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Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Louise Erdrich zeichnet das aufrüttelnde Portrait einer jungen Frau, die um ihr eigenes Leben und das ihres ungeborenen Kindes kämpft. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Auf rätselhafte Weise hat sich die Evolution verkehrt, und immer mehr Kinder, die zur Welt kommen, scheinen einer primitiven neuen Spezies anzugehören. Die junge Cedar betrifft diese apokalyptische Wende der Menschheitsgeschichte auch persönlich, sie ist schwanger. Gerüchte kommen auf: der Ausnahmezustand sei verhängt worden, die Regierung fahnde nach schwange...
Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Louise Erdrich zeichnet das aufrüttelnde Portrait einer jungen Frau, die um ihr eigenes Leben und das ihres ungeborenen Kindes kämpft. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Auf rätselhafte Weise hat sich die Evolution verkehrt, und immer mehr Kinder, die zur Welt kommen, scheinen einer primitiven neuen Spezies anzugehören. Die junge Cedar betrifft diese apokalyptische Wende der Menschheitsgeschichte auch persönlich, sie ist schwanger. Gerüchte kommen auf: der Ausnahmezustand sei verhängt worden, die Regierung fahnde nach schwangeren Frauen und inhaftiere sie - doch niemand hat gesicherte Informationen. Cedars Schicksal steht nun auf dem Spiel. Es ist das Schicksal aller.
Louise Erdrich, geboren 1954 als Tochter einer Ojibwe und eines Deutsch-Amerikaners, ist eine der erfolgreichsten amerikanischen Gegenwartsautorinnen. Sie erhielt den National Book Award, den PEN/Saul Bellow Award und den Library of Congress Prize. Louise Erdrich lebt in Minnesota und ist Inhaberin der Buchhandlung Birchbark Books. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane "Liebeszauber", "Die Rübenkönigin", "Der Club der singenden Metzger", "Der Klang der Trommel", "Solange du lebst", "Das Haus des Windes" und "Ein Lied für die Geister" erschienen.
Produktdetails
- Verlag: Aufbau
- Originaltitel: The Future Home Of The Living God
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 360
- Erscheinungstermin: 15. März 2019
- Deutsch
- Abmessung: 218mm x 127mm x 38mm
- Gewicht: 525g
- ISBN-13: 9783351037567
- ISBN-10: 3351037562
- Artikelnr.: 16006959
Herstellerkennzeichnung
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Briefe an ein ungeborenes Kind
Eine Mischung aus Orwell, Huxley und "Jurassic Park": Louise Erdrich hat es in einem Endzeitroman auf Mütter abgesehen
Knapp 35 Jahre ist es her, dass die kanadische Autorin Margaret Atwood "The Handmaid's Tale" herausbrachte, den düsteren, eiskalt übermittelten Bericht aus einer albtraumhaften Zukunftswelt, in der weibliche Fruchtbarkeit und Sexualität einem selbstherrlichen Männerregime unterstellt sind und theokratisch-technokratisch kontrolliert werden. Diesem Roman gelang, was nur die besten Dystopien schaffen: im Zukunftsentwurf unsere Gegenwartsgesellschaft zu entschlüsseln und eine Momentaufnahme zu erstellen, die jedes Mal, wenn man sie wieder sieht - Atwoods Geschichte ist
Eine Mischung aus Orwell, Huxley und "Jurassic Park": Louise Erdrich hat es in einem Endzeitroman auf Mütter abgesehen
Knapp 35 Jahre ist es her, dass die kanadische Autorin Margaret Atwood "The Handmaid's Tale" herausbrachte, den düsteren, eiskalt übermittelten Bericht aus einer albtraumhaften Zukunftswelt, in der weibliche Fruchtbarkeit und Sexualität einem selbstherrlichen Männerregime unterstellt sind und theokratisch-technokratisch kontrolliert werden. Diesem Roman gelang, was nur die besten Dystopien schaffen: im Zukunftsentwurf unsere Gegenwartsgesellschaft zu entschlüsseln und eine Momentaufnahme zu erstellen, die jedes Mal, wenn man sie wieder sieht - Atwoods Geschichte ist
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vielfach bearbeitet und verfilmt worden -, nur noch präziser und bezwingender erscheint. Was Mutterschaft bedeutet, wer eine Mutter ist, was daran körperlich und was sozial begründet sein mag, wie sich Familienbindungen und -muster wandeln, wenn Reproduktionsmedizin eingreift, und wie sich dabei der gesellschaftliche Zugriff auf die Frauenkörper, insbesondere schwangere, fortzeugt - das sind unbequeme Grundsatzfragen, denen wir uns dringend stellen müssen. Nun unternimmt es Louise Erdrich in ihrem sechzehnten Roman, solchen Fragen nachzugehen.
