Stefan Wolle gelingt es auf einzigartige Weise, Alltagsgeschichte und Herrschaftsgeschichte miteinander zu verweben, ohne dabei die DDR zu verklären oder zu dämonisieren. Aus einer reichen Fülle von Quellen, die von Literatur, DEFA-Filmen und Schlagertexten über Stasi-Akten bis zu Zeitzeugenerinnerungen reichen, lässt er die ganze Vielfalt und Widersprüchlichkeit der ostdeutschen Gesellschaft differenziert sichtbar werden. Nach seinem Erfolgstitel 'Die heile Welt der Diktatur' über die Ära Honecker (1998) folgte 2011 'Aufbruch nach Utopia' über die 1960er Jahre, und nun wird mit dem Band 'Der…mehr
Stefan Wolle gelingt es auf einzigartige Weise, Alltagsgeschichte und Herrschaftsgeschichte miteinander zu verweben, ohne dabei die DDR zu verklären oder zu dämonisieren. Aus einer reichen Fülle von Quellen, die von Literatur, DEFA-Filmen und Schlagertexten über Stasi-Akten bis zu Zeitzeugenerinnerungen reichen, lässt er die ganze Vielfalt und Widersprüchlichkeit der ostdeutschen Gesellschaft differenziert sichtbar werden. Nach seinem Erfolgstitel 'Die heile Welt der Diktatur' über die Ära Honecker (1998) folgte 2011 'Aufbruch nach Utopia' über die 1960er Jahre, und nun wird mit dem Band 'Der große Plan' über die Aufbauzeit in den fünfziger Jahren die Gesamtschau vollendet.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Jahrgang 1950, Studium der Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin, 1972 Relegation aus politischen Gründen, Arbeit in einem Produktionsbetrieb, 1976-89 Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1984 Promotion, 1990 Mitarbeiter des Komitees für die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit, 1991-96 Assistent an der Humboldt-Universität, 1996-98 Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 1998-2000 Referent bei der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, danach freier Autor; zeitweilige Mitarbeit im Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin, seit 2005 wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums Berlin.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Am Ende der Lektüre ist Martin Sabrow so klug als wie zuvor. Dabei nimmt er Stefan Wolles episodische, witzig und locker geschriebene Geschichte der frühen DDR zunächst einmal mit Lust in die Hand, genießt den facettenreichen, farbigen, pointierten Blick auf Alltag und Herrschaft im künstlichen Staat. Des Autors Kernfrage allerdings nach dem Verhältnis von Anspruch und Wahrheit im Bauernstaat, erörtert anhand von literarischen Zeugnissen, Tagebüchern, Sitzungsprotokollen, führt Sabrow nicht zu einer befriedigenden Analyse, geschweige Antwort. Wie genau die DDR sich trotz all ihrer Widersprüche so lange behaupten konnte, kann ihm Wolle nicht erklären.
Stefan Wolle versucht die DDR nicht vom Ende her zu verstehen, sondern befragt immer wieder die Zeitdokumente. Diese klingen bei ihm nicht nach staubigem Archiv, sondern nach Alltag, Erleben. Auch wenn Wolle zuerst verstehen will, so sind seine Urteile doch präzise und ohne Sentimentalitäten. (...) Der Autor arbeitet sich parallel chronologisch wie thematisch durch sein Projekt. Dabei ist er lieber im Detail präzise als im Ganzen umfassend. Dies trägt erheblich zum Lesegenuss bei. Ebenso Wolles Gabe, sich sicher in seiner metaphernfreudigen Sprache zu bewegen. Henry Bernhard, Deutschlandfunk Stefan Wolle schreibt unakademisch und seine Bücher sind gespickt mit kleineren Geschichten, die jeweils symptomatisch sind für ihre Zeit. Das heißt, Wolle verbindet Alltagsgeschichte, Kulturgeschichte, Sozialgeschichte und politische Geschichte auf originelle Weise. Stefan Nölke, mdr figaro
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