröffentlichte seinen berühmten Roman "Der Golem" 1915. Die Golem-Sage, nach der der Prager Rabbi Löw 1580 am Ufer der Moldau aus Lehm das künstliche Wesen Golem als Gehilfen erschaffen haben soll, bildet jedoch nur den Hintergrund des Romans. Im Zentrum steht vielmehr der anonyme Erzähler, der in einen labyrinthischen, im Prager Judengetto des späten 19. Jahrhunderts angesiedelten Albtraum gerät. Unwiderstehlich wird er dabei in eine Abfolge von mysteriösen Ereignissen und bedrohlichen Halluzinationen verwickelt, die ihn immer näher an den mysteriösen Golem heranzuführen scheinen.