Cedar ist Mitte zwanzig und im vierten Monat schwanger. Sie lebt in Minneapolis als Tochter eines progressiven Ehepaars, "marktgesellschaftliche Trust-Fund-Liberale", die sie für ihre Adoptiveltern hält, da sie selbst, wie sie längst weiß, einer Ojibwe-Familie entstammt. In Erwartung ihres eigenen Kindes drängt es sie jetzt erstmals, ihre biologischen Eltern aufzusuchen. So fährt in ein Reservat, wo sie ihre Mutter, deren Ehemann, die Großmutter und eine Halbschwester trifft und zugleich ihr eigenes Herkunftsmilieu kennenzulernen beginnt. Doch diese prekäre Erkundung zwischen amerikanischem Mainstream und einer verdrängten indigenen Welt - ein Hauptinteresse der Autorin, die dazu starke und subtile Romane wie "Solange du lebst" (2009) vorgelegt hat -, wird hier von einem anderen Erzählinteresse überlagert: dem Entwurf einer apokalyptischen Endzeit, in der "die Weltgeschichte gerade rückwärts" läuft, und zwar im evolutionsbiologischen Sinn.
Die Tier- und Pflanzenwelt, so heißt es, sei von genetischer Regression befallen, und auch die Menschen können nicht mehr auf herkömmlichen Fortpflanzungserfolg hoffen, denn "auf molekularer Ebene fänden Zeitsprünge vor- und rückwärts statt, und Mehrzeller wechselten seit Monaten zwischen verschiedenen Anpassungsstufen". Offenbar als Reaktion darauf ist in Amerika ein christlich-fundamentalistisches totalitäres Regime errichtet worden, das nicht nur alle Medienkanäle kontrolliert, sondern es gezielt auf gebärfähige Frauen und Schwangere abgesehen hat, um ungeborenes Leben in staatliche "Obhut" zu nehmen. Was mit den Neugeborenen passieren soll, bleibt offen. Klar ist nur, dass werdende Mütter einer regelrechten Jagd ausgesetzt sind, mit Kopfprämie gesucht, abtransportiert und kaserniert werden. So ergeht es bald auch Cedar. Durch Denunziation wird sie gefangen gesetzt; da ist sie im sechsten Monat.
Der Großteil des Romans gilt ihrem waghalsigen Fluchtversuch, den sie mit Hilfe klandestiner Unterstützer unternimmt, um dem Überwachungsapparat, dem eine nebulöse Figur namens "Mutter" vorzustehen scheint, irgendwie zu entkommen. Übermittelt wird uns die Geschichte in Form von tagebuchartigen Briefen, die Cedar an ihr ungeborenes Kind richtet - ein Hoffnungszeichen, so verzweifelt wie eine Flaschenpost.
Leider muss man sagen, dass auch eine kluge und erfahrene Erzählerin wie Erdrich mit diesem Projekt Schiffbruch erleidet. Die Vorsätze mögen noch so gut, die Vorbilder präsent, die Fragen drängend und die Anliegen ehrenwert sein: die erzählerische Umsetzung wirkt unentschieden, unplausibel und konfus. Ein Hauptproblem liegt darin, dass die Endzeitwelt und ihr Bedrohungspotential gar nicht anschaulich werden, genau davon aber leben Zukunftromane. Der Mix aus Orwell, Huxley und "Jurassic Park", versetzt mit reichlich Atwood, wirkt steril und fad. Dazu sind die Figuren schemenhaft, die Handlungsbögen kurzatmig, die ständigen Bildungszitate prätentiös, viele Erzähleffekte grell und drastisch, während manche Szenen in hemmungslosem Kitsch versinken: "Etwas setzt sich auf den Rand meiner Matratze, etwas Schwereloses, Konturloses, Beschützendes. Es ist ein gütiger Schatten. Vielleicht ein Engel. Magnetisch, zärtlich. Seine Liebe breitet sich über mich wie ein schwebendes Tuch, und wir schlafen miteinander ein."
