Wer den Portugiesenfriedhof in Hamburg-Altona betritt, begibt sich in eine verwirrende Buchstaben- und Bilderwelt, in ein Freiluftmuseum mit gelehrten Bibelzitaten und kunstvollen Gedichten, dekorativen Symbolen und biblischen Bildern, wahren und erfundenen Genealogien, die ein vergangenes Leben "jüdisch" imaginieren und zu Lese- und Studienmaterial verewigen. Die Namen der Verstorbenen erinnern und sprechen für die Toten, einzeln und im Kollektiv. Inschriften, Symbole und biblische Szenen lehren die "Vorbeiziehenden des Lebens" nicht nur das Sterben, sondern ermahnen und unterrichten sie, wie ein Jude leben soll. Die Toten im "Haus des Lebens" teilen uns ihre Einstellung zum Tod mit und gewähren uns Einblick in ihr Leben und die kulturelle Selbstverortung der Juden ihrer Zeit - und verwandeln so die Kunst des Sterbens in eine Kunst des Lebens.