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2 Kundenbewertungen

'Der heilige Eddy' handelt vom mysteriösen Verschwinden eines Berliner Großunternehmers und High-Society-Stars, von Klatschjournalisten, einer Stadt außer Rand und Band, einem Volkshelden wider Willen - und vom wunderbarsten Duft der Welt.

Produktbeschreibung
'Der heilige Eddy' handelt vom mysteriösen Verschwinden eines Berliner Großunternehmers und High-Society-Stars, von Klatschjournalisten, einer Stadt außer Rand und Band, einem Volkshelden wider Willen - und vom wunderbarsten Duft der Welt.
Autorenporträt
Jakob Arjouni, geboren 1964 in Frankfurt am Main, studierte zunächst, jobbte nach dem Abitur einige Jahre in Südfrankreich und lebte dann in Berlin. Er veröffentlichte Romane, Theaterstücke, Erzählungen und Hörspiele. Zusammen mit seiner Familie lebte der Autor vorwiegend in Südfrankreich. Im Januar 2013 erlag Jakob Arjouni einem Krebsleiden.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Hingerissen ist Peter Michalzik von Jakob Arjounis schmalem Roman über den Trickbetrüger Eddy, der aus Versehen einen Berliner Spekulanten umbringt und sich nun unauffällig seiner Leiche zu entledigen sucht. Schon allein, wie der Autor, der sich durch seine Kayankaya-Krimis einen Namen gemacht hat, den abgenudelten Witz mit dem Ausrutschen auf einer Bananenschale noch einmal zu Glanz verhilft, bringt den Rezensenten zum Jubeln. Ihm will es scheinen, als lege der Autor seinen ganzen Ehrgeiz in die Bewältigung der Aufgabe, wie man aus Klischees trotzdem noch ein kurzweiliges, spritziges Buch macht, und das ist ihm, wie Michalzik preist, mit ganz wenigen Ausrutschern in die Langatmigkeit und ins Prätentiöse auch mit Bravour gelungen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.06.2009

Literatur IV Die Bücher von Jakob Arjouni lesen sich ja schon seit einer ganzen Weile so, als ob er einfach keine Lust mehr hätte zum Schreiben. "Der heilige Eddy" (Diogenes, 18,90 Euro) setzt diese Entwicklung konsequent fort.