Mit einem solchen Tuch möchte man auch dieses Buch diskret bedecken. Kommenden September nämlich, so hat Margaret Atwood angekündigt, wird ihre eigene Fortschreibung der "Handmaid's Tale" erscheinen.
TOBIAS DÖRING
Louise Erdrich:
"Der Gott am Ende der
Straße". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Gesine Schröder.
Aufbau Verlag, Berlin 2019. 360 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Cedar ist Mitte zwanzig und im vierten Monat schwanger. Sie lebt in Minneapolis als Tochter eines progressiven Ehepaars, "marktgesellschaftliche Trust-Fund-Liberale", die sie für ihre Adoptiveltern hält, da sie selbst, wie sie längst weiß, einer Ojibwe-Familie entstammt. In Erwartung ihres eigenen Kindes drängt es sie jetzt erstmals, ihre biologischen Eltern aufzusuchen. So fährt in ein Reservat, wo sie ihre Mutter, deren Ehemann, die Großmutter und eine Halbschwester trifft und zugleich ihr eigenes Herkunftsmilieu kennenzulernen beginnt. Doch diese prekäre Erkundung zwischen amerikanischem Mainstream und einer verdrängten indigenen Welt - ein Hauptinteresse der Autorin, die dazu starke und subtile Romane wie "Solange du lebst" (2009) vorgelegt hat -, wird hier von einem anderen Erzählinteresse überlagert: dem Entwurf einer apokalyptischen Endzeit, in der "die Weltgeschichte gerade rückwärts" läuft, und zwar im evolutionsbiologischen Sinn.
Die Tier- und Pflanzenwelt, so heißt es, sei von genetischer Regression befallen, und auch die Menschen können nicht mehr auf herkömmlichen Fortpflanzungserfolg hoffen, denn "auf molekularer Ebene fänden Zeitsprünge vor- und rückwärts statt, und Mehrzeller wechselten seit Monaten zwischen verschiedenen Anpassungsstufen". Offenbar als Reaktion darauf ist in Amerika ein christlich-fundamentalistisches totalitäres Regime errichtet worden, das nicht nur alle Medienkanäle kontrolliert, sondern es gezielt auf gebärfähige Frauen und Schwangere abgesehen hat, um ungeborenes Leben in staatliche "Obhut" zu nehmen. Was mit den Neugeborenen passieren soll, bleibt offen. Klar ist nur, dass werdende Mütter einer regelrechten Jagd ausgesetzt sind, mit Kopfprämie gesucht, abtransportiert und kaserniert werden. So ergeht es bald auch Cedar. Durch Denunziation wird sie gefangen gesetzt; da ist sie im sechsten Monat.
Der Großteil des Romans gilt ihrem waghalsigen Fluchtversuch, den sie mit Hilfe klandestiner Unterstützer unternimmt, um dem Überwachungsapparat, dem eine nebulöse Figur namens "Mutter" vorzustehen scheint, irgendwie zu entkommen. Übermittelt wird uns die Geschichte in Form von tagebuchartigen Briefen, die Cedar an ihr ungeborenes Kind richtet - ein Hoffnungszeichen, so verzweifelt wie eine Flaschenpost.
Leider muss man sagen, dass auch eine kluge und erfahrene Erzählerin wie Erdrich mit diesem Projekt Schiffbruch erleidet. Die Vorsätze mögen noch so gut, die Vorbilder präsent, die Fragen drängend und die Anliegen ehrenwert sein: die erzählerische Umsetzung wirkt unentschieden, unplausibel und konfus. Ein Hauptproblem liegt darin, dass die Endzeitwelt und ihr Bedrohungspotential gar nicht anschaulich werden, genau davon aber leben Zukunftromane. Der Mix aus Orwell, Huxley und "Jurassic Park", versetzt mit reichlich Atwood, wirkt steril und fad. Dazu sind die Figuren schemenhaft, die Handlungsbögen kurzatmig, die ständigen Bildungszitate prätentiös, viele Erzähleffekte grell und drastisch, während manche Szenen in hemmungslosem Kitsch versinken: "Etwas setzt sich auf den Rand meiner Matratze, etwas Schwereloses, Konturloses, Beschützendes. Es ist ein gütiger Schatten. Vielleicht ein Engel. Magnetisch, zärtlich. Seine Liebe breitet sich über mich wie ein schwebendes Tuch, und wir schlafen miteinander ein."
