Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2000Alice in Butter
Vom dunklen Herz der Männergesellschaft – ein weiteres Buch von Alice Schwarzer
Eine „frustrierte Tucke hat andere frustrierte Tucken schamlos ausgebeutet”, um einen Bestseller zu schreiben – bemerkte 1975 ein männlicher Rezensent hämisch, nachdem „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen” erschienen war. Das Buch, in dem „Frauen über sich selbst” redeten, machte Alice Schwarzer, die in der Frauenbewegung schon einen Namen hatte, auf einen Schlag berühmt. Beliebt machte es sie nicht. Da schrieb eine Feministin über das männliche Sexualmonopol, das es zu durchbrechen gelte. Die Männer, diese Sexualmonopolisten, konnten das nicht gut finden, und auch die meisten Frauen wollten, romantisch und naiv, wie sie nun mal waren, gern weiter an eine faire Chance für eine Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau glauben. Eine Rezensentin bekannte, sie sei, anders als die meisten Schwarzer-Hasser, „Alice persönlich zugetan”. Dennoch finde sie das Buch desaströs, weil es alle Schuld am Geschlechterkonflikt nur den bösen Männern zuschreibe.
25 Jahre sind seither vergangen, der Geschlechterkampf ist fortgesetzt worden, die Frauenbewegung hat viele, aber nicht genug Erfolge errungen. Alice Schwarzer hat viele Emma-Hefte und rund zehn weitere Bücher publiziert, und nun kommt, sozusagen, die Fortsetzung des „Kleinen Unterschieds” auf den Markt. In „Der große Unterschied” schreibt Alice Schwarzer, so der Untertitel, „gegen die Spaltung von Menschen in Männer und Frauen” an. Und weil sie schon so viel veröffentlicht hat und aus dem eigenen Archiv zehren kann, hat sie kurzerhand sich selbst ausgebeutet.
Selbstreferenzialität nennt man in der Wissenschaft, was sie mit ihrem neuen Buch betreibt. Einfacher gesagt: Sie schreibt von sich selbst ab, und stellt dabei immer wieder fest, wie bedeutend sie doch war und ist. Im neuen Werk häufen sich die Hinweise darauf, welche Themen die Autorin schon vor Jahren als erste angesprochen, welche Tabus sie als erste durchbrochen hat – und warum das in vielen Fällen nicht wirklich etwas geholfen hat. Darin liegt auch die Krux dieses Buches: Es ist ausgesprochen eitel, an vielen Stellen redundant und an anderen richtig und wichtig. Eitel ist es, weil Alice Schwarzer bekanntlich selbst ihr größter Fan ist. Redundant ist es, weil man einen Themenkreis, der die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts in einer patriarchalischen Gesellschaft behandelt, nicht endlos ausdehnen kann.
Andererseits muss das Buch selbstredend redundant sein. Nur wenn Frauen tatsächlich die Hälfte des Himmels und der Erde erobert hätten, müsste sich eine Feministin nicht mehr unentwegt wiederholen. Unerträglich sind hingegen jene Passagen, in denen Alice Schwarzer in dunklen Andeutungen mit ihren Gegnern abrechnet – so handelt ein Kapitel „Von Schlangen und Schwestern”.
Die Grundthese des Buches lautet überspitzt und verkürzt: Jeder Konflikt in einer Gesellschaft ist letztlich eine Folge männlicher Gewalt. Frauen sind „das gefolterte Geschlecht”, und die Sexualgewalt ist das „dunkle Herz” der Männerherrschaft. Die mysteriöse Formulierung vom dunklen Herzen gefällt Alice Schwarzer offenbar so gut, dass sie sich mehrmals auf den knapp 300 Seiten findet. Einerseits, so Schwarzer, zerbreche der Mann am selbstauferlegten Männlichkeitswahn, andererseits wolle er nicht davon lassen. Wiewohl es, wider alle Ideologie, keinen nachweisbaren Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt (selbst Penis und Scheide seien ja, bis auf die Topografie, letztlich vergleichbare Organe), dient der den Frauen aufgezwungene Mythos vom kleinen, großen Unterschied dazu, Rollenzwänge und Machtverhältnisse zu zementieren.
