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"Religion ist irrational, fortschrittsfeindlich und zerstörerisch."er der einflussreichsten Intellektuellen der Gegenwart, zeigt, warum der Glaube an Gott einer vernünftigen Betrachtung nicht standhalten kann - brillant und bei aller Schärfe humorvoll. Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins hat nach Das egoistische Gen erneut ein Buch geschrieben, das bestehende Weltbilder grundsätzlich in Frage stellt. In diesem leidenschaftlichen Plädoyer für die Vernunft zieht er gegen die Religion zu Felde: Der Glaube an eine übernatürliche Macht kann keine Grundlage für das Verständnis der Welt sein und…mehr

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Produktbeschreibung
"Religion ist irrational, fortschrittsfeindlich und zerstörerisch."er der einflussreichsten Intellektuellen der Gegenwart, zeigt, warum der Glaube an Gott einer vernünftigen Betrachtung nicht standhalten kann - brillant und bei aller Schärfe humorvoll. Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins hat nach Das egoistische Gen erneut ein Buch geschrieben, das bestehende Weltbilder grundsätzlich in Frage stellt. In diesem leidenschaftlichen Plädoyer für die Vernunft zieht er gegen die Religion zu Felde: Der Glaube an eine übernatürliche Macht kann keine Grundlage für das Verständnis der Welt sein und schon gar keine Erklärung für ihre Entstehung. Wenn wir die Kritik an den Religionen zum Tabu erklären, laufen wir Gefahr, von Fundamentalisten jedweder Couleur dominiert zu werden. Der Glaube an ein göttliches Wesen ist vielfach die Ursache von Terror und Zerstörung, wie die Weltgeschichte von der Inquisition bis zu den Anschlägen auf die Twin Towers zeigt. Ein wichtiges Buch, das zu einem brennend aktuellen Thema eindeutig und überzeugend Position bezieht. Entdecken Sie auch das Hörbuch zu diesem Titel!
Autorenporträt
Richard Dawkins, geb. 1941 in Nairobi, ist Evolutionsbiologe. Seit 1995 hat er den eigens für ihn eingerichteten Lehrstuhl für Public Understanding of Science an der Universität Oxford inne.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.09.2007

Ein Hypothesengott ist schnell erledigt
Richard Dawkins schwingt das Schwert des Naturalismus und missioniert für die atheistische Sache

Wie wir seit der Erstveröffentlichung dieses Buches im Amerikanischen wissen, hält Richard Dawkins es nicht mit der Religion. Er ist, im Gegenteil, ihr erklärter Gegner. Man begreift das auch schnell, liest man auf den ersten Seiten seines Buchs, was wir uns seiner Ansicht nach in einer Welt ohne Religion alles erspart hätten: Es gäbe dann keine Selbstmordattentäter, keinen 11. September, keinen Nahostkonflikt, keine Judenverfolgung, keine Ehrenmorde und keine amerikanischen Fernsehprediger in Glitzeranzügen.

So sieht bei Dawkins die Bilanz von Religionen aus. Die Sache stellt sich also für ihn ganz einfach dar. Und zwar in jeder Hinsicht, denn mittlerweile liege auch auf der Hand, dass diese ganze Religionssache auf einer falschen Annahme fußt. Diese Annahme lautet, dass es einen Gott gebe. Doch gibt es ja gar keinen. Alles, was für seine Existenz beigebracht werden kann, lässt sich für Dawkins leicht erledigen. Es bleibt dann aus seiner Sicht noch die Frage, warum Gesellschaften auf diese Geistesverwirrung namens Religion überhaupt verfallen oder, anders formuliert: Warum sich der "Gotteswahn" hartnäckig hält.

Aber auch dafür lässt sich eine Erklärung ohne großen Aufwand finden. Schließlich weiß Dawkins die Wissenschaft auf seiner Seite. Und das moralische Recht obendrein, gegen finstere Mächte zu Felde zu ziehen. Beides zusammen sollte für den Sieg des Lichts und der Vernunft reichen. Wenn nicht gleich, so doch am Ende eines entschiedenen Kampfs gegen den Aberglauben, der jede Religion für Dawkins im Grunde ist. Nur der Tor spricht in seinem Herzen, dass kein Gott sei. Ein wissenschaftlich aufgeklärter, der besseren Zukunft zugewandter Zeitgenosse wie Dawkins sagt es hingegen laut.