Mit einem solchen Tuch möchte man auch dieses Buch diskret bedecken. Kommenden September nämlich, so hat Margaret Atwood angekündigt, wird ihre eigene Fortschreibung der "Handmaid's Tale" erscheinen.
TOBIAS DÖRING
Louise Erdrich:
"Der Gott am Ende der
Straße". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Gesine Schröder.
Aufbau Verlag, Berlin 2019. 360 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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In Louise Erdrichs neuem Roman machen die Einwohner der ehemaligen Vereinigten Staaten - wie der aktuelle Name ist, erfährt man nicht - eine neue Erfahrung: sie stoßen permanent in Grenzen. Und zwar nicht nur an diejenigen des Landes - Kanada und Mexiko haben schon dicht gemacht, man …
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In Louise Erdrichs neuem Roman machen die Einwohner der ehemaligen Vereinigten Staaten - wie der aktuelle Name ist, erfährt man nicht - eine neue Erfahrung: sie stoßen permanent in Grenzen. Und zwar nicht nur an diejenigen des Landes - Kanada und Mexiko haben schon dicht gemacht, man kommt nur illegal rüber. Nein, fast alles ist verboten, vieles nicht mehr möglich. Normale Müsliriegel gab es bis vor ein paar Monaten an jeder Tankstelle, nun sind sie Luxus. Im Klartext: es ist eine mehr als bedrohliche Entwicklung, von der keiner weiß, wohin sie führen wird. Denunziationen, Verrat, Brutalität: das alles ist an der Tagesordnung, Verhaftungen finden ununterbrochen statt, oft ohne gleich ersichtlichen Grund.
Cedar, bis vor kurzem eine ganz normale junge Frau, wird quasi von jetzt auf gleich zur Geächteten. Sie ist nämlich schwanger und Kinder auszutragen und dann auch noch zu behalten, ist eines der kriminellsten Dinge überhaupt. Sie muss also um Leib und Leben bangen und hat keine Ahnung, wer noch Freund, wer schon Feind ist. In dieser Situation macht Cedar, die als Säugling adoptiert wurde, die Bekanntschaft ihrer leiblichen Mutter, einer im Reservat lebenden indigenen Ureinwohnerin.
Wenn sich Louise Erdrich auf eine Dystopie einlässt, dann kann man sich darauf verlassen, dass nichts abgekupfert bzw. in irgendeiner Form schon mal da gewesen ist, dafür ist die Autorin viel zu authentisch und zu sehr in ihrer eigenen Welt verankert, in der sich stets Vertreter der indigenen Einwohnerschaft der Vereinigten Staaten und Deutsche finden. Beide Nationen kommen auch in der bedrohten Welt der Zukunft vor, wobei die Deutschen diesmal zugegebenermaßen allenfalls eine Statistenrolle spielen.
Die Autorin greift, so scheint es, aktuelle Bedrohungen unterschiedlicher Art, die derzeit quasi als Damoklesschwert über den Amerikanern schweben, auf, und bringt sie in eine neue Form, bzw. konfrontiert den Leser mit möglichen Folgen der Mißachtung von Rechten der Bevölkerung wie auch der Natur. ne.
Sie versteht sich auf die Sprache zwischen den Zeilen - in ihrem ganz besonderen, klaren Stil vermag sie
auf relativ wenig Seiten eine eigene Welt zu erschaffen, Botschaften zu senden und das Bedürfnis nach MEHR zu wecken: mehr brillianter, kraftvoller Literatur, mehr spannenden und gut erzählten Themen, mehr wichtigen Botschaften, mehr eindringlichen Zitaten - eben einfach nach mehr Erdrich!
Wobei ich mir fast anmaßend dabei vorkomme, dergestalt über diese großartige Autorin zu urteilen, sie zu bewerten! Wer sie lesen sollte? Mütter, Väter, Schwestern, Brüder, Töchter und Söhne - solche, die an der Gegenwart verzweifeln, aber auch solche, die Hoffnung in sich tragen und lernen wollen. In diesem Fall von den Ureinwohnern Nordamerikas, die trotz aller Widrigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, immer noch das alte Wissen in sich tragen und es weitergeben - durch die Lektüre von Erdrich-Romanen auch an uns, wenn wir bereit sind, uns darauf einzulassen.