Der schlimme Woody Allen
Die Grundlage aller Gewalt – auch jener, die sich in fundamentalistischen Ideologien oder fremdenfeindlichen Einstellungen zeigt – ist der männliche Trieb. Männliche Dominanz im Bett ziele auf eine „Zwangs-Heterosexualität”, die die Männerwelt erhalten helfe und Frauen bis auf weiteres unterdrücke und traumatisiere. Und weil der Mann meist oben liegen will und überhaupt der Mythos Sexualität untrennbar mit den männlichen Mythen von Macht und Tod verbunden ist, folgen, gleichsam im nahtlosen Übergang, Überlegungen zum sexuellen Missbrauch, dessen sich bekanntlich meist nahe Verwandte schuldig machen, zu Pornografie und Abtreibung. Weil dazu nicht sehr viele neue Fakten beizutragen sind, versteigt sich Alice Schwarzer zu der gewagten These, die westliche Gesellschaft solidarisiere sich mit den Vergewaltigern, nicht mit den Opfern.
Ihr Beispiel: Woody Allen. Nachdem bekannt geworden war, dass Allen Sex mit seiner minderjährigen Adoptivtochter hatte, und der Kinderarzt der Familie den Filmemacher wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch seines leiblichen Sohnes Dylan angezeigt hatte, sei eine „Welle von Hohn und Spott” durch die europäischen Feuilletons gelaufen. „Doch der galt nicht Allen, sondern Mia Farrow (der Ehefrau), dieser frustrierten, hysterischen Mutterkuh”. Das ist schlicht nicht wahr. Wer die Feuilletons dieser Monate liest, stößt auf allgemeines Entsetzen; von einer „Leugnung der Schuld der Täter” konnte keine Rede sein. Aber eine andere Interpretation des Falles hätte wohl nicht ins Programm gepasst. Was fatal ist, denn dort, wo das Buch am stärksten hätte sein können – dort, wo Tabus erst in den letzten Jahren aufgebrochen sind, wo ein gesellschaftliches Bewusstsein für die grauenhafte Alltäglichkeit sexuellen Missbrauchs gerade erst entsteht, da verliert sich Schwarzer in Allgemeinplätze vom (Trieb-)Täter in jedem Mann und ertränkt die eigene Argumentation im Überschwang.
Alice Schwarzer erschlägt den Leser häufig mit rhetorischen Fragen wie „Haben Frauen keine Menschenrechte?”, nur um, ein paar Seiten weiter, überaus differenziert darüber nachzudenken, warum eigentlich das Phänomen des „Frauenhasses”, anders als der Rassenhass, noch keinen Eingang in die juristische und politische Literatur gefunden, geschweige denn zu Lichterketten geführt hat. Immer wieder denkt die Vorreiterin der deutschen Frauenbewegung darüber nach, warum die junge Generation zwar eine Fortsetzung des Kampfes um die Gleichberechtigung will, andererseits aber nur in Maßen gut auf Alice Schwarzer zu sprechen ist.
Aus ihren Antworten auf diese Frage spricht Genugtuung darüber, dass ihre Botschaft in Teilen angekommen ist. Und ein unterschwelliger Hohn darüber, dass die jungen Frauen von heute immer noch glauben, Sex mit Männern könne Spaß machen, sie könnten ihren Ehemann zur Teilhabe am Haushalt erziehen und das Aufziehen von Kindern sei eine durchaus lohnende und manchmal sogar erfreuliche Sache. Diese Dummchen, ruft sie dann leise, haben nicht verstanden, worum es wirklich geht. Und dass das, was sie wollen, eben nicht geht. Wenn dem so wäre, wäre der Großteil aller Frauen überaus blöd – man könnte auch sagen: dämlich. Die Emma-Herausgeberin fordert ihre Leserinnen auf, sich zu entscheiden: Puppe oder Präsidentin, Objekt oder Subjekt, begehrte Frau oder eigenständiger Mensch. Aber so ausschließlich sind die Optionen nicht. Sind es nie gewesen, werden es nie sein. Das ist ja das Fatale.
CATHRIN KAHLWEIT
ALICE SCHWARZER: Der große Unterschied. Gegen die Spaltung von Menschen in Männer und Frauen. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000. 289 Seiten, 39,90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Vom dunklen Herz der Männergesellschaft – ein weiteres Buch von Alice Schwarzer
Eine „frustrierte Tucke hat andere frustrierte Tucken schamlos ausgebeutet”, um einen Bestseller zu schreiben – bemerkte 1975 ein männlicher Rezensent hämisch, nachdem „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen” erschienen war. Das Buch, in dem „Frauen über sich selbst” redeten, machte Alice Schwarzer, die in der Frauenbewegung schon einen Namen hatte, auf einen Schlag berühmt. Beliebt machte es sie nicht. Da schrieb eine Feministin über das männliche Sexualmonopol, das es zu durchbrechen gelte. Die Männer, diese Sexualmonopolisten, konnten das nicht gut finden, und auch die meisten Frauen wollten, romantisch und naiv, wie sie nun mal waren, gern weiter an eine faire Chance für eine Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau glauben. Eine Rezensentin bekannte, sie sei, anders als die meisten Schwarzer-Hasser, „Alice persönlich zugetan”. Dennoch finde sie das Buch desaströs, weil es alle Schuld am Geschlechterkonflikt nur den bösen Männern zuschreibe.
