Mit dem Vertrag von Versailles 1918 war das Gemetzel nicht zu Ende...
Der Zerfall des Osmanischen Reiches in Folge des Ersten Weltkrieges war der Beginn eines Krieges, der Deportationen, ähnliche Massaker an der Zivilbevölkerung wie beim von Türken begangenen Völkermord an den Armeniern anno
1915/1916 als 'Begleiterscheinung' hatte.
Im Hintergrund zogen die west-europäischen Grossmächte…mehrMit dem Vertrag von Versailles 1918 war das Gemetzel nicht zu Ende...
Der Zerfall des Osmanischen Reiches in Folge des Ersten Weltkrieges war der Beginn eines Krieges, der Deportationen, ähnliche Massaker an der Zivilbevölkerung wie beim von Türken begangenen Völkermord an den Armeniern anno 1915/1916 als 'Begleiterscheinung' hatte.
Im Hintergrund zogen die west-europäischen Grossmächte Gross-Britannien und Frankreich oder die, die sich dafür wie Italien mittels offiziellen Verträgen und geheimen Absprachen die. Russland spielte mit seinem Bestreben, die Herrschaft über die Dardanellen mit ihrer Verbindung zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer zu erlangen und der damit laufenden militärischen und waffentechnischen Unterstützung diverser Staaten eine wichtige Rolle. Die Türken träumten von einem Wiedererstarken des Osmanischen Reiches. Die Griechen, in ihren Absichten teilweise von England unterstützt, wollten ihre "Megali idea" umsetzen. Bei der Teile Kleinasiens, in denen auch Griechen lebten, und auch die teilweise griechisch bewohnten europäischen Restgebiete der Türkei inklusive der Hauptstadt Istanbul mit militärischen Mitteln für Griechenland zurück erobert werden sollten.
Kurzum: dieser Krieg in den Jahren 1919 bis 1922 mit hunderttausenden zumeist ziviler Opfer legte einen der Grundsteine der Konflikte in der Region. Indirekt waren die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden NATO-Partner Griechenland und Türkei in den 1960er/1970er Jahren auf Zypern eine Folge des griechisch-türkischen Krieges 40 Jahre zuvor. Dass die Griechen und die Türken auch heute noch keine vergleichbare Freund- oder Partnerschaft wie die ehemaligen Erzfeinde Frankreich und Deutschland pflegen, wird jeder Urlauber, der sich mit einem jeweils dort ansässigen Bewohner in der Richtung unterhält, bestätigen können.
Das Buch ist akribisch exakt. Teilweise so exakt, dass ordentliche Englischkenntnisse von Nöten sind: viele Zitate werden im englischsprachigen Originaltext wiedergegeben. Das umfangreiche Literaturverzeichnis erlaubt es, alle Feststellungen von Heinz A. Richter, dem deutschen Historiker auf dem Spezialgebiet Griechenland und Zypern, zu überprüfen.
Zahlreiche Schwarz/Weiss-Fotos der damals führenden Politikern und Militärs aus allen Lagern, Aufnahmen vom Kriegsgeschehen, von den Flüchtlingstrecks beider Kriegsparteien, Karten mit den Frontverläufen und militärischen Vorstössen etc. versetzen den Leser in die Lage, dieses Chaos geografisch und von den Ereignissen her halbwegs zu verstehen.
Mittels dem beigelegten Nachdruck von Flemmings Generalkarte circa aus dem Jahr 1926 lassen sich die geografischen Angaben noch besser nachvollziehen.
Das Werk ist alles andere als Trivial-Literatur. Es bedarf schon gesteigertes Interesse an der europäischen Geschichte und den Entwicklungen im so genannten 'Nahen Osten'. Wer aber die Gründe, die Ursachen für die aktuellen Zustände in der Region verstehen will, muss sich über die Zeit vor rund einhundert Jahren informieren.