Mit der Ankunft des neuen Schülers Augustine Meaulnes bricht in einem nordfranzösischen Internat eine neue Ära an: Der selbstbewusste Junge weiß, was er will und wird bewundert. Aber bald verstrickt er sich scheinbar rettungslos in ein Wechselspiel aus Liebe, Treue und Verrat.
Eines der bedeutendsten Bücher des 20. Jahrhunderts: In seinem einzigen abgeschlossenen Roman verwebt Henri Alain-Fournier verwegen Traum, Phantasie und Wirklichkeit. Das Werk um die Vertreibung aus dem Paradies der kindlichen Erlebniskraft in die Realität des Erwachsenenlebens ist Weltliteratur - eindrucksvoll, einfühlsam, mitreißend.
Mit einem Nachwort von Vincenzo Orlando und einer Nachbemerkung von Cornelia Hasting.
Eines der bedeutendsten Bücher des 20. Jahrhunderts: In seinem einzigen abgeschlossenen Roman verwebt Henri Alain-Fournier verwegen Traum, Phantasie und Wirklichkeit. Das Werk um die Vertreibung aus dem Paradies der kindlichen Erlebniskraft in die Realität des Erwachsenenlebens ist Weltliteratur - eindrucksvoll, einfühlsam, mitreißend.
Mit einem Nachwort von Vincenzo Orlando und einer Nachbemerkung von Cornelia Hasting.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2013Verirrte Jungs im Wald
Henri Alain-Fournier macht Eltern in seinem Roman "Der große Meaulnes" unsichtbar
Henri Alain-Fourniers 1913 erschienener Roman "Der große Meaulnes" ist eine der wenigen französischen Geschichten, in denen sich der Protagonist im Wald verirrt, wieder herausfindet und nicht mehr weiß, wo er im Wald sein Glück gefunden hatte. In Frankreich verirrt man sich nämlich nicht im Wald, und wenn doch, holen einen René Descartes oder Mama und Papa wieder raus. Nicht jedoch die 17-jährigen Jungen Augustin Meaulnes und François Seurel. "Er kam an einem Sonntag im November 189. . . in unser Haus", heißt es im ersten Satz über Augustin. Der Schüler ist neu in der nordfranzösischen Kleinstadt, er wohnt bei François' Eltern. Was folgt, ist einerseits französisch bis auf die Knochen: Herbstlicht und eine Liebesgeschichte ohne Logik. Andererseits ist der Stoff aber so amerikanisch wie Walt Whitman: Die Eltern sind da, spielen aber keine Rolle. Junge Leute suchen sich einen Weg, von dem sie nichts wissen und den sie nicht erinnern, nachdem sie ihn beschritten haben. Dazu sind die Personen im Roman unfertig geschnitten: subjektlose Individuen im Herbstwind. Was bestimmt einer der Gründe ist, dass Alain-Fourniers einziger Roman bis heute Leser findet, ohne sie zu suchen. Er selbst starb 1914, ganz zu Beginn des Ersten Weltkriegs, bei Verdun.
Cord Riechelmann
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Henri Alain-Fournier macht Eltern in seinem Roman "Der große Meaulnes" unsichtbar
Henri Alain-Fourniers 1913 erschienener Roman "Der große Meaulnes" ist eine der wenigen französischen Geschichten, in denen sich der Protagonist im Wald verirrt, wieder herausfindet und nicht mehr weiß, wo er im Wald sein Glück gefunden hatte. In Frankreich verirrt man sich nämlich nicht im Wald, und wenn doch, holen einen René Descartes oder Mama und Papa wieder raus. Nicht jedoch die 17-jährigen Jungen Augustin Meaulnes und François Seurel. "Er kam an einem Sonntag im November 189. . . in unser Haus", heißt es im ersten Satz über Augustin. Der Schüler ist neu in der nordfranzösischen Kleinstadt, er wohnt bei François' Eltern. Was folgt, ist einerseits französisch bis auf die Knochen: Herbstlicht und eine Liebesgeschichte ohne Logik. Andererseits ist der Stoff aber so amerikanisch wie Walt Whitman: Die Eltern sind da, spielen aber keine Rolle. Junge Leute suchen sich einen Weg, von dem sie nichts wissen und den sie nicht erinnern, nachdem sie ihn beschritten haben. Dazu sind die Personen im Roman unfertig geschnitten: subjektlose Individuen im Herbstwind. Was bestimmt einer der Gründe ist, dass Alain-Fourniers einziger Roman bis heute Leser findet, ohne sie zu suchen. Er selbst starb 1914, ganz zu Beginn des Ersten Weltkriegs, bei Verdun.