25 Jahre sind seither vergangen, der Geschlechterkampf ist fortgesetzt worden, die Frauenbewegung hat viele, aber nicht genug Erfolge errungen. Alice Schwarzer hat viele Emma-Hefte und rund zehn weitere Bücher publiziert, und nun kommt, sozusagen, die Fortsetzung des „Kleinen Unterschieds” auf den Markt. In „Der große Unterschied” schreibt Alice Schwarzer, so der Untertitel, „gegen die Spaltung von Menschen in Männer und Frauen” an. Und weil sie schon so viel veröffentlicht hat und aus dem eigenen Archiv zehren kann, hat sie kurzerhand sich selbst ausgebeutet.
Selbstreferenzialität nennt man in der Wissenschaft, was sie mit ihrem neuen Buch betreibt. Einfacher gesagt: Sie schreibt von sich selbst ab, und stellt dabei immer wieder fest, wie bedeutend sie doch war und ist. Im neuen Werk häufen sich die Hinweise darauf, welche Themen die Autorin schon vor Jahren als erste angesprochen, welche Tabus sie als erste durchbrochen hat – und warum das in vielen Fällen nicht wirklich etwas geholfen hat. Darin liegt auch die Krux dieses Buches: Es ist ausgesprochen eitel, an vielen Stellen redundant und an anderen richtig und wichtig. Eitel ist es, weil Alice Schwarzer bekanntlich selbst ihr größter Fan ist. Redundant ist es, weil man einen Themenkreis, der die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts in einer patriarchalischen Gesellschaft behandelt, nicht endlos ausdehnen kann.
Andererseits muss das Buch selbstredend redundant sein. Nur wenn Frauen tatsächlich die Hälfte des Himmels und der Erde erobert hätten, müsste sich eine Feministin nicht mehr unentwegt wiederholen. Unerträglich sind hingegen jene Passagen, in denen Alice Schwarzer in dunklen Andeutungen mit ihren Gegnern abrechnet – so handelt ein Kapitel „Von Schlangen und Schwestern”.
Die Grundthese des Buches lautet überspitzt und verkürzt: Jeder Konflikt in einer Gesellschaft ist letztlich eine Folge männlicher Gewalt. Frauen sind „das gefolterte Geschlecht”, und die Sexualgewalt ist das „dunkle Herz” der Männerherrschaft. Die mysteriöse Formulierung vom dunklen Herzen gefällt Alice Schwarzer offenbar so gut, dass sie sich mehrmals auf den knapp 300 Seiten findet. Einerseits, so Schwarzer, zerbreche der Mann am selbstauferlegten Männlichkeitswahn, andererseits wolle er nicht davon lassen. Wiewohl es, wider alle Ideologie, keinen nachweisbaren Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt (selbst Penis und Scheide seien ja, bis auf die Topografie, letztlich vergleichbare Organe), dient der den Frauen aufgezwungene Mythos vom kleinen, großen Unterschied dazu, Rollenzwänge und Machtverhältnisse zu zementieren.
Der schlimme Woody Allen
Die Grundlage aller Gewalt – auch jener, die sich in fundamentalistischen Ideologien oder fremdenfeindlichen Einstellungen zeigt – ist der männliche Trieb. Männliche Dominanz im Bett ziele auf eine „Zwangs-Heterosexualität”, die die Männerwelt erhalten helfe und Frauen bis auf weiteres unterdrücke und traumatisiere. Und weil der Mann meist oben liegen will und überhaupt der Mythos Sexualität untrennbar mit den männlichen Mythen von Macht und Tod verbunden ist, folgen, gleichsam im nahtlosen Übergang, Überlegungen zum sexuellen Missbrauch, dessen sich bekanntlich meist nahe Verwandte schuldig machen, zu Pornografie und Abtreibung. Weil dazu nicht sehr viele neue Fakten beizutragen sind, versteigt sich Alice Schwarzer zu der gewagten These, die westliche Gesellschaft solidarisiere sich mit den Vergewaltigern, nicht mit den Opfern.
