Das Buch behandelt den ontologischen Gottesbeweis, d. h. den Versuch, die Existenz Gottes "aus reiner Vernunft" zu beweisen. Dieser Beweis ist in zweifacher Hinsicht merkwürdig: Einmal, weil ihm der Anspruch zugrunde liegt, die Existenz Gottes unabhängig von aller Erfahrung erkennen zu können, zum anderen, weil die Auseinandersetzung um ihn seit Anselm von Canterbury, der ihn um 1100 erstmals formulierte, nicht zum Abschluss gelangt ist. Insbesondere in der Metaphysik des 17. und 18., zum Teil auch des 19. Jahrhunderts, spielte dieser Beweis eine zentrale Rolle, und Röd vertritt die These, dass er für diese bestimmte Art von Metaphysik - nämlich die rationalistische - unentbehrlich ist: Eine Metaphysik, die beansprucht, Wirklichkeitserkenntnis aus reiner Vernunft gewinnen zu können, ist auf ein Argument angewiesen, das die Brücke vom Denken zum Sein schlägt: Ein solches Argument ist der ontologische Gottesbeweis, der gleichsam den Schlussstein im Kuppelbau der rationalistischen M
etaphysik darstellt. Wird der Schlussstein herausgebrochen, stürzt das Gewölbe ein. Deshalb steht Kants Kritik am ontologischen Gottesbeweis im Brennpunkt seiner Kritik an der rationalistischen Metaphysik, und deshalb bedeutet auch das erneute Aufleben des Beweises in der nachkantischen Philosophie ein Wiederaufleben rationalistischer Auffassungen, auf die der entsprechende Gottesbegriff zu relativieren ist. Ohne den metaphysischen Hintergrund stellt sich der ontologische Gottesbeweis dagegen nur als logisches Kunststück dar, dessen Analyse formal spannend sein mag, aber der ursprünglichen Bedeutung des Arguments nicht gerecht wird. Da der Verfasser diese Bedeutung in der Rolle erblickt, die der ontologische Gottesbeweis in der rationalistischen Theorie der Erfahrung spielt, konkretisiert die Untersuchung anhand eines besonders wichtigen Problems die in seinem Buch "Erfahrung und Reflexion" vorgetragenen transzendentalen Analysen. Die vorliegende Untersuchung unterscheidet sich somi t von älteren Darstellungen des ontologischen Gottesbeweises dadurch, dass sie von einem systematischen Grundgedanken geleitet ist.
etaphysik darstellt. Wird der Schlussstein herausgebrochen, stürzt das Gewölbe ein. Deshalb steht Kants Kritik am ontologischen Gottesbeweis im Brennpunkt seiner Kritik an der rationalistischen Metaphysik, und deshalb bedeutet auch das erneute Aufleben des Beweises in der nachkantischen Philosophie ein Wiederaufleben rationalistischer Auffassungen, auf die der entsprechende Gottesbegriff zu relativieren ist. Ohne den metaphysischen Hintergrund stellt sich der ontologische Gottesbeweis dagegen nur als logisches Kunststück dar, dessen Analyse formal spannend sein mag, aber der ursprünglichen Bedeutung des Arguments nicht gerecht wird. Da der Verfasser diese Bedeutung in der Rolle erblickt, die der ontologische Gottesbeweis in der rationalistischen Theorie der Erfahrung spielt, konkretisiert die Untersuchung anhand eines besonders wichtigen Problems die in seinem Buch "Erfahrung und Reflexion" vorgetragenen transzendentalen Analysen. Die vorliegende Untersuchung unterscheidet sich somi t von älteren Darstellungen des ontologischen Gottesbeweises dadurch, dass sie von einem systematischen Grundgedanken geleitet ist.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Willy Hochkeppel folgt der buchstabennahen, zugleich die kritische Distanz wahrenden Darstellung der verschiedenen Funktionalisierungen des ontologischen Gottesbeweises durch die Jahrhunderte. Wenn Wolfgang Röd die "Zweckentfremdung" des Gottesbeweises bei Anselm, Descartes, Kant, Hegel u. a. rekonstruiert und schließlich zu einem Resümee kommt, das die Offenheit des Problems bis in unsere Zeit feststellt, ist Hochkeppel fasziniert angesichts des Scharfsinns der historischen Argumente. Kein Vergleich mit dem derzeitigen Glaubensboom, meint er. Röds Darstellungsweise ist für ihn "Philosophie pur".
© Perlentaucher Medien GmbH
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