Produktdetails
- Verlag: Stutz, Passau
- Seitenzahl: 279
- Erscheinungstermin: Mai 2007
- Deutsch
- Abmessung: 210mm
- Gewicht: 464g
- ISBN-13: 9783888490729
- ISBN-10: 3888490723
- Artikelnr.: 22513711
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.06.2008Die womöglich nicht ganz gezügelte Lust der Zeugung
Ein früher Klassiker Spaniens: Juan Manuel hat in seiner neu zu entdeckenden Sammlung von Beispielgeschichten für alle Fragen die passende moralische Geschichte parat.
Ein Klassiker der frühen spanischen Literatur: Juan Manuel, der 1348 starb, ist der erste spanische Autor, der Kunstprosa schrieb. Vorher gab es Versdichtungen - Heldenlieder, Lyrik, vor allem die herrlichen balladenhaften "Romanzen". Und er schrieb nicht wenig, dieser Autor; ein Drittel seiner Werke ging verloren, wie es scheint. Sein bekanntestes und vielleicht auch schönstes überliefertes Buch ist "Der Graf Lucanor".
Don Juan war nicht irgendjemand. Er war er ein äußerst hoher Herr: ein Enkel König Ferdinands III. von Kastilien (später "der Heilige"), und sein Vater, der früh starb, war der Bruder von König Alfons X. mit dem Zunamen "der Weise" (was übrigens besser mit "der Gelehrte" übersetzt würde). Juan Manuel weiß um seinen Rang: Vom König und dessen Erbsohn abgesehen, stünden alle, so sagt er unmissverständlich, "unter ihm". Mit wichtigen politischen und militärischen Aufgaben in Murcia war er betraut, im Übrigen ausgesprochen kriegerisch.
Vor allem mit Kastilien stritt er gerne, verstand sich hingegen zeitweilig sehr gut mit den von ihm sicher auch bewunderten Herrschern von Granada: das letzte muslimische Überbleibsel auf der Halbinsel nach dem Sieg der christlichen Heere von 1212. Vielleicht sprach Don Juan sogar Arabisch. Es war die heute oft idealisierte Zeit der angeblich völligen Toleranz - Stichwort "Übersetzerschule von Toledo" -, in der drei Religionen friedlich und fruchtbar nebeneinander existierten und zahlreiche jüdische Gelehrte zwischen Christen und Muslimen vermittelten. Ganz ohne Zweifel gab es, eindrucksvoll genug, in diese Richtung Weisendes: Gerade unser Buch beweist es. Aber spannungsfrei war es keineswegs.
Dies also der Kontext, in dem Juan Manuel schrieb. Und bei all seinen Aktivitäten ist es bewundernswert, dass er überhaupt Zeit fand für eine so reichhaltige und dazu noch so schöne, klare Prosa. Übrigens ist er auch der erste Autor der spanischen Literatur, von dem so etwas wie ein Porträt existiert, und er ist auch der Erste, der sich, beinahe schon von modernem Autoren-Narzissmus erfüllt, seines sprachlich-stilistischen Talents rühmte. In seinen letzten Jahren zog er sich zurück und widmete sich der Aufgabe, von seinen Werken korrekte Abschriften erstellen zu lassen, die er dann dem von ihm gestifteten Dominikanerkloster von Peñafiel anvertraute. Aber gerade diese von ihm sorgfältig überprüften Abschriften gingen verloren. Wichtiger jedoch, dass sich hier tatsächlich bewusste und explizierte literarische Sorgfalt zeigte: "Ich schrieb", sagt er, "dieses Buch mit den passendsten Wörtern, die ich finden konnte."