Ihr Beispiel: Woody Allen. Nachdem bekannt geworden war, dass Allen Sex mit seiner minderjährigen Adoptivtochter hatte, und der Kinderarzt der Familie den Filmemacher wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch seines leiblichen Sohnes Dylan angezeigt hatte, sei eine „Welle von Hohn und Spott” durch die europäischen Feuilletons gelaufen. „Doch der galt nicht Allen, sondern Mia Farrow (der Ehefrau), dieser frustrierten, hysterischen Mutterkuh”. Das ist schlicht nicht wahr. Wer die Feuilletons dieser Monate liest, stößt auf allgemeines Entsetzen; von einer „Leugnung der Schuld der Täter” konnte keine Rede sein. Aber eine andere Interpretation des Falles hätte wohl nicht ins Programm gepasst. Was fatal ist, denn dort, wo das Buch am stärksten hätte sein können – dort, wo Tabus erst in den letzten Jahren aufgebrochen sind, wo ein gesellschaftliches Bewusstsein für die grauenhafte Alltäglichkeit sexuellen Missbrauchs gerade erst entsteht, da verliert sich Schwarzer in Allgemeinplätze vom (Trieb-)Täter in jedem Mann und ertränkt die eigene Argumentation im Überschwang.
Alice Schwarzer erschlägt den Leser häufig mit rhetorischen Fragen wie „Haben Frauen keine Menschenrechte?”, nur um, ein paar Seiten weiter, überaus differenziert darüber nachzudenken, warum eigentlich das Phänomen des „Frauenhasses”, anders als der Rassenhass, noch keinen Eingang in die juristische und politische Literatur gefunden, geschweige denn zu Lichterketten geführt hat. Immer wieder denkt die Vorreiterin der deutschen Frauenbewegung darüber nach, warum die junge Generation zwar eine Fortsetzung des Kampfes um die Gleichberechtigung will, andererseits aber nur in Maßen gut auf Alice Schwarzer zu sprechen ist.
Aus ihren Antworten auf diese Frage spricht Genugtuung darüber, dass ihre Botschaft in Teilen angekommen ist. Und ein unterschwelliger Hohn darüber, dass die jungen Frauen von heute immer noch glauben, Sex mit Männern könne Spaß machen, sie könnten ihren Ehemann zur Teilhabe am Haushalt erziehen und das Aufziehen von Kindern sei eine durchaus lohnende und manchmal sogar erfreuliche Sache. Diese Dummchen, ruft sie dann leise, haben nicht verstanden, worum es wirklich geht. Und dass das, was sie wollen, eben nicht geht. Wenn dem so wäre, wäre der Großteil aller Frauen überaus blöd – man könnte auch sagen: dämlich. Die Emma-Herausgeberin fordert ihre Leserinnen auf, sich zu entscheiden: Puppe oder Präsidentin, Objekt oder Subjekt, begehrte Frau oder eigenständiger Mensch. Aber so ausschließlich sind die Optionen nicht. Sind es nie gewesen, werden es nie sein. Das ist ja das Fatale.
CATHRIN KAHLWEIT
ALICE SCHWARZER: Der große Unterschied. Gegen die Spaltung von Menschen in Männer und Frauen. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000. 289 Seiten, 39,90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Platt, polemisch, gleichmacherisch, einebnend, selbstgerecht, altmodisch, die Liste der Alice Schwarzer nachgesagten Attribute in Bezug auf ihr neues Buch ließe sich bequem fortsetzen. Sie hat jede Menge Einwände und doch findet Heide Oestreich `Den großen Unterschied`: notwendig. Wer sonst würde bestimmte Fragen noch stellen? 25 Jahre nach `Der kleine Unterschied` zieht Schwarzer also Bilanz, und es sieht trotz aller Erfolge der Frauenbewegung düster aus, referiert Oestreich. Frauen dürfen zwar `mitspielen`, rekapituliert sie Schwarzers Thesen - die neue Variante heißt natürlich `Barbie im Business-Kostüm` -, aber wehe sie spielten nicht mit wie vorgeschrieben. Es sei Schwarzers alte These der Sexualgewalt, mit der die Autorin das Steckenbleiben der Frauenoffensive erkläre. Das stört die Rezensentin weniger als die Tatsache, dass Schwarzer alle Geschlechterdifferenz leugne, Gebärfähigkeit und Mutterschaft schlicht ignoriere und damit aber alle, die sich dazu bekennen, ausschließe. Schwarzers Aufklärungsbegriff stammt noch aus Zeiten, `bevor die Postmoderne das Differente, das Inkommensurable einklagte`, schreibt Oestreich - dennoch Aufklärung sei erforderlich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Das Buch ist das Scharfsinnigste, Bestbeobachtete und Einleuchtenste zum Thema. Wunderbar geglückt der Balanceact zwischen Prinzipientreue und Verständnissuche." Ralph Giordano
Für die Menschenrechte
Mit der Rede vom "Großen Unterschied" signalisiert Schwarzer, dass Mann und Frau heute noch weit mehr trennt als der "kleine Unterschied". Ihre Bilanz nach 25 Jahren ist nicht eben heiter. Die Diagnose lautet: Wir befinden uns im Highnoon des Geschlechterkampfes - so der Titel des Eingangskapitels. Alice Schwarzer ist älter geworden, aber nicht weniger mutig. Trotz aller Anfeindungen, Hasstiraden und Diffamierungen, die sie ertragen musste, schreibt sie weiterhin genau das, was sie denkt. Sie ist reifer geworden, wagt es, Fragen zu stellen und Kampfrituale der frühen Siebziger in Zweifel zu ziehen. Nicht aber ihre Grundaussage: Männer wie Frauen haben weibliche und männliche Seiten. Beide wollen angenommen und genutzt sein. Dann verschwindet die Spaltung in Mann und Frau, und es kommt das in den Blick, worum es Schwarzer geht: Menschen und Menschenrechte.