Modul für Leichtgläubigkeit

Laut und deutlich und auf ungefähr 580 Seiten. Die dahinter stehende Maxime lautet: Wer recht hat, darf sich ein wenig ausbreiten. Die Gegenseite tut es schließlich auch, die ohne Unterlass von Gott redet, den es gar nicht gibt. Das heißt, eigentlich von verschiedenen Göttern und auf recht unterschiedliche Weise. Aber um solche Kleinigkeiten wie die Unterschiede zwischen Religionen oder gar deren historische Entfaltungen ist es Dawkins nicht zu tun. Es geht für ihn um Grundlegenderes. Fallen muss, gefallen ist eigentlich schon längst, was er die "Gotteshypothese" nennt. Gemäß dieser Hypothese gibt es "eine übermenschliche, übernatürliche Intelligenz, die das Universum und alles, was darin ist, einschließlich unserer selbst, absichtlich gestaltet und erschaffen hat".

Das ist, was bei Dawkins von Religion übrig bleibt: ein Sündenregister und eine Gotteshypothese. Um die Sündenfälle aus der Welt zu bringen, geht es der Hypothese an den Kragen. Nämlich mit Hilfe der Einsicht, dass "jede kreative Intelligenz, die ausreichend komplex ist, um irgendetwas zu gestalten, ausschließlich als Endprodukt eines langen Prozesses der allmählichen Evolution entsteht". Die Bedingung der ausreichenden Komplexität soll dabei den Theologentrick aus dem Weg räumen, mit einem Schöpfergott den Anfang zu machen. Der Rest geht dann bei Dawkins wie von selbst.

Sagen wir es zurückhaltend: Es hat schon einmal interessantere Formen von Religionskritik gegeben. Aber so scheint nun einmal im Grundriss auszusehen, was ein zum atheistischen Manifest hinaufgeschraubtes naturalistisches Weltbild hergibt. Dass in diesem Weltbild kein Platz für einen übernatürlichen Akteur ist, versteht sich von selbst. Und ebenso, dass sich in ihm mit Gott nichts erklären lässt. Die Grundmaxime dieses Naturalismus ist vielmehr, alle Phänomene der belebten Natur als Spielzüge in einem universalen Wettstreit anzusehen, in dem es um Vervielfältigungsraten geht. Das gilt für die biologische Evolution im engeren Sinn wie auch für die kulturelle Evolution: für die Gene wie für die "Meme". Denn im einen wie im anderen Fall wird von Kopiermechanismen ausgegangen, die nicht ganz perfekt arbeiten, so dass Varianten entstehen, die um die für ihre Vermehrung notwendigen Ressourcen konkurrieren. Im Fall der Meme sind die Ressourcen unsere Köpfe, und ziemlich viel kann als Mem aufgefasst werden: eine Idee, ein Wort, ein Erzählmuster, ein Ritual. Ihre Vermehrung verdankt sich allen möglichen Formen der Nachahmung und Tradierung.

Es war Dawkins selbst, der die Meme vor dreißig Jahren ins Spiel brachte. In den letzten Jahren haben sie trotz ziemlich verwackelter Ontologie eine erstaunliche Karriere im Rahmen naturalistischer Erklärungsansätze für kulturelle Phänomene hinter sich gebracht. Nicht zuletzt auf dem Terrain naturalistischer Erklärungen des Phänomens Religion, wofür nun auch Dawkins sie verwendet. Im ersten Anlauf macht er es allerding noch etwas billiger. Er entscheidet sich dafür, das spekulative Reservoir neuronaler "Module", wie es die Evolutionspsychologie mittlerweile im Angebot führt, gedankenspielerisch um ein Modul für Leichtgläubigkeit zu erweitern. Die Erklärung folgt dabei dem üblichen Schema: Ursprünglich könne ein solches Modul ja die Überlebenschance durchaus erhöht haben, weil die Eltern dem Nachwuchs lebensdienliche Maximen einhämmern konnten. Bloß lässt es unter den mittlerweile geltenden Umständen seine "schädlichen" Auswirkungen gerade auch in Form der religiösen Gläubigkeit hervortreten, die für Dawkins natürlich - Stichwort "Gotteshypothese" - im Kern nichts anderes als Leichtgläubigkeit ist. Für alle Fälle wird der Erklärung vom Typus "Fehlfunktion eines Moduls", die das Gedankenspiel skizziert, dann aber noch die mit dem Memkonzept operierende Spekulation zur Seite gestellt. Danach würden gewisse religiöse Meme oder Memkombinationen ("Memplexe"), an die solche Meme andocken, für Stabilität und Verbreitung des Gottesglaubens sorgen.

