Im Almanach »Der Blaue Reiter« schreibt Wassily Kandinsky, das Kunstwerk entwickle sich zwischen zwei Polen, der »großen Abstraktion« und der »großen Realistik«. Diese zwei, scheinbar widersprüchlichen Positionen spiegeln sich in den Gemälden Robert Delaunays und Henri Rousseaus, die für die Maler des »Blauen Reiters« wegweisend waren, indem sie die Vision einer »reinen« Abstraktion und den Bezug auf Urformen der Kreativität das Volkstümliche, das Außereuropäische, das Naive veranschaulichen. Ausstellung und Katalog stellen die Frage nach dem gemeinsamen Nenner dieser stilistischen und formalen Vielfalt, indem sie Werke von Kandinsky, Münter, Jawlensky, Macke, Klee, Marc und Erbslöh nicht nur mit Rousseau und Delaunay, sondern auch mit oberbayerischer Glasmalerei und mit Objekten außereuropäischer Kunst konfrontieren. So ergibt sich das Bild einer Avantgardebewegung, die von einer rückwärtsgewandten Utopie geprägt war, von der Idee einer Erneuerung durch die Besinnung auf das Wesentliche und Ursprüngliche Hoffnungen, die der Erste Weltkrieg zerstörte.