vw

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2009

Der König und die Hütchenspieler
Rasant und tricksicher wie ein Taschendieb: Jakob Arjouni erzählt in „Der heilige Eddy” aus dem Gaunermilieu Berlins zwischen Szenekultur und Raubtierkapitalismus
Eddy ist ein Feinmechaniker unter den Dieben, ein Kunsthandwerker, vielleicht sogar ein Künstler. Das fängt schon bei der Befolgung der Binsenweisheit an, im eigenen Kiez nie was zu drehen. Was passt zu Kreuzberg 61? Eddy Stein gibt sich als leicht spießiger Straßenmusiker, der mit Kollege Arkadi zusammen als Lover’s Rock Touristinnen zur besonderen Berlin-Erfahrung verhilft. Sachen wie mit Deger- oder Dregerlein, mit dem Eddy nach Minuten gut befreundet ist, dem er schmeichelnd dann den teuren Mantel auszieht, um die dick gefüllte Brieftasche zu ersetzen, organisiert er lieber am Berliner Hauptbahnhof, der Neulinge schon durch seine Treppenkunst verwirrt.
Aber nicht nur Eddy ist ein Könner. Wie Jakob Arjouni die ersten, knapp dreißig Seiten seines neuen Romans zelebriert, auf denen sich Schlange Eddy um Deger- oder Dregerlein herum bewegt, bis der Biss erfolgen kann, das hat Klasse. Überzeugend argumentiert Eddy für diesen oder jenen Trick und agiert zugleich. Als Leser wird man an die Hand genommen, kriegt einen Trickklau-Grundkurs mitverpasst und wird währenddessen auch noch ausgenommen, selber zum Dreger- oder Degerlein. Das alles in einer Sprache, die knapp und schnell ist, voller Witz, kein Wort zuviel, keins zu wenig. Deger- oder Dregerlein ist auch kein Dummkopf, sondern misstrauisch wie ein Provinz-Aufschneider, der mal wieder in der Hauptstadt anlangt, und weiß, dass das gefährlich ist.
Dabei ist Eddy kein schlechter Typ. Wenn er mit Klampfen genug verdienen würde, würde er das Klauen sicher lassen. Aber so? Arkadi, der Kinder hat und eine Frau, führt ein Entrümpelungsunternehmen, doch von Eddy, dem Genie, das eigene Texte schreibt, kann man so viel Bürgerlichkeit nicht erwarten. Wobei: als Eddy nach dem Dregerlein-Erfolg in der eigenen Wartenbergstraße auftaucht, ist seine Ruhe schnell gestört. Zwei Typen stehen vor Eddys Hinterhaus. Als Eddy im Treppenhaus dann auch noch an Horst König aus Amerika gerät, den in Neukölln geborenen „Raubtierkapitalisten” Hotte, der gerade die Tempelhofer Deo-Werke übernommen hat, sie jetzt schließen will und darum jeden Tag in der Zeitung ist, wird es ungemütlich: Der alte Rüpel König ist aggressiv, Eddys Faust findet ihren Weg zu seinem Unterleib, König klappt zusammen, stürzt die Treppe runter auf den Hinterkopf, blutet und ist tot.
Womit leider nicht nur Eddys Probleme beginnen, sondern auch die des so virtuos begonnenen Romans. Dass Königs Leibwächter von Kampf und Unfall im zweiten Altbau-Stock überhaupt nichts mitkriegen und unten bleiben, wird zwar ansatzweise erklärt, bleibt aber dennoch unglaubwürdig. Wie es konstruiert wirkt, wie Eddy das Problem „wohin mit Königs Körper” löst. In aller Schnelle holt er nicht nur Arkadi, sondern ein paar Möbelspediteure mit mannslangen Sofas her, die Eddy, dem alten Hütchenspieler, helfen sollen, die Leiche an den Däumlingen im Hof vorbei zu schmuggeln. Die Möbel sind die Hütchen, Eddy und Arkadi tragen die Leiche. Das klappt, wirkt aber aufgesetzt. Die Möbelmänner sind ein ordentliches Täuschungsmanöver, aber auch leibhaftige Papp-Figuren. Auf einmal wirkt der Text nicht mehr brillant verspielt, sondern eher umständlich ausgedacht.
Arjounis Krimis und seine anderen Romane werden gern gegen die so genannte ernste Literatur ausgespielt. Sie erzählten mehr vom Leben als alle Sträuße oder Handkes dieser Welt. Im Fall des „heiligen Eddy” muss man jedoch sagen, dass sich Arjouni die Sache in dieser Hinsicht etwas einfach macht. Der chargenhafte König bezeugt in seinem kurzen Dasein nicht mehr Wirklichkeit als die Möbelmänner. Die Geschichte vom Raubtierkapitalisten ist zu nah am Zeitungsleben dran erzählt, als dass sie eine Chance hätte, sich über ihre Schlagzeilenhaftigkeit hinaus zu entwickeln.
Auch Arkadi, Eddys Freund, ist nicht viel mehr als ein Stichwortgeber, von dem nur überdeutlich klar wird, dass er eigentlich ein Familienmensch ist. Grell überzeichnet, aber amüsant ist hingegen die Story, dass Königs unbekannter Mörder während des Geschehens zum Berliner Volksheld wird. Auch der Society-Reporter Braake trägt zur unverhofften Popularität des Killers bei. Während Eddys Affäre mit Romy, Königs widerspenstiger Tochter, daran leidet, dass die anfangs aufregend schlagfertige linke Szene-Schöne zur gedankenreichen Heiligenfigur gemacht wird. Eddy, als bedeutender Frauenkenner eingeführt, scheint ihren berauschenden Körper unglaubwürdigerweise nicht mehr wahrzunehmen. So könnte man nörgelnd fortfahren, doch vermutlich war dieser Dreger- oder Degerlein-Auftakt einfach zu gut, als dass man danach noch mit den krimiüblichen Mühen von Figuren- und Handlungskonstruktion zufrieden sein könnte. HANS-PETER KUNISCH
Jakob Arjouni
Der heilige Eddy
Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 246 Seiten, 18,90 Euro.
Wenn er mit Klampfen genug verdienen würde, würde er das Klauen sicher lassen
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»Der viel zu früh verstorbene Frankfurter Schriftsteller Jakob Arjouni war ein Spezialist für Helden in Schwierigkeiten.« Heike Hupertz / Frankfurter Allgemeine Zeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung