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Volle Kraft voraus - Lebensmut auch ohne Beine
- Mit einem Vorwort von Xavier Naidoo -Ein Lesebuch der besonderen Art -Eine außergewöhnliche Lebensgeschichte, frech und charmant erzählt -Die etwas andere Perspektive auf die Welt und das Leben
Der Unfall passierte mit einem Motorrad auf einer Raststätte. Ein LKW überrollte ihn und zerschmetterte seine Beine. Heute, nach unzähligen Operationen und langen Jahren Kampf steht Florian Sitzmann "mit beiden Beinen im Leben". Sitzmann liebt Geschwindigkeit und hat ein besonderes Faible für Autos. Mit seinem Lotus unternimmt er Nachtfahrten von…mehr

Produktbeschreibung
Volle Kraft voraus - Lebensmut auch ohne Beine

- Mit einem Vorwort von Xavier Naidoo
-Ein Lesebuch der besonderen Art
-Eine außergewöhnliche Lebensgeschichte, frech und charmant erzählt
-Die etwas andere Perspektive auf die Welt und das Leben

Der Unfall passierte mit einem Motorrad auf einer Raststätte. Ein LKW überrollte ihn und zerschmetterte seine Beine. Heute, nach unzähligen Operationen und langen Jahren Kampf steht Florian Sitzmann "mit beiden Beinen im Leben".
Sitzmann liebt Geschwindigkeit und hat ein besonderes Faible für Autos. Mit seinem Lotus unternimmt er Nachtfahrten von Raststätte zu Raststätte und lässt sein bisheriges Leben an sich vorbeiziehen. Sitzmann zieht ein Resümee und vermittelt den Leserinnen und Lesern auf charmante Weise, wie positiv und lebenswert das Leben - auch mit Behinderung - ist, und über welche Dinge es lohnt, intensiver nachzudenken.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2009

"Tolle Autos, Kumpels, Mädels, Party"

Wie lebt es sich ohne Beine? Der Darmstädter Florian Sitzmann hat ein Buch darüber geschrieben.

Von Rainer Hein

DARMSTADT. Er hörte erst einen Knall. Dann flog er durch die Luft. Als er auf dem Asphalt der Autobahn aufschlug, spürte er noch keinen Schmerz. "Ich hab nur gedacht, die Haxen sind wahrscheinlich ziemlich kaputt. Aber ich hätte nie gedacht, dass sie so kaputt sind, dass man sie absägen muss."

Mit dieser Beschreibung über jenen Tag im August 1992, an dem Florian Sitzmann zusammen mit seinem Freund Stephan auf einem Motorrad verunglückte, beginnt das erste Kapitel eines Buch, das den Titel trägt "Der halbe Mann. Dem Leben Beine machen". 17 Jahre nach dem Unfall hat der dreiunddreißigjährige Sitzmann darin zu Papier gebracht, wie es mit ihm weiterging. Wer die Lebensbeschreibung des "halben Mannes" in die Hand nimmt, sollte für Überraschungen gewappnet sein. Die 190 Seiten verändern den Blick auf das, was sich viele unter einem "Behinderten" vorstellen.

Über Sitzmanns Beine war damals an der Autobahnauffahrt der Raststätte "Hunsrück" nach dem Sturz vom Motorrad ein Lastwagen hinweggerollt. Das hatte Sitzmann überhaupt nicht wahrgenommen. Als er im Krankenhaus aus der Narkose erwachte, ahnte er nicht, wie es um ihn stand. Vielmehr bat er seinen Vater am Krankenbett, seine schweren Beine bequemer zu legen. "Was meinst du, was von Beinen noch übrig ist, wenn ein Laster drübergefahren ist?", fragte der seinen Sohn. "Auf einmal war alles still. Alles war auf einmal deutlich und klar. Als würde ein Vorhang weggezogen. Es war mein sechzehnter Geburtstag."

Während Sitzmann über diese Tage spricht, bereitet er in seiner Darmstädter Wohnung dem Gast einen Kaffee zu und liest auf seinem iPhon schnell die neuesten Leserzuschriften. Es ist diesmal eine Frau, die ihn in einer Sendung in Bayern 3 gesehen und anschließend sein Buch gekauft hat. "Ich glaube, die meisten meiner Leser sind Frauen", sagt Sitzmann und lächelt.

