Einblicke in ein ziemlich schillerndes Milieu - David Foster Wallace goes PornoindustrieJedes Jahr findet im Caesars Palace in Las Vegas die Verleihung der Adult Video News Awards statt, der Oscars der Pornoindustrie. Im Auftrag der Zeitschrift Premiere besucht David Foster Wallace 1998 die Preisverleihung sowie die zugehörige Pornomesse und lässt sich dort von Branchenjournalisten mit so schönen Namen wie Dick Filth die subtilen Hierarchien, erbittertsten Branchenfehden und wildesten Gerüchte dieser ziemlich flamboyanten Parallelkultur näherbringen. Er schreibt über geklaute Trophäen, größenwahnsinnige Regisseure, naturschöne Darstellerinnen, wahre Klischees und das Pornobusiness als gänzlich ironiefreie Zone.Brillant beobachtet und sehr, sehr lustig - David Foster Wallace at his best!
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.07.2017Rote Lippen soll
man recherchieren
Glossar (Achtung, es folgt Pornojargon und schön ist der nun nicht, aber essenziell, um den Ton dieses großartigen kleinen Buches zu erfassen): Ein Steher ist ein „verlässlich potenter männlicher Darsteller“. Einer, der jederzeit einen Ständer, also „eine kamerataugliche Erektion“, zustande (sic.) bringt. Warten auf den Steher ist immer nötig, wenn ihm das nicht gelingt. Hier kann Fluffen helfen, was „eine nicht gefilmte orale Aktivität“ bezeichnet, „die den Ständer eines Stehers anregen, erhalten oder verstärken soll.“ Noch da? Dann eilig dieses wunderbare Buch besorgen.
David Foster Wallace besucht darin die „Adult Video News Awards“ – die Oscars der Pornoindustrie. Und was er 1998 vom „Großen roten Sohn“ Hollywoods mitbringt, ist eine seltsam aktuelle Reportage (mit ausufernden Fußnoten) – brillant und überraschend liebevoll beobachtet und sehr, sehr lustig. Eine Übung enthält das Buch auch: „Verwenden Sie mindestes acht der vorgenannten Begriffe in einem klar gegliederten englischen Satz.“ Die Musterlösung ist schauderhaft. Und rührend.
JAKOB BIAZZA
David Foster Wallace:
Der große rote
Sohn. Aus dem
Englischen von Ulrich
Blumenbach.
Kiepenheuer & Witsch
Verlag, Köln 2017.
112 Seiten, 7,99 Euro.
E-Book 7,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Glossar (Achtung, es folgt Pornojargon und schön ist der nun nicht, aber essenziell, um den Ton dieses großartigen kleinen Buches zu erfassen): Ein Steher ist ein „verlässlich potenter männlicher Darsteller“. Einer, der jederzeit einen Ständer, also „eine kamerataugliche Erektion“, zustande (sic.) bringt. Warten auf den Steher ist immer nötig, wenn ihm das nicht gelingt. Hier kann Fluffen helfen, was „eine nicht gefilmte orale Aktivität“ bezeichnet, „die den Ständer eines Stehers anregen, erhalten oder verstärken soll.“ Noch da? Dann eilig dieses wunderbare Buch besorgen.
David Foster Wallace besucht darin die „Adult Video News Awards“ – die Oscars der Pornoindustrie. Und was er 1998 vom „Großen roten Sohn“ Hollywoods mitbringt, ist eine seltsam aktuelle Reportage (mit ausufernden Fußnoten) – brillant und überraschend liebevoll beobachtet und sehr, sehr lustig. Eine Übung enthält das Buch auch: „Verwenden Sie mindestes acht der vorgenannten Begriffe in einem klar gegliederten englischen Satz.“ Die Musterlösung ist schauderhaft. Und rührend.
JAKOB BIAZZA
David Foster Wallace:
Der große rote
Sohn. Aus dem
Englischen von Ulrich
Blumenbach.
Kiepenheuer & Witsch
Verlag, Köln 2017.
112 Seiten, 7,99 Euro.
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»Wallace hat für seine Generation diesen großen amerikanischen Roman geschrieben.« Die Welt 201711