Der Inhalt des "Grafen Lucanor" ist, nimmt man es pauschal, rasch wiedergegeben. Der junge Graf Lucanor, "ein großer Herr", wie der Autor betont, stellt seinem Ratgeber Patronio Fragen, die sich jeweils auf ein bestimmtes Problem praktischer Art beziehen. Patronio antwortet nicht diskursiv, sondern jeweils mit einer Beispiel-Geschichte, die implizit die Antwort enthält. Daraus zieht Don Juan Manuel in jeweils zwei oder drei Versen eine "Moral" (die den am wenigsten überzeugenden Teil des Buches ausmachen). So kommen fünfzig "Novellen" zusammen, die den ersten Teil des Werks ausmachen. Nur diesen hat Eichendorff übersetzt und hat ihn wahrlich gut übersetzt. Es geht ja da nicht einfach um Spanisch, sondern um Altspanisch. Man kann Eichendorff nur bewundern. Ein Übersetzer muss neben der fremden auch und besonders seine eigene Sprache beherrschen. Und was Thomas Mann von der Cervantes-Übersetzung Ludwig Tiecks sagt, gilt auch hier: "dies heiter und gebildete Deutsch der klassisch-romantischen Zeit".
Die Teile zwei, drei und vier (sie sind alle weitaus kürzer als der erste) enthalten Sentenzen des Patronius, und der fünfte bringt auf zwanzig Seiten eine in ihrer Geschlossenheit eindrucksvolle Darstellung des christlichen Weltbilds: ein Kompendium des Mittelalters und seines Standesdenkens. Auch Skurrilitäten finden sich indes, wenn zum Beispiel die Notwendigkeit der Taufe damit begründet wird, dass, auch wenn die Ehe ordnungsgemäß "nach Gottes Willen vollzogen" wurde, "die Zeugung jedoch nicht ohne irgendeine Art von Lust vonstatten geht, die womöglich nicht so gezügelt ist, wie sie sein sollte, so dass alle, die aus der Begattung zwischen Mann und Frau geboren werden, ohne Ausnahme in der Sünde dieser Lust zur Welt kommen". Hier hilft die "Gnade der Taufe" ab. Aber Juan Manuel hat dies gewiss nicht erfunden. Möglicherweise hat er es beim heiligen Thomas gefunden. Vorzüglich, schlagend und viel Menschenkenntnis zeigend sind schließlich die Sentenzen.
Nun ist in diesem Buch - und gerade darin liegt das Besondere - sehr vieles zusammengeflossen. Da ist nicht nur der Ritter Juan Manuel. Da ist Spanisch Volkstümliches, vor allem aber Griechisch-Lateinisches, dann aber auch vieles aus weiter Ferne, aus orientalischen Quellen, die Don Juan über die Muslime schriftlich oder mündlich erreichten, denn diese herrschten - das muss man sich klarmachen - vom Indus, über Persien und ganz Nordafrika, bis nach Spanien hinein. Neugierig nahmen diese alles auf, was ihnen entgegentrat, und blieben doch sie selbst: gar keine Angst offenbar vor Überfremdung. So zeigt dieses Buch einmal mehr, dass Spanien sehr lange Zeit eine Brücke zwischen den - wie schon Goethe meinte: untrennbaren - Kulturen des Orients und des Okzidents darstellte. Bei Juan Manuel stehen in der Tat der Grieche Äsop, 550 vor Christus, und das indische "Kalila und Dimna", 300 nach Christus, untrennbar nebeneinander. Und immer wieder begegnet man Bekannten, wie zum Beispiel dem Raben mit dem Käse und dem Fuchs, aus denen dreihundert Jahre später Jean de La Fontaine das doch wohl bekannteste Gedicht der französischen Literatur gemacht hat: "Jeder Schmeichler lebt auf Kosten dessen, der ihm zuhört. Einen Käse ist diese Lektion doch wohl wert."
Die Teile zwei bis fünf, die Eichendorff nicht kannte, hat Manfred Hinz - ebenfalls vorzüglich und naturgemäß etwas philologischer - übersetzt. Er hat aufgrund neuerer Forschungsergebnisse auch in die Übersetzung Eichendorffs eine einleuchtendere Reihenfolge der "Novellen" gebracht und gelegentlich korrigierend eingegriffen. Eichendorff übersetzte nach einer unzulänglichen und unvollständigen Ausgabe von 1839, übrigens von einem deutschen Hispanisten, Adalbert Keller, in Stuttgart herausgegeben. Hinz hat zu dem Buch ein solides und sehr zugängliches Nachwort beigesteuert. Nicht vergessen seien die schönen Stiche von Theodor Hosemann, die die zweite Ausgabe von Eichendorffs Übersetzung illustrierten; Hosemann war der Lehrer von Heinrich Zille.