Womit vielleicht das erste Vorurteil angesprochen wäre: Behinderung und Sexualität. "Der gemeine Behinderte an sich ...", so beschreibt ihn Sitzmann ironisch, hat einen praktischen Kombi, einen praktischen Rollstuhl, sitzt meist vor dem Computer, legt den Behindertenausweis brav hinter die Windschutzscheibe - und Frauen gibt es für ihn keine, "und wenn, sind sie ebenfalls behindert". Was aber macht Sitzmann? Er frönt seiner Autoleidenschaft in einem Sportwagen Super Seven, lebt seine Technikverliebtheit in Spezial-Rollstühlen aus und seinen Bewegungs- und Lebensdrang in Sportwettkämpfen. 2003 holte er den Titel des Deutschen Meisters im Handbike-Einzelfahren, anschließend nahm er an den Paralympics in Athen teil, und mit Stephan, der bei dem Unfall das Motorrad fuhr, bestand er später sogar die "große Kraftprobe" in Norwegen - 540 Kilometer von Trondheim nach Oslo in 30 Stunden und 30 Minuten.

Was aber den Sex betrifft: Für die Frauen, die mit ihm seit dem Unfall intim wurden, "waren meine fehlenden Beine kein Problem, weil es genug vom anderen Sitzmann gab". Vielleicht, so vermutet er, fanden manche Frauen das Liebesspiel mit ihm ja sogar deshalb erotisch, weil er keine Beine hat: "Frauen verlieben sich ja nicht in Beine, sondern in einen Menschen."

Die Zitate zeigen: Sitzmann nennt die Dinge beim Namen, er schreibt offen, sehr persönlich und direkt und demonstriert damit eine seiner Lebenserfahrungen als "halber Mann". "Mit aller Kraft habe ich mich gegen die Schubladen gestemmt, in die mich andere stecken wollten." Gegen solche Schubladen fährt er manchmal sogar mit seinem Super Seven an: "Kein Mensch kommt auf die Idee, dass hinter solch einem Lenkrad ein Mensch ohne Beine sitzt." Was aber, wenn er auf dem Parkplatz die Tür aufmacht und in den Rollstuhl steigt? Dann symbolisiert der "halbe Mann" gewollt provokativ seine Botschaft: "Tolle Autos, lautes Lachen, Kumpels, Mädels, Party, Freunde. Alles, alles geht, mit und ohne Beine."

Gleichwohl, der deutsche Meister im Handbike-Rollstuhl präsentiert sich in seinem Buch nicht als Überflieger. Er beschreibt detailliert seine Leidensphasen in Krankenhaus und Reha-Klinik. Er erinnert an Mitpatienten, die es nicht geschafft, sondern sich das Leben genommen haben, und an die Kraft, die seine Familie ihm gegeben hat und die ihm heute auch seine zwei Jahre alte Tochter Emely schenkt, für die er das Buch eigentlich geschrieben hat. Auch geht Sitzmann mit dem Gesundheitssystem ins Gericht. Das, was Behinderte nach einen Unfall bräuchten - jemanden, der sich um sie kümmere, sich ihrer annehme, ihnen ein Ziel und eine Perspektive aufzeige -, das alles habe es damals nicht gegeben und gebe es heute oft immer noch nicht.

Dennoch ist seine Biographie ein Mut-mach-Buch: "Ich möchte der Welt und den Behinderten zeigen, dass es auch anders geht." Insbesondere seiner Tochter wolle er erklären, "dass Behinderung keine Krankheit ist und Menschen im Rollstuhl nicht dahinvegetieren, sondern leben, und das meist gut".

Und so finden sich denn in dem Buch Ratschläge und Weisheiten, die man auch anderswo lesen kann, die der Autor aber dem Leben hart abgerungen hat. Wenn er heute als Talentförderer für behinderte Kinder arbeitet, Bücher schreibt oder sich im Förderverein der Söhne Mannheims engagiert, hängt das für ihn alles mit jenem Augusttag 1992 zusammen: "So blöd sich das anhört: Aber der Unfall hat mich im Grunde zum Sinn meines Lebens geführt (...). Ich bin jetzt nicht nur ein Typ, sondern eine Marke. Ich bin der Sitzmann, der mit dem lebt, vor dem so viele Menschen eine wahnsinnige Angst haben: mit einem Handicap."

"Der halbe Mann: Dem Leben Beine machen" von Florian Sitzmann ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen, 190 Seiten, 17,95 Euro.

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