Louise Erdrich ist eine Autorin, die uns Wichtiges aufzeigt, die Werte für sich sprechen lässt. Auch wenn mich dieser Roman aufgrund seiner in die Zukunft gerichteten Thematik nicht ganz so angesprochen hat wie bspw. "Der Club der singenden Metzger" oder "Das Haus der Winde".
Doch dies ist Kritik auf allerhöchster Ebene, auch dieser Roman ist ausgesprochen lesenswert und beeindruckt durch Originalität und Menschlichkeit.
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Es sind schwierige Zeiten. Die Welt scheint sich zurück zu entwickeln. Tiere, Pflanzen, auch die Menschen bringen Arten früherer Spezies zur Welt: Säbelzahnkatzen, urtümliche Gewächse. Und Cedar erwartet ihr erstes Kind. Um mögliche Erbkrankheiten zu erkennen, nimmt sie …
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Es sind schwierige Zeiten. Die Welt scheint sich zurück zu entwickeln. Tiere, Pflanzen, auch die Menschen bringen Arten früherer Spezies zur Welt: Säbelzahnkatzen, urtümliche Gewächse. Und Cedar erwartet ihr erstes Kind. Um mögliche Erbkrankheiten zu erkennen, nimmt sie Kontakt zu ihrer indianischen Mutter auf, die sie als Baby zur Adoption freigab. Die Begegnung ebenso wie ihr Stiefvater Eddie beeindrucken sie sehr und trotz der unsicheren Zeit um sie herum kehrt Cedar halbwegs ruhig zurück. Doch dann beginnt man, Schwangere festzunehmen ohne Angabe von Gründen; niemand weiß Genaueres. Cedar versucht mit ihrem noch ungeborenen Kind zu entkommen, doch die Gefahr rückt immer näher.
Sie schreibt all das Geschehene ebenso wie ihre Gedanken und Gefühle in einen Brief an ihr Ungeborenes, wobei Letzteres vielleicht der Grund ist, dass ich mich nicht so richtig begeistern konnte. Zum Einen verliert sie sich immer wieder in religiösen Überlegungen, die fast esoterisch anmuten; zum Andern werden die verschiedenen Entwicklungsstadien eines Embryos derart detailliert beschrieben, dass ich mich zeitweise beinahe in einem Biologiebuch wähnte.
Die zentrale Geschichte beginnt tatsächlich erst nach circa 100 Seiten. Bis dahin steht die Begegnung Cedars mit ihrer biologischen Mutter im Vordergrund und es gibt nur indirekte Hinweise, dass etwas Ungeheures in der Gesellschaft vor sich geht. Was genau geschieht, klärt sich jedoch auch nicht bis zum Ende. Alles, der Zustand des Landes, der Welt, werden lediglich angedeutet und klar ist nur: Gebärfähige Frauen sind eine Gefahr, werden aber dringend gebraucht. Da Alles ausschließlich aus der Perspektive Cedars erzählt wird, bleibt der Blick nach draußen sehr begrenzt.
Eigentlich ist es keine schlechte Idee für eine Dystopie: Die Evolution läuft rückwärts, wir entwickeln uns nach und nach oder auch schneller wieder zurück. Doch leider ist die Idee in diesem an sich gut zu lesenden Buch nicht ausgereift, sodass es in der Hauptsache bei einer düsteren Geschichte einer werdenden Mutter bleibt. Schade!
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Das Szenario in Louise Erdrichs neuem Roman ist düster. Es spielt in einer nahen Zukunft. Die Menschheit und die Natur scheinen sich zurück zu entwickeln. Kinder, aber auch Tiere, die geboren werden, scheinen zu einer neuen primitiven Spezie zu gehören.
Schwangere Frauen werden - …
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Das Szenario in Louise Erdrichs neuem Roman ist düster. Es spielt in einer nahen Zukunft. Die Menschheit und die Natur scheinen sich zurück zu entwickeln. Kinder, aber auch Tiere, die geboren werden, scheinen zu einer neuen primitiven Spezie zu gehören.
Schwangere Frauen werden - auch gegen ihren Willen - in Gewahrsam genommen, überwacht und keiner weiß, was nach der Geburt des Kindes mit Mutter und Kind passiert.