Es entstand so ein sehr schönes, belehrendes, durchaus aber auch unterhaltendes Buch. Die Novellen erfüllen die Gattungsmerkmale noch kaum: "Protonovellen" nennt Hinz sie daher, der Autor selbst spricht (richtig) auch von Exempla. Immerhin wurde Juan Manuels Sammlung dreizehn Jahre vor Boccaccios "Decamerone" geschrieben. Von der Modernität dieses Werks trennen sie allerdings Welten, selbst wenn man davon absieht, dass die Erotik bei Juan Manuel nahezu keine Rolle spielt. Auch kommen seine Sentenzen doch nur in die Nähe Machiavellis: "Klug handelt, wer denjenigen, den er sich nicht zum Freund machen kann, wenigstens nicht zum Feind macht." Und ein richtiger Aufklärer ist der letztlich doch sehr christliche Juan Manuel schließlich auch nicht. Doch was erwartet man von einem Mann, der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts schrieb? Im dunklen Mittelalter (das es ohnehin nicht gab) befinden wir uns hier jedenfalls nicht, sondern haben einen jener in Richtung Moderne stürmenden Traditionalisten vor uns.
HANS-MARTIN GAUGER
Juan Manuel: "Der Graf Lucanor". Fünfzig
altspanische Novellen. Aus dem Altspanischen übersetzt von Joseph von Eichendorff und
Manfred Hinz. Mit den Stichen von Theodor
Hosemann. Herausgegeben und mit einem
Nachwort versehen von Manfred Hinz. Verlag
Karl Stutz, Passau 2007. 279 S., geb., 19,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein früher Klassiker Spaniens: Juan Manuel hat in seiner neu zu entdeckenden Sammlung von Beispielgeschichten für alle Fragen die passende moralische Geschichte parat.
Ein Klassiker der frühen spanischen Literatur: Juan Manuel, der 1348 starb, ist der erste spanische Autor, der Kunstprosa schrieb. Vorher gab es Versdichtungen - Heldenlieder, Lyrik, vor allem die herrlichen balladenhaften "Romanzen". Und er schrieb nicht wenig, dieser Autor; ein Drittel seiner Werke ging verloren, wie es scheint. Sein bekanntestes und vielleicht auch schönstes überliefertes Buch ist "Der Graf Lucanor".
Don Juan war nicht irgendjemand. Er war er ein äußerst hoher Herr: ein Enkel König Ferdinands III. von Kastilien (später "der Heilige"), und sein Vater, der früh starb, war der Bruder von König Alfons X. mit dem Zunamen "der Weise" (was übrigens besser mit "der Gelehrte" übersetzt würde). Juan Manuel weiß um seinen Rang: Vom König und dessen Erbsohn abgesehen, stünden alle, so sagt er unmissverständlich, "unter ihm". Mit wichtigen politischen und militärischen Aufgaben in Murcia war er betraut, im Übrigen ausgesprochen kriegerisch.
Vor allem mit Kastilien stritt er gerne, verstand sich hingegen zeitweilig sehr gut mit den von ihm sicher auch bewunderten Herrschern von Granada: das letzte muslimische Überbleibsel auf der Halbinsel nach dem Sieg der christlichen Heere von 1212. Vielleicht sprach Don Juan sogar Arabisch. Es war die heute oft idealisierte Zeit der angeblich völligen Toleranz - Stichwort "Übersetzerschule von Toledo" -, in der drei Religionen friedlich und fruchtbar nebeneinander existierten und zahlreiche jüdische Gelehrte zwischen Christen und Muslimen vermittelten. Ganz ohne Zweifel gab es, eindrucksvoll genug, in diese Richtung Weisendes: Gerade unser Buch beweist es. Aber spannungsfrei war es keineswegs.
