Für die Menschenrechte
Mit der Rede vom "Großen Unterschied" signalisiert Schwarzer, dass Mann und Frau heute noch weit mehr trennt als der "kleine Unterschied". Ihre Bilanz nach 25 Jahren ist nicht eben heiter. Die Diagnose lautet: Wir befinden uns im Highnoon des Geschlechterkampfes - so der Titel des Eingangskapitels. Alice Schwarzer ist älter geworden, aber nicht weniger mutig. Trotz aller Anfeindungen, Hasstiraden und Diffamierungen, die sie ertragen musste, schreibt sie weiterhin genau das, was sie denkt. Sie ist reifer geworden, wagt es, Fragen zu stellen und Kampfrituale der frühen Siebziger in Zweifel zu ziehen. Nicht aber ihre Grundaussage: Männer wie Frauen haben weibliche und männliche Seiten. Beide wollen angenommen und genutzt sein. Dann verschwindet die Spaltung in Mann und Frau, und es kommt das in den Blick, worum es Schwarzer geht: Menschen und Menschenrechte.
Frauen nehmen ihr Leben in die eigene Hand
Was hat sich geändert? Frauen sind zunehmend dabei, ihren Weg selbst zu bestimmen. Sie entscheiden bewusst über ihr Leben. Sie streben in den Beruf und kämpfen um Chancengleichheit. Sie planen ihre Kinder. Und sie bekommen weniger. Sie heiraten seltener, und wenn, dann später. Doch die Bedrohungen dieser Errungenschaften sind allgegenwärtig: Gewalt in der Familie, zu wenig Teilzeitjobs, kaum Kinderbetreuungsangebote... Im stärksten Kapitel des Buches widmet sich Schwarzer schließlich dem Thema sexuelle Gewalt: von Sexualpolitik über Prostitution und Frauenhandel bis zum Fundamentalismus, den sie als "Faschismus im Namen Gottes" bezeichnet. "Aber wo ist die Frauenbewegung?", fragt sie selbst und gibt auf 16 Seiten eine doch recht kurze Antwort; eine Antwort zumal, die auch etwas von ihrer eigenen Ratlosigkeit vermittelt.
(Mathias Voigt, literaturtest.de)
Mit der Rede vom "Großen Unterschied" signalisiert Schwarzer, dass Mann und Frau heute noch weit mehr trennt als der "kleine Unterschied". Ihre Bilanz nach 25 Jahren ist nicht eben heiter. Die Diagnose lautet: Wir befinden uns im Highnoon des Geschlechterkampfes - so der Titel des Eingangskapitels. Alice Schwarzer ist älter geworden, aber nicht weniger mutig. Trotz aller Anfeindungen, Hasstiraden und Diffamierungen, die sie ertragen musste, schreibt sie weiterhin genau das, was sie denkt. Sie ist reifer geworden, wagt es, Fragen zu stellen und Kampfrituale der frühen Siebziger in Zweifel zu ziehen. Nicht aber ihre Grundaussage: Männer wie Frauen haben weibliche und männliche Seiten. Beide wollen angenommen und genutzt sein. Dann verschwindet die Spaltung in Mann und Frau, und es kommt das in den Blick, worum es Schwarzer geht: Menschen und Menschenrechte.
Frauen nehmen ihr Leben in die eigene Hand
Was hat sich geändert? Frauen sind zunehmend dabei, ihren Weg selbst zu bestimmen. Sie entscheiden bewusst über ihr Leben. Sie streben in den Beruf und kämpfen um Chancengleichheit. Sie planen ihre Kinder. Und sie bekommen weniger. Sie heiraten seltener, und wenn, dann später. Doch die Bedrohungen dieser Errungenschaften sind allgegenwärtig: Gewalt in der Familie, zu wenig Teilzeitjobs, kaum Kinderbetreuungsangebote... Im stärksten Kapitel des Buches widmet sich Schwarzer schließlich dem Thema sexuelle Gewalt: von Sexualpolitik über Prostitution und Frauenhandel bis zum Fundamentalismus, den sie als "Faschismus im Namen Gottes" bezeichnet. "Aber wo ist die Frauenbewegung?", fragt sie selbst und gibt auf 16 Seiten eine doch recht kurze Antwort; eine Antwort zumal, die auch etwas von ihrer eigenen Ratlosigkeit vermittelt.
(Mathias Voigt, literaturtest.de)
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Platt, polemisch, gleichmacherisch, einebnend, selbstgerecht, altmodisch, die Liste der Alice Schwarzer nachgesagten Attribute in Bezug auf ihr neues Buch ließe sich bequem fortsetzen. Sie hat jede Menge Einwände und doch findet Heide Oestreich `Den großen Unterschied`: notwendig. Wer sonst würde bestimmte Fragen noch stellen? 25 Jahre nach `Der kleine Unterschied` zieht Schwarzer also Bilanz, und es sieht trotz aller Erfolge der Frauenbewegung düster aus, referiert Oestreich. Frauen dürfen zwar `mitspielen`, rekapituliert sie Schwarzers Thesen - die neue Variante heißt natürlich `Barbie im Business-Kostüm` -, aber wehe sie spielten nicht mit wie vorgeschrieben. Es sei Schwarzers alte These der Sexualgewalt, mit der die Autorin das Steckenbleiben der Frauenoffensive erkläre. Das stört die Rezensentin weniger als die Tatsache, dass Schwarzer alle Geschlechterdifferenz leugne, Gebärfähigkeit und Mutterschaft schlicht ignoriere und damit aber alle, die sich dazu bekennen, ausschließe. Schwarzers Aufklärungsbegriff stammt noch aus Zeiten, `bevor die Postmoderne das Differente, das Inkommensurable einklagte`, schreibt Oestreich - dennoch Aufklärung sei erforderlich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Das Buch ist das Scharfsinnigste, Bestbeobachtete und Einleuchtenste zum Thema. Wunderbar geglückt der Balanceact zwischen Prinzipientreue und Verständnissuche." Ralph Giordano