Auch im alltäglichen Leben verändert sich immer mehr. Ein Überwachungsstaat entsteht, die Grenzen der USA zu den Nachbarländern werden geschlossen. Kleine Drohnen und sogenannte Lauschohren flirren durch die Luft, Denunziationen sind allgegenwärtig.
Cedar ist schwanger. Sie beschreibt ihre Lage, ihre Gefühle, ihre Wünsche, Ängste, aber vor allem auch ihre Erlebnisse in einer Kladde als Brief an ihr ungeborenes Kind. Aus ihrer Sicht erleben wir so die Entwicklung mit. Düster, beängstigend, aber auch mit der Hoffnung, die sie hat. Cedar versteckt sich, unterstützt von ihrem Freund Phil, in ihrem Haus. Wird sie das neun Monate durchhalten können?
Immer wieder neue Wendungen machen das Buch zu einer sehr interessanten Lektüre.
Aber nicht nur die Entwicklungen und Situationen, in die Cedar gerät, fesseln, sondern auch die Überlegungen und Gedanken, die sie niederschreibt, sind interessant. Cedars schreibt unter anderem über den jeweiligen Entwicklungsstandes des Kindes, aber auch über viele Gefühle und Ansichten, die sie hat. Zudem fließt, wie auch bei den anderen Büchern von Luise Erdich, viel aus Sicht der Native American, der amerikanischen Urbevölkerung, mit ein, denn Cedars leibliche Mutter ist eine Native.
Der Roman weckt viele Gefühle beim Leser und am Ende lässt es sich auch nicht so einfach weglegen. Es ist ein düsteres, dystopisches Szenario, das Erdrich beschreibt. Nicht unrealistisch. Da es aus der Sicht einer Einzelnen beschrieben worden ist, wissen wir auch nicht mehr als sie. Wir erleben mit ihr, wie sich dich Umstände immer mehr verändern. Alles was einmal als selbstverständlich galt, ist es innerhalb kürzester Zeit nicht mehr. Es gibt keinen übergeordneten, allwissenden Erzähler, aber das macht es auch wieder so real, denn wir rätseln mit Cedar, versuchen mit ihr alles zu begreifen und können ihre Ängste dadurch nachfühlen. Trotz allem ist Cedar eine taffe Frau, die nicht so leicht aufgibt, die kämpfen will und sich nicht unterordnen möchte. Für das Kind, für eine gemeinsame Zukunft.
MIr gefällt Erdrichs Erzählstil, sie konnte mich mit diesem Roman fesseln und unterhalten. Die Dystopie bleibt immer vorstellbar, die Entwicklung nachvollziehbar, mit all ihrer beklemmenden und schrecklichen Folgen. Zudem durchlebt man beim Lesen eine Achterbahn der Gefühle. Erdrich verwebt durch diesen Erzählstil sehr viele Gedanken zum Leben und zur Menschheit mit in eine sich immer mehr zuspitzende Entwicklung.
Sehr lesenswert und volle Leseempfehlung.
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Schreckliche Vorstellung
Louise Erdrich beschreibt in ihrem Roman eine Welt die auseinander bricht. Die Menschheit scheint sich zurückzuentwickeln. Schwangere werden in Gewahrsam genommen, niemand weiß was mit ihnen geschieht. Auch die unterentwickelten Kinder werden unter Verschluss …
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Schreckliche Vorstellung
Louise Erdrich beschreibt in ihrem Roman eine Welt die auseinander bricht. Die Menschheit scheint sich zurückzuentwickeln. Schwangere werden in Gewahrsam genommen, niemand weiß was mit ihnen geschieht. Auch die unterentwickelten Kinder werden unter Verschluss gehalten. Alles wirkt sehr düster, die Grenzen der USA geschlossen und überwacht. Ein Endzeitszenario das mich stellenweise an Romane von Margarete Atwood erinnerte.
Durch die schwangere Cedar erfahren wir als Leser wie sie sich fühlt, was geschieht. Man nimmt an diesem Schrecken Teil, so eindrucksvoll beschreibt die Autorin alles. Wirklich ein gelungener Roman, den ich mit gemischten Gefühlen gelesen habe, denn wer sagt uns denn, dass wir nicht auf eine ähnliche Katastrophe hinarbeiten.
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