Mildernde Umstände

Über solche Spekulationen und "memetische" Umformulierungen soziologisch-anthropologischer Einsichten lohnt kaum zu streiten. Dass Religionen fatale Auswirkungen haben können, um das einzusehen braucht man weder Module noch Meme. Wo sie als Erklärungen "des" Phänomens religiösen Gottesglaubens ins Feld geführt werden, ist ihr Ad-hoc-Charakter offensichtlich. Das gilt auch für Dawkins' flott hingeworfene These, nach der "gewisse Indizien dafür sprechen, dass religiöser Glaube vor stressbedingten Krankheiten schützt". Zwar seien die Belege dafür "nicht besonders stichhaltig, aber es wäre nicht verwunderlich, wenn sie stimmten". Wirklich verwunderlich wäre, wenn wir herausfinden würden, was eigentlich hier als Beleg oder Widerlegung gelten soll.

Mildernde Umstände lassen sich ins Feld führen. Man muss den Blick nur über einige seiner erklärten Gegner schweifen lassen, etwa über jene Evangelikalen, die sich darauf versteifen, mit der Bibel gegen Darwin und die Folgen vorzugehen. Wo immer im Zeichen religiös verstandener Prinzipientreue ein Gott statuiert wird, der in den Augen seiner Anhänger mit der nackten "Gotteshypothese" à la Dawkins nicht strikt unterboten wird, kann jener zumindest beanspruchen, einen heiklen Punkt zu treffen. In seinen eigenen Augen ist das natürlich der Ausdruck seines Engagements im Kampf gegen religiösen Fundamentalismus. Aber selbst, wenn das zugestanden ist: Warum sollte man die Strategie besonders erfolgversprechend finden, Fundamentalisten mit Gewaltneigung durch atheistische Parolenklopferei zum Einlenken zu bewegen?

Dawkins selbst empfindet den Einwand als zynisch, der zu bedenken gibt, dass niemand so viel wie er für den fundamentalistisch antiwissenschaftlichen Flügel der Kreationisten getan hat. Das könne nichts daran ändern, dass er nun einmal recht habe. Und in einer merkwürdigen Mischung aus etwas pennälerhaft anmutender Rechthaberei und erzengelgleichem Furor schwingt er das Schwert des Naturalismus. Er wird davon nicht mehr lassen. Er fühlt sich als Zeuge der Wahrheit und kennt seine Gegner.

HELMUT MAYER

Richard Dawkins: "Der Gotteswahn". Aus dem Englischen von Sebastian Vogel. Ullstein Verlag, Berlin 2007. 575 S., geb., 22,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Uwe Justus Wenzel hat sich mit wachsender Ungeduld durch die "geschwätzigen" 550 Seiten von Richard Dawkins' "Der Gotteswahn" geackert. In einer vergleichenden Besprechung von Dawkins Polemik, Christopher Hitchens' "Der Herr ist kein Hirte" und Sam Harris' "Das Ende des Glaubens" kommt letzterer noch am besten weg, und zwar weil er der Menschheit wenigstens das Bedürfnis nach spirituellen Erfahrungen zugesteht. Dawkins hingegen unterschlage nicht nur dies, sondern vor allem die Tatsache, dass die Religion mit der Theologie ja schon längst eine wissenschaftliche Bearbeitung und hermeneutische Deutung erfährt. Damit läuft für Wenzel ein Großteil dieser "rabiaten" Kritik ins Leere. Allerdings sieht er die Schuld für die derzeitige Schwemme an grob gestrickten antireligiösen Polemiken nicht nur bei deren Urhebern. Wenzel bittet deshalb alle Gläubigen, etwas gelassener mit Kritik umzugehen. Dann könnte diese wiederum gelassener und "intelligenter" daherkommen als es im Augenblick mehrheitlich der Fall ist.

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