Dies also der Kontext, in dem Juan Manuel schrieb. Und bei all seinen Aktivitäten ist es bewundernswert, dass er überhaupt Zeit fand für eine so reichhaltige und dazu noch so schöne, klare Prosa. Übrigens ist er auch der erste Autor der spanischen Literatur, von dem so etwas wie ein Porträt existiert, und er ist auch der Erste, der sich, beinahe schon von modernem Autoren-Narzissmus erfüllt, seines sprachlich-stilistischen Talents rühmte. In seinen letzten Jahren zog er sich zurück und widmete sich der Aufgabe, von seinen Werken korrekte Abschriften erstellen zu lassen, die er dann dem von ihm gestifteten Dominikanerkloster von Peñafiel anvertraute. Aber gerade diese von ihm sorgfältig überprüften Abschriften gingen verloren. Wichtiger jedoch, dass sich hier tatsächlich bewusste und explizierte literarische Sorgfalt zeigte: "Ich schrieb", sagt er, "dieses Buch mit den passendsten Wörtern, die ich finden konnte."
Der Inhalt des "Grafen Lucanor" ist, nimmt man es pauschal, rasch wiedergegeben. Der junge Graf Lucanor, "ein großer Herr", wie der Autor betont, stellt seinem Ratgeber Patronio Fragen, die sich jeweils auf ein bestimmtes Problem praktischer Art beziehen. Patronio antwortet nicht diskursiv, sondern jeweils mit einer Beispiel-Geschichte, die implizit die Antwort enthält. Daraus zieht Don Juan Manuel in jeweils zwei oder drei Versen eine "Moral" (die den am wenigsten überzeugenden Teil des Buches ausmachen). So kommen fünfzig "Novellen" zusammen, die den ersten Teil des Werks ausmachen. Nur diesen hat Eichendorff übersetzt und hat ihn wahrlich gut übersetzt. Es geht ja da nicht einfach um Spanisch, sondern um Altspanisch. Man kann Eichendorff nur bewundern. Ein Übersetzer muss neben der fremden auch und besonders seine eigene Sprache beherrschen. Und was Thomas Mann von der Cervantes-Übersetzung Ludwig Tiecks sagt, gilt auch hier: "dies heiter und gebildete Deutsch der klassisch-romantischen Zeit".
Die Teile zwei, drei und vier (sie sind alle weitaus kürzer als der erste) enthalten Sentenzen des Patronius, und der fünfte bringt auf zwanzig Seiten eine in ihrer Geschlossenheit eindrucksvolle Darstellung des christlichen Weltbilds: ein Kompendium des Mittelalters und seines Standesdenkens. Auch Skurrilitäten finden sich indes, wenn zum Beispiel die Notwendigkeit der Taufe damit begründet wird, dass, auch wenn die Ehe ordnungsgemäß "nach Gottes Willen vollzogen" wurde, "die Zeugung jedoch nicht ohne irgendeine Art von Lust vonstatten geht, die womöglich nicht so gezügelt ist, wie sie sein sollte, so dass alle, die aus der Begattung zwischen Mann und Frau geboren werden, ohne Ausnahme in der Sünde dieser Lust zur Welt kommen". Hier hilft die "Gnade der Taufe" ab. Aber Juan Manuel hat dies gewiss nicht erfunden. Möglicherweise hat er es beim heiligen Thomas gefunden. Vorzüglich, schlagend und viel Menschenkenntnis zeigend sind schließlich die Sentenzen.
Nun ist in diesem Buch - und gerade darin liegt das Besondere - sehr vieles zusammengeflossen. Da ist nicht nur der Ritter Juan Manuel. Da ist Spanisch Volkstümliches, vor allem aber Griechisch-Lateinisches, dann aber auch vieles aus weiter Ferne, aus orientalischen Quellen, die Don Juan über die Muslime schriftlich oder mündlich erreichten, denn diese herrschten - das muss man sich klarmachen - vom Indus, über Persien und ganz Nordafrika, bis nach Spanien hinein. Neugierig nahmen diese alles auf, was ihnen entgegentrat, und blieben doch sie selbst: gar keine Angst offenbar vor Überfremdung. So zeigt dieses Buch einmal mehr, dass Spanien sehr lange Zeit eine Brücke zwischen den - wie schon Goethe meinte: untrennbaren - Kulturen des Orients und des Okzidents darstellte. Bei Juan Manuel stehen in der Tat der Grieche Äsop, 550 vor Christus, und das indische "Kalila und Dimna", 300 nach Christus, untrennbar nebeneinander. Und immer wieder begegnet man Bekannten, wie zum Beispiel dem Raben mit dem Käse und dem Fuchs, aus denen dreihundert Jahre später Jean de La Fontaine das doch wohl bekannteste Gedicht der französischen Literatur gemacht hat: "Jeder Schmeichler lebt auf Kosten dessen, der ihm zuhört. Einen Käse ist diese Lektion doch wohl wert."