Cord Riechelmann
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.06.2013NEUE TASCHENBÜCHER
Die Innenseite
der Abenteuer
Wenn einer fünfzehn ist, dann
gehört für ihn ein Siebzehnjähriger zu den Großen. „Der große Meaulnes“ wird von François Seurel erzählt, dem Lehrersohn, der am Ende selbst ein junger Lehrer sein wird. Augustin Meaulnes, der hochgewachsene Siebzehnjährige, der als Pensionsschüler in das Landinternat in Sainte-Agathe in der nordfranzösischen Provinz kommt, wird nicht bleiben. An ihn heftet sich von Beginn an das Zauberwort „Abenteuer“. Sie geschehen in diesem Roman, der vor hundert Jahren erstmals erschien, zwischen den Heranwachsenden, den großen Kindern. Sie haben keine überstrengen Eltern, keine grausamen Lehrer, gegen die sie anrennen müssten. Es reicht ihnen – und dem Roman – als Stoff der Abenteuer aus, dass sie älter werden, die Liebe kennenlernen, den Streit innerhalb der Klasse, den Verrat und die Verzweiflung. Und die Verwandlung der Gegenwart in Erinnerung. Als Henri Alain-Fournier, der 1886 bei Bourges geboren wurde, Anfang 1913 diesen Roman – seinen ersten und letzten – beendete, war er
26 Jahre alt. Im September 1914 fiel er bei Saint-Rémy. „Der große Meaulnes“ bleibt für jede Generation jung.
LOTHAR MÜLLER
Henri Alain-Fournier:
Der große Meaulnes. Aus dem Französischen von Cornelia Hasting und Otfried Schulze. dtv, München 2013. 256 Seiten, 14,90 Euro.
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Die Innenseite
der Abenteuer
Wenn einer fünfzehn ist, dann
gehört für ihn ein Siebzehnjähriger zu den Großen. „Der große Meaulnes“ wird von François Seurel erzählt, dem Lehrersohn, der am Ende selbst ein junger Lehrer sein wird. Augustin Meaulnes, der hochgewachsene Siebzehnjährige, der als Pensionsschüler in das Landinternat in Sainte-Agathe in der nordfranzösischen Provinz kommt, wird nicht bleiben. An ihn heftet sich von Beginn an das Zauberwort „Abenteuer“. Sie geschehen in diesem Roman, der vor hundert Jahren erstmals erschien, zwischen den Heranwachsenden, den großen Kindern. Sie haben keine überstrengen Eltern, keine grausamen Lehrer, gegen die sie anrennen müssten. Es reicht ihnen – und dem Roman – als Stoff der Abenteuer aus, dass sie älter werden, die Liebe kennenlernen, den Streit innerhalb der Klasse, den Verrat und die Verzweiflung. Und die Verwandlung der Gegenwart in Erinnerung. Als Henri Alain-Fournier, der 1886 bei Bourges geboren wurde, Anfang 1913 diesen Roman – seinen ersten und letzten – beendete, war er
26 Jahre alt. Im September 1914 fiel er bei Saint-Rémy. „Der große Meaulnes“ bleibt für jede Generation jung.
LOTHAR MÜLLER
Henri Alain-Fournier:
Der große Meaulnes. Aus dem Französischen von Cornelia Hasting und Otfried Schulze. dtv, München 2013. 256 Seiten, 14,90 Euro.
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Henri Alain-Fournier hat mit Auguste Meaulnes eine unvergessliche Figur geschaffen. Behrang Samsami HR 2 20131208