Frauen nehmen ihr Leben in die eigene Hand
Was hat sich geändert? Frauen sind zunehmend dabei, ihren Weg selbst zu bestimmen. Sie entscheiden bewusst über ihr Leben. Sie streben in den Beruf und kämpfen um Chancengleichheit. Sie planen ihre Kinder. Und sie bekommen weniger. Sie heiraten seltener, und wenn, dann später. Doch die Bedrohungen dieser Errungenschaften sind allgegenwärtig: Gewalt in der Familie, zu wenig Teilzeitjobs, kaum Kinderbetreuungsangebote... Im stärksten Kapitel des Buches widmet sich Schwarzer schließlich dem Thema sexuelle Gewalt: von Sexualpolitik über Prostitution und Frauenhandel bis zum Fundamentalismus, den sie als "Faschismus im Namen Gottes" bezeichnet. "Aber wo ist die Frauenbewegung?", fragt sie selbst und gibt auf 16 Seiten eine doch recht kurze Antwort; eine Antwort zumal, die auch etwas von ihrer eigenen Ratlosigkeit vermittelt.
(Mathias Voigt, literaturtest.de)
Mit der Rede vom "Großen Unterschied" signalisiert Schwarzer, dass Mann und Frau heute noch weit mehr trennt als der "kleine Unterschied". Ihre Bilanz nach 25 Jahren ist nicht eben heiter. Die Diagnose lautet: Wir befinden uns im Highnoon des Geschlechterkampfes - so der Titel des Eingangskapitels. Alice Schwarzer ist älter geworden, aber nicht weniger mutig. Trotz aller Anfeindungen, Hasstiraden und Diffamierungen, die sie ertragen musste, schreibt sie weiterhin genau das, was sie denkt. Sie ist reifer geworden, wagt es, Fragen zu stellen und Kampfrituale der frühen Siebziger in Zweifel zu ziehen. Nicht aber ihre Grundaussage: Männer wie Frauen haben weibliche und männliche Seiten. Beide wollen angenommen und genutzt sein. Dann verschwindet die Spaltung in Mann und Frau, und es kommt das in den Blick, worum es Schwarzer geht: Menschen und Menschenrechte.
Frauen nehmen ihr Leben in die eigene Hand
Was hat sich geändert? Frauen sind zunehmend dabei, ihren Weg selbst zu bestimmen. Sie entscheiden bewusst über ihr Leben. Sie streben in den Beruf und kämpfen um Chancengleichheit. Sie planen ihre Kinder. Und sie bekommen weniger. Sie heiraten seltener, und wenn, dann später. Doch die Bedrohungen dieser Errungenschaften sind allgegenwärtig: Gewalt in der Familie, zu wenig Teilzeitjobs, kaum Kinderbetreuungsangebote... Im stärksten Kapitel des Buches widmet sich Schwarzer schließlich dem Thema sexuelle Gewalt: von Sexualpolitik über Prostitution und Frauenhandel bis zum Fundamentalismus, den sie als "Faschismus im Namen Gottes" bezeichnet. "Aber wo ist die Frauenbewegung?", fragt sie selbst und gibt auf 16 Seiten eine doch recht kurze Antwort; eine Antwort zumal, die auch etwas von ihrer eigenen Ratlosigkeit vermittelt.
(Mathias Voigt, literaturtest.de)