Die Teile zwei bis fünf, die Eichendorff nicht kannte, hat Manfred Hinz - ebenfalls vorzüglich und naturgemäß etwas philologischer - übersetzt. Er hat aufgrund neuerer Forschungsergebnisse auch in die Übersetzung Eichendorffs eine einleuchtendere Reihenfolge der "Novellen" gebracht und gelegentlich korrigierend eingegriffen. Eichendorff übersetzte nach einer unzulänglichen und unvollständigen Ausgabe von 1839, übrigens von einem deutschen Hispanisten, Adalbert Keller, in Stuttgart herausgegeben. Hinz hat zu dem Buch ein solides und sehr zugängliches Nachwort beigesteuert. Nicht vergessen seien die schönen Stiche von Theodor Hosemann, die die zweite Ausgabe von Eichendorffs Übersetzung illustrierten; Hosemann war der Lehrer von Heinrich Zille.
Es entstand so ein sehr schönes, belehrendes, durchaus aber auch unterhaltendes Buch. Die Novellen erfüllen die Gattungsmerkmale noch kaum: "Protonovellen" nennt Hinz sie daher, der Autor selbst spricht (richtig) auch von Exempla. Immerhin wurde Juan Manuels Sammlung dreizehn Jahre vor Boccaccios "Decamerone" geschrieben. Von der Modernität dieses Werks trennen sie allerdings Welten, selbst wenn man davon absieht, dass die Erotik bei Juan Manuel nahezu keine Rolle spielt. Auch kommen seine Sentenzen doch nur in die Nähe Machiavellis: "Klug handelt, wer denjenigen, den er sich nicht zum Freund machen kann, wenigstens nicht zum Feind macht." Und ein richtiger Aufklärer ist der letztlich doch sehr christliche Juan Manuel schließlich auch nicht. Doch was erwartet man von einem Mann, der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts schrieb? Im dunklen Mittelalter (das es ohnehin nicht gab) befinden wir uns hier jedenfalls nicht, sondern haben einen jener in Richtung Moderne stürmenden Traditionalisten vor uns.
HANS-MARTIN GAUGER
Juan Manuel: "Der Graf Lucanor". Fünfzig
altspanische Novellen. Aus dem Altspanischen übersetzt von Joseph von Eichendorff und
Manfred Hinz. Mit den Stichen von Theodor
Hosemann. Herausgegeben und mit einem
Nachwort versehen von Manfred Hinz. Verlag
Karl Stutz, Passau 2007. 279 S., geb., 19,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Hans-Martin Gauger arbeitet die moderne Stoßrichtung des "Traditionalisten" Juan Manuel gut heraus. Kein Machiavelli, kein Boccaccio, meint er, doch immerhin der erste spanische Autor, der "schöne, klare" Kunstprosa schrieb, wie im "Graf Lucanor" zu bewundern. Die 50 Novellen findet Gauger von Eichendorff bewundernswert übersetzt. Philologischer, doch auch "vorzüglich" erscheint Gauger die Arbeit von Manfred Hinz, der die weiteren den Band ausmachenden Teile, die Sentenzen des Patronius sowie eine Darstellung des christlichen Weltbilds übersetzt und ein "zugängliches" Nachwort verfasst hat. Gauger stößt hier auf Skurriles aus orientalischen Quellen, auf spanisches Volkstum und Lehrreiches aus dem Griechisch-Lateinischen. Menschenkenntnis attestiert er dem Autor und auch die Fähigkeit, gut zu unterhalten - schon im Mittelalter.
© Perlentaucher Medien GmbH
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